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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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etwas ist jetzt nicht die Zeit«, sagte Wolf verärgert. »Bringt mich zu eurem Lagermeister.«
    »Sofort, Uralter«, sagte der Ältere schnell und beeilte sich, das Tor zu öffnen.
    »Was sollte das?« flüsterte Garion Tante Pol zu.
    »Algarier sind abergläubisch«, antwortete sie knapp. »Frag nicht so viel.«
    Sie warteten, während der Schnee auf sie niedersank und auf ihren Pferden schmolz. Nach etwa einer halben Stunde öffnete sich das Tor wieder, und zwei Dutzend berittene Algarier, die in ihren nietenbeschlagenen Lederwesten und Stahlhelmen wild aussahen, brachten sechs gesattelte Pferde hinaus in den Schnee.
    Hinter ihnen ging Meister Wolf, begleitet von einem großen Mann, der den Kopf bis auf eine wehende Skalplocke kahlgeschoren hatte.
    »Du hast unser Lager mit deinem Besuch geehrt, Uralter«, sagte der große Mann, »und ich wünsche dir, daß ihr auf eurer Reise so rasch wie möglich vorwärtskommt.«
    »Ich habe wenig Befürchtungen, daß wir mit algarischen Pferden in Verzug kommen«, antwortete Wolf.
    »Meine Reiter werden euch entlang einer Route begleiten, die sie kennen und die euch in ein paar Stunden auf die andere Seite von Muros bringt«, sagte der große Mann. »Sie werden dann noch eine Weile dort verweilen, um sicherzugehen, daß ihr nicht verfolgt werdet.«
    »Ich kann meine Dankbarkeit nicht in Worte fassen, edler Lagermeister«, sagte Wolf mit einer Verbeugung.
    »Ich bin es, der dankbar ist für die Gelegenheit, zu Diensten zu sein«, sagte der Lagermeister, sich ebenfalls verbeugend.
    Der Wechsel auf ihre neuen Pferde dauerte nur eine Minute. Die eine Hälfte der Algarier setzte sich an die Spitze, die andere Hälfte bildete die Nachhut. Dann wendeten sie und ritten zurück nach Westen durch die dunkle, verschneite Nacht.

10
    A llmählich, fast unmerklich, ließ die Dunkelheit nach, während der leise fallende Schnee selbst das Heraufdämmern des neuen Morgens verschleierte. Ihre anscheinend nicht zu erschöpften Pferde galoppierten durch den herannahenden Morgen; das Klappern ihrer Hufe wurde durch den inzwischen knöcheltief liegenden Schnee auf der breiten Großen Nord-Straße gedämpft. Garion blickte einmal zurück und stellte fest, daß sich ihre Spuren weit hinter ihnen schon wieder mit dem alles zudeckenden Schnee füllten.
    Als es hell war, zügelte Meister Wolf sein dampfendes Pferd und ritt eine Zeitlang im Schritt weiter. »Wie weit sind wir gekommen?« fragte er Silk.
    Der wieselgesichtige Mann, der gerade den Schnee aus den Falten seines Umhangs schüttelte, sah sich um und versuchte, durch den Schleier aus Schneeflocken eine Geländemarke auszumachen. »Zehn Meilen«, sagte er schließlich. »Vielleicht etwas mehr.«
    »Das ist eine elende Art zu reisen«, brummte Barak und stöhnte, als er sein Gewicht im Sattel verlagerte.
    »Denk mal, wie sich dein Pferd fühlen muß.« Er grinste ihn an.
    »Wie weit ist es nach Camaar?« erkundigte sich Tante Pol.
    »Vierzig Meilen von Muros aus«, gab Silk Auskunft.
    »Dann brauchen wir einen Unterschlupf«, sagte sie. »Wir können nicht vierzig Meilen ohne Rast galoppieren, ganz gleich, wer hinter uns her ist.«
    »Ich glaube nicht, daß wir uns im Moment über Verfolger sorgen müssen«, sagte Wolf. »Die Algarier werden Brill und seine angeheuerten Kerle oder selbst Asharak aufhalten, wenn sie versuchen sollten, uns zu folgen.«
    »Wenigstens etwas, wozu Algarier gut sind«, meinte Silk.
    »Wenn ich mich recht erinnere, befindet sich ungefähr fünf Meilen weiter westlich eine Kaiserliche Herberge«, sagte Wolf. »Gegen Mittag sollten wir sie erreichen.«
    »Werden wir denn dort bleiben dürfen?« fragte Durnik zweifelnd. »Ich habe immer gehört, daß Tolnedrer für ihre Gastfreundschaft nicht gerade berühmt sind.«
    »Tolnedrer verkaufen alles für einen guten Preis«, sagte Silk. »Die Herberge ist ein guter Platz für einen Aufenthalt. Selbst wenn Brill oder Asharak den Algariern entkommen und uns dorthin folgen, würden die Legionäre in ihren Mauern keine Dummheiten dulden.«
    »Warum sind tolnedrische Soldaten in Sendarien?« fragte Garion und fühlte bei dem Gedanken eine Welle von Patriotismus in sich aufsteigen.
    »Wo immer die großen Straßen sind, wirst du Legionen finden«, sagte Silk. »Tolnedrer sind fast noch besser darin, Verträge aufzusetzen, als ihren Kunden zu wenig abzuwiegen.«
    Meister Wolf kicherte. »Du bist inkonsequent, Silk«, sagte er. »Du hast nichts gegen ihre Straßen, aber du magst ihre

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