[kinder] Allein unter Superhelden
passiert ist.
»Danke«, flüstere ich ihr zu. »Du hast mir echt den Ar...«
Solar verzieht den Mund und geht wortlos zum Salat.
Der menschliche Schatten
Die Glocke beendet die letzte Stunde. Die anderen packen ihre Sachen zusammen und rauschen zum offenen Fenster hinaus und ausnahmsweise freue ich mich darüber, dass sie alles besonders machen müssen. Auch Marvin springt ins Freie und so begegne ich ihm und seiner Zunge zumindest heute nicht noch einmal.
Dafür laufe ich Solar hinterher und frage mich, warum sie nicht abhaut wie ihre Superfreunde? Draußen brennt die Sonne Löcher in die Wiesen. Kann man da nicht gerade von Solar erwarten, dass sie fröhlich durch die Gegend hüpft und mit den Libellen-Zwillingen ein Lied auf den Sommer trällert?
Stattdessen guckt sie, als hätte man ihr zum zehnten Mal hintereinander das Pausenbrot geklaut. Ich sollte ihr und Laura vorschlagen, einen Club zu gründen, in dem sie gemeinsam üben können, genervt zu schauen.
Auf jeden Fall hat Solar mir geholfen, und auch wenn sie danach komisch war, will ich nicht, dass sie sich irgendwann darüber beschwert, ich wäre undankbar gewesen.
Ich sehe mich um. Muss ja niemand mitbekommen, wie ich sie anquatsche. Sonst ist man gleich Gesprächsthema Nummer eins und begegnet andauernd irgendwelchen Mädchen, die hinter vorgehaltener Hand miteinander kichern, wenn sie einen sehen.
»Solar? Das war toll, wie du vorhin ...«
»Ich wollte nur in Ruhe essen. Bild dir bloß keine Schwachheiten ein!«
Anders hat sich das auch nicht angefühlt, als Marvin mich mit seiner Ekelzunge geschubst hat. Nur dass es diesmal mitten ins Gesicht ging. Dabei habe ich Solar ja nicht um ein Date gebeten oder so! Ich wollte einfach wissen, warum sie mir geholfen hat. Aber wie es aussieht, habe ich mich da getäuscht. Kann mir nur recht sein. Es gibt nichts Ätzenderes, als dass eine Klette von Mädchen einem ständig hinterherläuft!
Paul hat im letzten Jahr mal eine Verehrerin aus der vierten Klasse gehabt. Claire. Sie hat behauptet, Paul sähe mit seiner Brille superschlau aus. Keine Ahnung, wie die auf so was kommt. Aber Paul hat das natürlich gefallen. Die beiden sind eine Woche lang Händchen haltend durch den Schulhof geschlendert, bis es Paul auf den Zeiger ging, dass Claire jedes Mal endglücklich geseufzt hat, wenn er nur den Mund aufmachen wollte. Außerdem, so Paul, hat Claire nicht eine einzige von den Sendungen gekannt, über die wir – also er und ich –uns halb totlachen. Was sollte er da groß mit ihr anfangen?
Ich bin jedenfalls froh, dass Solar jetzt durch die Tür läuft und in einem grellen Lichtblitz abzischt.
Papa Ray steht auch schon bereit und ist so versessen darauf, einen auf Düsenjäger zu machen, dass ich nicht mal bis drei zählen kann, bevor ich auf seinem Rücken hänge und aufpassen muss, dass der Flugwind mir nicht das Gesicht auf den Hinterkopf schiebt.
Wenigstens sind meine Klamotten trocken, als wir zu Hause ankommen. Allerdings knirscht der festgepappte Schleim bei jeder Bewegung und ich bin heilfroh, wenn ich das Zeug loskriege.
Im Garten unterhält sich Paul mit einem der wenigen Büsche, die Papas Radfahrt heil überstanden haben: »... wieder Tipps brauchen, Herr Klopp, null Problemo. Ich habe noch die ein oder andere Idee, wie Sie gegen ...«
Ich ziehe ihn mit. Bis ich in meinem Zimmer die Tür geschlossen habe, verlangt Paul von meinem Globus einen Bericht über die Operation Talentfreiheit.
Mein Globus schweigt.
Dafür klopft es an der Tür.
Bestimmt glaubt Mama mal wieder, mit ihren Keksen die Welt retten zu können. Ich mache ihr auf.
»Auf der Autobahn ist ein Kühllaster umgekippt, Hasi«, sagt sie. »Ich soll kurz helfen, bevor alles nach aufgetautem Fisch stinkt. Aber erst musst du mir in Ruhe erzählen, wie dein Schultag war.«
So sieht das also aus, wenn man sich in Ruhe mit einem unterhalten will: Man streckt den Kopf ins Zimmer und wirft einen Blick auf die Uhr. Will Mama meine Antwort etwa stoppen wie Dr. Schröder meine Zeit bei dem dämlichen Test?
Wahrscheinlich könnte ich sagen, dass Mr Python – einer von Papas Erzfeinden – aus dem Knast ausgebrochen ist und mich mit seinem Schlangenkörper erwürgen wollte, und Mama würde antworten: »Oh, das hat bestimmt Spaß gemacht.«
Nein, in Gedanken ist sie schon in der Stadt und friertfünf Tonnen Seelachs ein. Bleibt also nur eins: »Alles bestens.«
»Super!« IceMadam tanzt die Treppe runter. Kurz danach sehe ich sie an
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