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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Legionen nicht. Du kannst das eine nicht ohne das andere haben.«
    »Ich habe nie behauptet, konsequent zu sein«, antwortete der spitznasige Mann steif. »Wenn wir die fragwürdige Bequemlichkeit der kaiserlichen Herberge bis Mittag erreichen wollen, sollten wir dann nicht besser weiterreisen? Ich möchte seiner kaiserlichen Majestät nicht die Gelegenheit nehmen, uns in die Tasche zu greifen.«
    »Schon gut«, sagte Wolf. »Reiten wir los.« Und er drückte dem algarischen Pferd, das schon ungeduldig zu tänzeln begann, die Fersen in die Flanken.
    Als sie im vollen Licht des Tages die Herberge erreichten, erwies sich diese als eine Reihe von soliden Gebäuden, die von einer noch solideren Mauer umgeben waren. Die Tolnedrer, die sich dort aufhielten, waren anders als die tolnedrischen Kaufleute, die Garion bislang gesehen hatte. Im Gegensatz zu den öligen Männern des Handels waren dies hier professionelle Kämpfer mit harten Gesichtern, in poliertem Harnisch und federgeschmücktem Helm. Sie gaben sich stolz, ja arrogant, jeder in dem Bewußtsein, daß die ganze Macht Tolnedras hinter ihm stand.
    Das Essen im Speisesaal war einfach und bekömmlich, aber entsetzlich teuer. Die winzigen Schlafkammern waren peinlich sauber – mit harten schmalen Betten und dicken Wolldecken – und ebenfalls teuer. Die Ställe waren ordentlich, und auch hier mußte Meister Wolf tief in die Tasche greifen. Garion wunderte sich bei dem Gedanken, was ihre Unterkunft wohl kosten mochte, aber Wolf bezahlte alles mit einer Gleichgültigkeit, die darauf schließen ließ, daß seine Börse bodenlos war.
    »Wir werden bis morgen rasten«, verkündete der weißbärtige alte Mann, als sie ihre Mahlzeit beendet hatten. »Vielleicht hört es bis morgen auf zu schneien. Ich liebe dieses blinde Herumtappen im Schneesturm nicht besonders. Bei solchem Wetter kann sich auf unserem Weg allerhand verbergen.«
    Garion, der inzwischen vor Erschöpfung fast gefühllos war, hörte diese Worte dankbar, während er am Tisch vor sich hin döste. Die anderen unterhielten sich leise, aber er war zu müde, um ihnen zuzuhören.
    »Garion«, sagte Tante Pol schließlich, »warum gehst du nicht zu Bett?«
    »Mir geht es gut, Tante Pol«, antwortete er und richtete sich rasch auf, beleidigt, daß man ihn wieder einmal wie ein Kind behandelte.
    »Sofort, Garion«, sagte sie in dem Tonfall, den er so gut kannte und der ihn rasend machte. Es kam ihm so vor, als hätte sie sein ganzes Leben lang › Sofort, Garion‹ zu ihm gesagt. Aber er würde sich auf kein Streitgespräch mit ihr einlassen.
    Er stand auf und stellte überrascht fest, daß seine Beine zitterten. Tante Pol erhob sich ebenfalls und führte ihn aus dem Speisesaal.
    »Ich kann den Weg allein finden«, protestierte er.
    »Natürlich«, sagte sie. »Komm jetzt.«
    Nachdem er in seiner Kammer ins Bett gekrochen war, zog sie ihm die Decken bis zum Hals hoch. »Bleib schön zugedeckt«, sagte sie. »Ich möchte nicht, daß du dich erkältest.« Sie legte ihm kurz ihre kühle Hand auf die Stirn, wie sie es getan hatte, als er noch ein kleines Kind war.
    »Tante Pol?« fragte er schläfrig.
    »Ja, Garion?«
    »Wer waren meine Eltern? Ich meine, wie hießen sie?«
    Sie sah ihn ernst an. »Darüber können wir später sprechen.«
    »Ich möchte es aber wissen«, blieb er hartnäckig.
    »Na schön. Dein Vater hieß Geran, deine Mutter Ildera.«
    Garion dachte darüber nach. »Die Namen klingen nicht sendarisch«, sagte er schließlich.
    »Sind sie auch nicht«, antwortete Tante Pol.
    »Warum nicht?«
    »Das ist eine sehr lange Geschichte«, sagte sie, »und du bist viel zu müde, um sie jetzt zu hören.«
    Einem plötzlichen Impuls folgend, streckte er die Hand aus und berührte die weiße Locke an ihrer Stirn mit dem Mal in seiner rechten Handfläche. Wie schon einige Male vorher schien sich in seinem Geist bei der kribbelnden Berührung ein Fenster zu öffnen, aber diesmal öffnete sich das Fenster für etwas anderes. Da war Zorn, und ein einzelnes Gesicht – ein Gesicht, das auf merkwürdige Weise dem von Meister Wolf glich, aber es war nicht sein Gesicht, und alle aufgestaute Wut dieser Welt war auf dieses Gesicht gerichtet.
    Tante Pol zog den Kopf weg. »Ich habe dich gebeten, das nicht zu tun, Garion«, sagte sie sachlich. »Du bist noch nicht bereit dafür.«
    »Du mußt mir irgendwann sagen, was es ist«, sagte er.
    »Vielleicht, aber nicht jetzt. Mach die Augen zu und schlaf.«
    Und dann, als ob dieser

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