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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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diesem Moment waren weniger als ein Dutzend Menschen in Blickweite, und als Pater Pan plötzlich aufstand, geschah es mit der Kraft und Energie seiner vollen männlichen Blüte.
    Vraiment, die Heiler werden sagen, daß in einem so plötzlichen Auftauchen von hysterischer Kraft bei Todgeweihten nichts Geheimnisvolles ist, und es gab alte Kriegerkulte, die fähig waren, diese Kräfte durch primitive psychosomatische Rituale hervorzurufen. Der Geist kann dem Körper ansonsten unmögliche Kraftleistungen abverlangen, wenn das weitere Überleben keine Rolle mehr spielt.
    Wie dem auch sei, der tatsächliche Anblick eines solchen Triumphs der Energie über so endgültige körperliche Hinfälligkeit war etwas, das weder ich noch einer der anderen je gesehen hatte, und keiner von uns konnte sich bewegen, als Pater Pan entschlossen an uns vorbeiging, unter dem Baldachin hervor und in die strahlend goldene Wärme des Mittags.
    Er bewegte sich anscheinend völlig zielstrebig durchs Lager, ging mit langen, gemessenen Schritten, strahlte, als er die vielfältigen Unternehmungen sah – das ekstatische Lächeln all seiner Erinnerungen an solche Karnevals, durch die er gegangen war, auf den Lippen. Und als er sich einen Weg durch die Gänge zwischen den Zelten zum Rand des Camps bahnte, das die Stadt und das Meer überblickte, da führte er zum allerletzten Mal eine Mardi-Gras-Parade von Kindern des Glücks auf der Zauberstraße.
    Man sage mir nicht, daß dies nur ein Abklatsch jener fröhlichen Parade im großen Edoku war, wie einige kleine Geister behaupten mögen – man sage mir nicht, daß wir nicht zur inneren Musik des Weges tanzten, als wir allem, was von Pater Pan geblieben war, unser letztes Lebewohl sagten.
    Er trat an die Kante der steilen Klippe, und dann drehte er sich um und sah uns an. Die Muskulatur seines Körpers sackte reglos zusammen, als hätte er seine letzte weltliche Aufgabe mit Würde vollbracht und den Geist aufgegeben. Und durch seine Gesichtsmaske zogen keine Verkörperungen mehr.
    Das Gesicht, so verwittert es war, wirkte jetzt alterslos, denn seine Muskulatur bewegte sich nicht mehr, so daß alles, was geblieben war, eine tabula rasa von perfekter Entspannung war, auf die die von innen brennenden Augen ein stählendes Entzücken legten.
    Ich blickte zum letztenmal in diese Augen, wenn ich sie auch in einem anderen Sinne immer sehen werde. Ich sah ihm ins Gesicht und bot ihm ein letztes Lebewohl und sah nicht den Schädel unter dem Fleisch herausplatzen, sondern das Gesicht des Geistes, der immer bei mir sein und mir immer ein letztes Gypsy-Joker-Lächeln schenken würde. Es spielte keine Rolle, daß alle Anwesenden später erklären sollten, er hätte dieses letzte Lächeln nur an sie gerichtet.
    Dann spannte eine letzte Kontraktion die Muskeln seines Körpers, und er zog sich zusammen, als wollte er springen. Er breitete die Arme weit aus, als wollte er ein letztes Mal den ewigen Karneval umarmen, als wollte er die Flügel seines Geistes ausbreiten und sich in die Luft erheben.
    Dann sprang er wirklich hoch, doch statt daß sein Körper die Erde verließ, schien sein Geist mit einem letzten ekstatischen Seufzen im höchsten Punkt aus seinem Körper Auf und Davon zu fliegen, und ehe sein Körper unter ihm zusammengebrochen war, war er fort, vom Wind getragen in den strahlenden Sonnenschein, in die Arme des Geistes, der nicht sterben würde, solange es Kinder des Glücks gab, die diesen Geist zu den weitverstreuten Menschenwelten trugen.
     
    Je ne sais pas, wie lange ich dort stand, bevor mir wieder bewußt wurde, daß die Zeit verging; denn mein Blick war nicht vom Anblick des gestürzten, armseligen, vergänglichen Körpers gefesselt, sondern vom zeitlosen Mandala einer ewigen Sonne im strahlend blauen Himmel.
    Wie ich einst in der Traumzeit des Bloomenveldts durch Pheromone und Hunger sein Gesicht in Belshazaars Sonne gesehen hatte, so versuchte ich ihn jetzt mit einem vollbewußten Willensakt zu sehen, wie er aus dem goldenen Anlitz von Alpas Sonne zu mir herablächelte.
    Vraiment, und in dieser Traumzeit wußte ich ganz genau, daß der Anblick, den ich sah, nichts weiter war als der Spiegel des Geistes, der nur in meinem eigenen Herzen weiterlebte. Man konnte von diesem Geist nicht sagen, daß er aus unserer sterblichen Welt verschwunden war, solange ich ihn hier verehrte.
    Schließlich wurde ich in den Zeitstrom zurückgezogen – nicht durch ein Geräusch, das die kristallene Ewigkeit dieses

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