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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Restaurants gab, waren die Schwimmer und Sonnenanbeter erfreut, daß sie am Strand mit Getränken und Leckereien bedient wurden, und da die Zerstreuungen ohne ihr Zutun zu ihnen kamen, war ihre Kritikfähigkeit natürlich eingeschränkt.
    Der raffinierte und unternehmungslustige Kim kratzte irgendwie genug Kapital zusammen, um ein Kanu zu mieten, von dem aus er die von anderen zubereiteten Speisen und Getränke direkt an die Vergnügungsboote in der Bucht verkaufte.
    Was die Geschichtenerzähler anging, so fand sich zuerst niemand, der den Mut und das Standvermögen hatte, diesem Gewerbe in den Straßen nachzugehen – nicht einmal im Lager wagten sie es. Doch Kim ging mich bald an, ihn einige Geschichten zu lehren; zuerst, wie es mir schien, um so viele Stunden wie möglich in den Genuß meiner Gesellschaft zu kommen, denn seine offenen amourösen Angebote hatten sich schon lange zu einem gutmütigen Streit zwischen uns entwickelt; doch später wurde er ein ernsthafter Student, dessen offensichtliche Geschwätzigkeit nur das richtige Material brauchte, um mit Ruegelt belohnt zu werden.
    Als ich heimlich seine Premierenvorstellung beobachtete – er erzählte den Müßiggängern am Strand die Geschichte vom Funken der Arkies –, durchflutete mich etwas mehr als nur der Stolz des Lehrers, und vraiment, wären nicht der sterbende Körper meines Geliebten im Zentrum des Camps gewesen und die Unangemessenheit solcher Gedanken unter diesen Umständen, dann wäre ich sicher gern bereit gewesen, am Ende der Geschichte seine Mühen mit der Erfüllung seiner so deutlich ausgedrückten priapischen Gelüste zu belohnen.
    Kurz gesagt, binnen zehn Tagen waren die Unternehmungen und der Geist der Kinder des Glücks nach Florida gekommen. Urlauber wanderten in unserer Karawanserei herum, probierten dieses und jenes, und wenn sie auch nicht gerade in großen Massen strömten und uns mit Geld überhäuften, so gehörten unsere Händler und Künstler dennoch bald zum Inventar der Straßen und Strände der Stadt.
    Was Pater Pan anging, so sprach nie wieder ein Geist durch ihn, und ich versuchte auch nicht, einen solchen zu beschwören; und nachdem die jungen Stammesleute den richtigen Kanal für ihre jugendlichen Energien gefunden hatten, trieben sich nur noch wenige vor der abgemagerten Gestalt im offenen Pavillon herum.
    Tagsüber hielten wir das Vielfarbige Zelt offen, um die Wärme und die Sonne und den Wind einzulassen, um erst abends, wenn die Luft kühler wurde, die Planen herunterzulassen. Doch während Pater Pan für das innere Leben des Camps frei und unbehindert zu sehen war, hatten wir uns unausgesprochen verabredet, durch geschickte Ablenkung die turistas aus der Nähe unseres größten Geheimnisses zu halten.
    Und trotz des beharrlichen Schweigens der Gestalt auf dem Kissenthron, die mit dem Lader durch die letzten Stunden des Auf und Davon ritt, blieb tatsächlich ein Geheimnis. Denn selbst als das Fleisch von Pater Pans hagerer Figur schmolz, bis ich mich wunderte, wie er noch aufrecht sitzen konnte, selbst als das Haar wie Herbstblätter in einem weniger milden Klima von seinem Kopf fiel, selbst als sein Gesicht gemeißelt war wie die knochige Ikone des Todes, schienen seine Augen immer größer und strahlender in den tiefen Höhlen zu liegen, so daß man fast glaubte, sie leuchteten von innen im Licht eines Gehirns, das sich in seiner Ekstase selbst verbrannte.
    Welch seltsame Totenwache dies war – inmitten eines neugeborenen Karnevals, während die Augen dessen, der dies alles angeregt hatte, wie schwache blaue Sonnen glühten, während sich auf seinen Lippen ein Lächeln ausbreitete, das von so wundervoller Zufriedenheit zeugte, als wäre er Buddha unter seinem Bobaum!
    Nur sein Fleisch strafte diese Aura der Verzücktheit, die er verströmte, Lügen; und doch, je schwächer und zerbrechlicher der Körper wurde, desto breiter wurde sein Lächeln, und desto stärker strahlte das innere Licht, das hinter diesen Augen zu brennen schien, die immer größer und größer wurden, je tiefer sie in den Höhlen versanken.
    Vraiment, dies war ein Anblick, den nicht einmal ich lange ertragen konnte; denn einerseits ist der unmittelbar bevorstehende Tod, der die letzten Agonien des Körpers erstaunlich lange hinzieht, kein geeignetes Objekt zur Kontemplation junger Menschen, und andererseits schien sich in meinem Ohr flüsternd die Gewißheit zu manifestieren, daß ich nicht anders konnte als für meine unausweichliche letzte

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