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Kind des Grals

Kind des Grals

Titel: Kind des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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geworden.
    Und es quält mich. Es raubt mir den Schlaf.
    Vater setzt die Pfeife ab, klopft sie über dem Feuer aus und nickt der Magd zu, die im Buttermachen innehält. »Wenn du fertig bist, komm in den Stall. Eine der Kühe hat sich die Krätze am Vorderlauf eingefangen. Wir müssen sie säubern und einschmieren ...«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, verläßt er das Haus. Eisiger Wind wirbelt Schneeflocken herein und streift uns mit frostigem Atem. Ich zucke zusammen. Mutter reagiert nicht. Und die Magd treibt den Kolben des But-terfäßchens wieder ein und aus, so daß ich mir wünschte, es wäre meiner, der so hart und vernehmlich zwischen meinen Schenkeln pocht.
    Kurz darauf folgt die Magd meinem Vater, und es dauert lange, bis sie beide zurückkehren. Die Wangen der Magd glühen. Mein Vater flucht und macht Mutter Vorwürfe, weil das Essen - Reis mit zerlaufener Butter -noch nicht auf dem Tisch steht.
    So geht es weiter den ganzen Tag.
    Abends klettere ich in meine Koje, durch deren winziges Fenster ich die Sterne funkeln sehe. Wie klar die Nacht nach dem Grau des vergangenen Tages ist!
    Unbewußt schiebe ich meine Hand in die Hose und streichele mich, wo es mir wohltut. Es braucht nicht viel, um den Stoff von innen zu nässen. Seufzend sinke ich zurück und falle trotz der Stimmen und Geräusche, die das Haus noch erfüllen, in einen tiefen Schlaf.
    Ich weiß nicht, ob und was ich geträumt habe. Als ich wach werde, ist es still und finster im Haus. Nur das leise Schnarchen meines Vaters dringt an mein Ohr. Mutter schläft lautlos. Und die Magd ist im Gesindehaus.
    Im Gesindehaus .
    Es passiert einfach. Sie mir vorzustellen, wie sie in ihre Decken gehüllt jetzt ganz allein in ihrem Bette liegt, elektrisiert mich. Schweiß bricht mir aus. Mein Herz schlägt wie das eines kleinen Vogels, der aus dem Nest gefallen ist. Für eine Weile bin ich nicht in der Lage, mich zu überhaupt etwas aufzuraffen. Jede Bewegung wäre Mühsal.
    Doch dann - schwinge ich mich aus meiner Koje.
    Ich bin barfuß, trage nur ein Nachthemd. Im Haus ist es fast so kalt wie draußen, aber das Fieber in mir verhindert, daß ich friere.
    Ich muß verrückt sein, denn ich laufe barfuß und ohne Mantel durch den Schnee hinüber zu ihr. Über mir leuchten die Sterne, der Mond.
    Meine Erkältung scheint wie weggeflogen. Das Fieber hat sie weggebrannt.
    Die Spannung nimmt zu. Kein Licht in Augenhöhe. Nur die Schneedecke als Abglanz des mitternächtlichen Himmels. Ich schwebe zwischen zweierlei Silber.
    Vor der Tür halte ich noch einmal ein. Nicht, weil mir Zweifel gekommen sind, sondern weil ich noch einmal die Nacht trinken will, die in meine Lungen sinkt.
    Der doppelte Riegel gleitet zurück. Drinnen wie draußen. Vater hat dies ersonnen. Ich ahne, warum er unsere Türen von jeder Seite aus zu jeder Zeit öffnen können will .
    Ob sie mich hört? Ob sie denkt, daß er sie besucht? Und was geht dabei in ihr vor? Freude? Abscheu? Eine Mischung aus beidem? Wer weiß ...
    Langsam gleite ich ins Dunkel. Sie hat die Sterne und den Mond ausge-schlössen. Wie töricht zu glauben, es wäre so leicht.
    Etwas raschelt, als ich die Tür hinter mir schließe. Benommen fragte sie: »Ist da jemand?«
    Sie ist im Halbschlaf. Ihre Frage hilft mir, zu ihr zu finden.
    »Ja«, antworte ich rauh. »>Ich bin es.«
    »Du ...?«
    Mehr als alles andere fürchte ich ihren Spott. Aber sie wirkt nur überrascht, als sie hinzufügt: »>Ist etwas passiert?«
    Noch nicht, denke ich.
    »>Ich ... konnte nicht schlafen.«
    »Und deshalb kommst du zu mir? Wenn dein Vater uns -«
    »>Er schläft tief und fest.«
    Sie versteht.
    Eine Weile trennt uns das Schweigen. Dann tastet im Dunkel eine Hand über mein Gesicht. Nicht abweisend, ganz sanft und liebevoll eigentlich, und in meiner Vorstellung erfüllen sich bereits meine sehnlichsten Wünsche.
    »Na gut, komm unter die Decke. Komm, damit ich dich wärmen kann. Du bist ja völlig durchfroren. Du holst dir noch den Tod . Aber wehe, wenn er davon erfährt. Wenn irgend jemand davon zu Ohren kommt...!«
    Ich versichere ihr, daß das nicht geschehen wird, niemals. Und es ist die Wahrheit.
    Ihre Nähe empfängt mich wie die Berührung eines Engels. Sie preßt einen Arm um mich und schließt die Decke über mir, Gesicht an Gesicht. Hart bohrt sich das, was mich aufgeweckt hat, in ihren Bauch. Unmöglich, daß sie es nicht spürt. Unmöglich, daß sie mich gewähren läßt...
    Aber sie streichelt weiter mein Gesicht. Fährt mit einem

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