Kinder, Computer und Co - Familie ist lebenswert
Aschenputtelkind vom Lande, die nach Berlin zieht, um in der Modebranche etwas zu werden. Trotz guter Zeugnisse bekommt sie keinen Job, doch wie es der Zufall so will, ist gerade im Catering der Firma eine Stelle frei. Und so nimmt die Telenovela Fahrt auf: Sie trifft nämlich den Chef David Seidel und verliebt sich in ihn. Verliebt in Berlin war ein voller Erfolg und erreichte schon in der ersten Woche hohe Marktanteile in der Zielgruppe.
Telenovelas sind seichte Unterhaltungskost, was gibt es daran auszusetzen? Aufgeklärte und reflektierte Jugendliche durchschauen die einfachen Handlungsstränge schnell und zappen zu anderen Angeboten. Sie erkennen vermutlich die billige Massenware, schätzen aber doch den Unterhaltungswert.
Telenovelas sind bei Mädchen in der Pubertät deshalb sehr beliebt, weil in ihnen Beziehungsthemen zur Sprache kommen, ein Thema, das für Mädchen in diesem Alter entwicklungspsychologisch von besonderer Bedeutung ist.
Wenn die Welt in ein einfaches Schwarz-weiß-Raster aufgeteilt wird, welche Maßstäbe können die jugendlichen Zuschauer wohl für ihr eigenes Leben übernehmen? Die handelnden Personen spiegeln in keiner Weise die komplexe Wirklichkeit wider, es wird vieles reduziert auf Reich und Arm, Romantik und Schicksal. Eine differenzierte Sicht auf das Leben und die Beziehung von Menschen geben Telenovelas nicht, es sind verfilmte „Groschenromane“.
„Hilfe, ich bin (k)ein Star“ – Castingshows
Wie tief muss ein Star wohl fallen, bis er für das Dschungelcamp reif ist? Hier wäre wohl eher zu fragen: Wann ist jemand überhaupt ein Star? Vielleicht dürfen sich demnächst Laien bewerben, die unter die letzen 16 bei Germany‘s next Topmodel oder DSDS gekommen sind? Darin offenbart sich schon das eigentliche Dilemma des Dschungelcamps. Thomas Gottschalk oder Hannelore Elsner werden wohl kaum in den Dschungel gehen, ebenso wenig wie Herbert Grönemeyer. Vielleicht wurden die Castingshows ja auch nur deshalb entwickelt, um weitere Folgen vom Dschungelcamp drehen zu können; irgendwoher müssen die Stars ja her kommen. Das führt zu der Frage: Was macht einen Star zum Star?
Die verschiedenen Castingformate haben alle eines gemeinsam, und das macht sie letztlich erfolgreich: Sie suggerieren Kindern wie Jugendlichen: Ihr könnt über Nacht zum Star werden. Diese Perspektive ist im wahrsten Sinne des Wortes verlockend. Eltern tappen da ebenfalls leicht in die Falle, sind überzeugt, dass es ihr Kind zum Star für Millionen bringen kann. Dass das ein steiniger Weg ist, wird bei solchen Aussichten leicht ausgeblendet. „Warum sollte es meine Tochter nicht zum Topmodell schaffen? Und wenn es dann doch nicht ganz reichen sollte, ist sie ja trotzdem ein Star“, könnten Eltern argumentieren. Dieses Ziel treibt Kinder wie Eltern gleichermaßen an. Wenn die brutale Kritik von den Juroren kommt, wenn die Kandidaten gnadenlos ausgesiebt werden und sich womöglich vor einem Millionenpublikum blamiert haben, kommt die große Ernüchterung, doch dann ist es zu spät und die Häme von Nachbarn und Klassenkameraden tut womöglich ein Übriges.
Wer sich vor das Millionenpublikum wagt, kommt kaum ohne Blessuren davon, wie die rüden Bemerkungen von Dieter Bohlen bei Deutschland sucht den Superstar zeigen, die sogar den Jugendschutz auf den Plan gerufen haben. Mag der Zuschauer auch in der Bewertung von Dieter Bohlen zustimmen, der die Darbietung des „Künstlers“ für miserabel hält und es in deutlichen Worten formuliert, doch was ist mit den Folgen für den Künstler, der alles gegeben und doch nichts erreicht hat? Subtiler geht zwar Heidi Klum vor, im Ergebnis übrigens genauso. Vor dem Millionenpublikum werden die Kandidaten „abgewatscht“.
Man kann sich lebhaft vorstellen, dass es die Verlierer nicht nur in diesem Moment hart trifft, sondern auch die nächsten Tage und Wochen zum Spießrutenlauf werden können: Wie die Mitschüler das Versagen kommentieren, wie sie feixen und sich lustig machen. Wie mag es wohl um das Selbstwertgefühl der Kandidaten bestellt sein? Den meisten bleibt eine zweite Chance verwehrt, eine Rehabilitierung gibt es nicht. Doch auch jene, die es geschafft haben, ins Finale kamen, was ist mit ihnen? Ja, sie dürfen sich auf die Schulter klopfen, werden geliebt und bewundert, doch Ruhm ist vergänglich und in der heutigen Fernseh- und Mediengesellschaft steht er oder sie heute auf den Titelseiten, am nächsten Tag ein anderer junger Mensch. Was ist, wenn der
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