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[kinder] Allein unter Superhelden

[kinder] Allein unter Superhelden

Titel: [kinder] Allein unter Superhelden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Wolz
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versuchen würde, in meinem Gesicht alles wieder an seinen Platz zu schieben, würde ich sagen, dass ich mich nicht freue. Ich freue mich nicht , auf eine Schule zu gehen, in die er und Mama mich gegen meinen Willen schicken. Ich freue mich nicht , auf seinem Rücken hindüsen zu müssen, weil es eine halbe Weltreise ist. Ich freue mich nicht , dass ich mich nach so einem Flug fühle, als hätte ich mir mit der Turbine eines Jumbojets die Haare geföhnt.
    Ach ja, und ich freue mich nicht , dass ich der einzige Normalo unter den Kostümträgern bin.
    Wenn ich auf Mama gehört hätte, würde ich rumlaufen wie die Libellen-Zwillinge von gegenüber, die schillernd vorbeistolzieren. Dabei haben sie weder einen Stachel wie die menschliche Biene noch Klauen wie Grizzly-Gerhard. Sie können einem Bösewicht höchstens was mit ihren Glitzerflügelchen vorflattern. Supergefährlich, echt.
    Gestern hat Mama einen meiner Anzüge aus dem Schrank gekramt und damit das Experiment zunichtegemacht, wie hoch eine Staubschicht auf einem Stapel Kleidungsstücke werden kann.
    »Du siehst darin bestimmt totaaal süß aus«, hat sie gesagt und das Ding auffällig unauffällig über meinen Stuhl gelegt.
    Erstens: Du siehst darin totaaal süß aus bedeutet das Gleiche wie Wäre schön, wenn du das wieder mal tragen würdest. Und das ist eine Art Code und heißt nichts anderes als I ch will, dass du das anziehst.
    Wenn du tust, als würdest du das nicht verstehen, musst du mit den Konsequenzen leben. Da kannst du zehnmal fragen, warum es heute keinen Nachtisch gibt, du kriegst immer nur die Antwort: »Ach, hättest du süß ausgesehen in dem Kostüm.«
    Aber – zweitens – Mütter werden es NIEMALS verstehen, dass totaaal süß für einen Zehnjährigen vor allem eins heißt.
    Totaaal blöd.
    Ich rechne also damit, in den nächsten Wochen auf Schokopudding verzichten zu müssen.
    Ich greife nach Papa Rays Hand. Er drückt fest zu und meine Finger verschwinden in fünfzig Kilogramm Handschuh.
    Papa lässt los und streckt die Faust nach oben.

    »Viel Spaß, Leon. Bis später.« Er zischt ab. Nach wenigen Sekunden ist er nicht mehr zu sehen und ich habe das Gefühl, dass mein Herz auch nicht viel größer sein kann als eine schrumpelige Rosine.
    He, Leon, reiß dich zusammen! Du gehst nicht in die erste Klasse. Und Dr. Schröder scheint in Ordnung zu sein. Sonst hätte er dir kaum geraten, dich ganz natürlich zu verhalten. Du kannst ihm vertrauen.
    Aber trotzdem wäre es schön gewesen, wenn Papa Ray mich bis zur Tür gebracht hätte. Die wartet wie ein dunkles Maul oben an der Treppe und verschluckt ein Mitglied des Karnevalsvereins nach dem anderen.
    Quatsch!
    Hoffentlich schaut Laura nicht aus ihrem Klassenzimmer. Die hat mich immer noch auf dem Kieker, weil Papa und Mama sie gleich mit angemeldet haben. Wenn ich nicht aufpasse, kann ich mir ewig von ihr anhören,dass ich rumgestanden bin wie ein Zaunpfosten. Sie könnte noch auf den Gedanken kommen, dass ich Bammel habe.
    Ich bin der Letzte auf dem Pausenhof. Alle anderen sind schon drinnen.
    Langsam steige ich die Treppe hoch.
    Hinter der Tür liegt die Aula. Ich halte mich links und suche Zimmer 101. Drinnen quatschen mindestens dreißig Stimmen aufgeregt durcheinander. Zum Glück scheint noch kein Lehrer da zu sein, sonst wäre es sicher leiser. Ich mache die Tür ganz auf und trete ein.
    Vor der Tafel steht Dr. Schröder. Er hält die Hände wie Trichter an die Ohren und nickt wie ein Friseur, der sich die Lebensgeschichte von zehn ollen Tanten auf einmal anhört, um Zeit zu sparen.
    »Guckt mal! Was macht der denn hier?«
    Die Knödelstimme erkenne ich sofort.
    Marvin Möller.
    Letzte Reihe.
    Seine kringeligen Haare stehen nach allen Seiten ab und umrahmen sein breites grünes Gesicht. Er klingt wie immer: als hätte er einen riesigen Kaugummi im Mund. Dabei ist es nur seine dicke Zunge, mit der er ständig nach Fliegen schnappt. Ich hoffe, dass er die eklige Nummer im Unterricht bleiben lässt.
    »Ah!« Dr. Schröder nimmt die Hände herunter. »Da bistdu ja, Leon. Ich habe dich schon vermisst.« Er zwinkert mir zu.
    »Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, sage ich.
    »Es kann ja nicht jeder so schnell sein wie ich, was?« Lachend deutet er in den Klassenraum. »Such dir einen Platz. Wir wollen anfangen.«
    Zu suchen gibt es nicht viel. Ich sehe einen einzigen leeren Stuhl. Und möchte mich in Luft auflösen.
    Das geht nicht.
    Das geht ganz und gar nicht.
    »Hopp, hopp.« Dr.

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