Kind des Grals
während der andere . unscharf zu werden begann!
Aber Chiyoda erreichte auch Esben Storm, noch bevor dieser sich auf einen der Pfade seiner Traumzeit zurückziehen konnte. Die Berührung reichte aus, um die beiden zu dem Ort mitzunehmen, von dem der Adler gesprochen hatte. Ein Ort, der ihm den Wolf wie eine dämonische Maske vom Leib wischte .
*
Jerusalem, Tage nach der Kelchtaufe
»Noch«, hallten Gabriels Worte in Nona nach, »ist Landru nicht tot. Aber er wird sterben. Sobald er Jerusalem an der Seite meiner Kinder erreicht .«
Wie versteinert stand sie da.
Auch wegen dieser Voraussage. Aber in gleichen Maße, weil sie noch ganz im Bann dessen stand, was Luzifers Inkarnation ihr über den Ursprung der Werwölfe vermittelt hatte!
Bis in die Zeit des kretischen Königs Minos, weit vor Christi Geburt, hatte er sie zurückgeführt. 3 In einer Art Traum, nicht in der Wirklichkeit. Denn der Zeitreise war Gabriel nicht befähigt. Sonst hätte er sich schon vor Jahrhunderten eine für ihn ideale Welt erschaffen.
Statt dessen war er gescheitert und besiegt worden.
1666 zu London hatten ihm Salvat und seine Illuminaten solchen Schaden zugefügt, seiner damaligen Inkarnation einen solchen Tod bereitet, daß die Macht Luzifers sich erst mühsam davon hatte erholen müssen, ehe es ihr an der Schwelle zum neuen Millenium erstmals wieder gelungen war, sich im Diesseits zu etablieren.
In Gestalt des Kindes Gabriel, das anfangs nichts von seiner Natur gewußt hatte.
Anfangs.
Dieses Handicap war überwunden. Gabriel war sich seiner bewußt geworden. Mit allen Konsequenzen.
»Landru ...«, echote Nona mit bebender Stimme, »... lebt noch? Aber ich sah ihn sterben! Mit meinen eigenen Augen!«
»Augen«, erwiderte der junge Mann, an dem momentan nur die Augen den Teufel dahinter erahnen ließen, »können trügen.«
»Worte auch«, versetzte Nona aufgewühlt. »Sogar noch um vieles leichter!«
»Was hätte ich davon, wenn ich dich belügen würde?«
»Vielleicht willst du mich quälen.«
»Meine Heerführerin ...? Damit würde ich mir keinen guten Dienst erweisen.«
»Du hast mich oft gequält in der Vergangenheit. Und in Paris wäre ich sogar beinahe von Landru getötet worden, nur um deinen Spieltrieb - oder was auch immer - zu befriedigen!«
»Ich wollte deine Fähigkeiten testen - ebenso wie die deines Geliebten.«
»Fast hätten wir uns gegenseitig umgebracht. Wärst du rechtzeitig eingeschritten?«
Gabriel schüttelte in täuschend menschlicher Manier den Kopf.
»Nein. Warum?« fragte er unschuldig.
»Du bist wirklich der Teufel!«
»Das will ich hoffen .« Gelassen trat er auf Nona zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Die Berührung war unangenehmer als alles, was die Wolfsfrau je an sich herangelassen hatte. Dennoch war sie nicht imstande, die Distanz wiederherzustellen. Reglos stand sie da. Ihre Brust hob und senkte sich. Sie war fast einen Kopf kleiner als die zwischenzeitlich auch äußerlich fast erwachsen gewordene Ausgeburt des Satans.
»Beweise mir, daß Landru noch lebt!« forderte sie.
»Das ist nicht nötig. Er wird es dir selbst beweisen. Er wird bald eintreffen, wie ich es bereits sagte: mit meinen Kindern.«
»Du hast . Kinder?«
Gabriel lächelte. »Besondere Kinder. Du bist ihnen schon einmal begegnet. Aber du würdest sie nicht wiedererkennen. Sie entsprechen auch nicht dem geltenden Schönheitsideal.«
»Kinder, deren Vater du bist, könnten noch so schön sein, ihr Wesen würde sie als das entlarven, was sie wirklich sind. - Wo soll ich ihnen schon einmal begegnet sein?«
»Das spielt keine Rolle. Du bist eine kluge Frau. Ich habe gut gewählt.«
Er wußte, wie er sie treffen konnte. Die Gefühle derer zu manipulieren, mit denen er sich umgab, beherrschte er virtuos.
»Gut gewählt? Ich werde alles tun, um deine Pläne zu vereiteln!«
»Das kannst du nicht. Und da du klug bist, weißt du das bereits .«
Nona kniff die Lippen zusammen. Dann trat sie ans Fenster des Hauses, das einem Juden namens Jeb Holski gehört hatte und schräg gegenüber dem Gemüseladen Gershom Chaims gelegen war.
»Wenn du so klug bist, wie du gerne tust, weißt du wohl längst, wer sich dort drüben eingenistet hat?«
»Lilith Eden und der >Hohe Mann< Anum.«
Bis auf die kleine Spitze gegen Anum war Gabriels Ton fast beiläufig.
»Okay, du weißt es also. Dann könnte wahr sein, was du über Landru sagst - obwohl ich sah, wie Lilith ihn pfählte.« »Sie pfählte nicht Landru, sondern ein
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