Kinder, Computer und Co - Familie ist lebenswert
Handy-Generation
„Handys nerven!“ „Handys sind toll!“ „Ohne Handy geht es nicht!“
Drei unterschiedliche Aussagen und alle sind wahr. Handys können manchmal ganz schön nerven, etwa im Zugabteil, beim Arztbesuch oder beim Mittagessen. Telefonieren, twittern, SMS verschicken, im Internet surfen oder ein kurzes Spielchen zwischendurch macht Spaß. Das Auto bleibt auf der kaum befahrenen Landstraße liegen, der Zug verspätet sich. Da sind Handys die schnellen Helfer in der Not.
Nicht nur in der Berufswelt sind die kleinen mobilen Minicomputer ein fester Bestandteil. Auch im Privaten haben sie längst Einzug gehalten. Immer erreichbar sein ist beruflich durchaus von Vorteil, kann jedoch auch zur Last werden.
Kinder, die kein Handy besitzen, gibt es nur noch wenige. Schon knapp ein Fünftel aller 6- bis 7-Jährigen haben ein eigenes Handy. Mit zunehmendem Alter steigen die Zahlen kontinuierlich, und bei den 12- bis 13-Jährigen sind es weit über 80 Prozent. Antreiber sind dabei nicht mal nur die Kinder, sondern häufig die Eltern.
Knapp ein Fünftel aller 6- bis 7-Jährigen haben ein eigenes Handy, bei den 12- bis 13-Jährigen sind es weit über 80 Prozent.
Die Handynutzung variiert bei den Geschlechtern. Mädchen schreiben häufiger SMS und fotografieren mehr, während Jungen öfter spielen und technische Features nutzen. Handys sind nicht nur Minicomputer, sondern auch Allzweckmedium. Telefonieren ist eine von vielen Möglichkeiten. SMS schicken, Musik hören, im Internet surfen, fotografieren, Daten austauschen, Spielen – all das ist mit den handelsüblichen Handys möglich.
Dank Flatrate und dem Ausbau der Telefonnetze werden Handytarife zwar günstiger, doch das heißt nicht, dass nun jeder Anruf kostenlos ist.
Warum geben Eltern schon jüngeren Kindern ein Handy? Zwei Gründe sind es, die Eltern motivieren: Sie wollen wissen, wo sich ihre Sprösslinge gerade aufhalten (Neugierde), und es gibt das Bedürfnis nach Sicherheit, damit Kinder in einer Notsituation schnell mit den Eltern Kontakt aufnehmen können.
Die Motive der Eltern für den Handykauf decken sich aber nicht zwangsläufig mit denen ihrer Kinder.
Nokia, iPhone, Samsung oder Motorola , der Markt bietet eine riesige Auswahl an mobilen Geräten. Es gibt sie in allen erdenklichen Farben, Größen und Zusatzfunktionen. Die Individualität der Mobiltelefone drücken Kinder und Jugendliche durch Aufkleber und Verzierungen aus. Auch die großen Telefonhersteller passen sich dem Trend zum individuellen Handy an: Pinke Handyschalen mit glitzernden Schmetterlingen für die Mädchen, ein matt schwarzes Handy für die Jungen.
Die digitalen Alleskönner ersetzen zunehmend andere multimediale Geräte: So verfügt nahezu jedes Handy heutzutage über einen integrierten MP3-Player, die Sonderfunktion „Radio“ wird ebenfalls immer beliebter. Integrierte Kamerafunktionen runden das breite Spektrum der Nutzungsvariationen ab.
Doch auch die schöne Handywelt bekommt zunehmend Risse: So empfangen Kinder und Jugendliche allerhand Informationen, die dubios und problematisch sind.
Gewalt- und Pornovideos, die aufs Handy geschickt werden, nehmen zu. Kinder werden Opfer von heimlichen Videoaufnahmen.
Aus Angst, die Eltern könnten ihnen das Handy wegnehmen, schweigen viele lieber.
„Snuff-Videos“ (to snuff: sterben), „Tasteless-Darstellungen“ (tasteless: geschmacklos) oder „happy slapping“ („fröhliches Schlagen“) sind Begriffe, die beschreiben, welche Gefahren auch in der Handynutzung enthalten sind. „Snuff-Videos“ sind filmische Darstellungen von Folter, einer Exekution oder eines Mordes, und man muss davon ausgehen, dass diese Aufnahmen authentisch sind.
„Mobile bullying“ oder „cyber bullying“ werden synonym verwendet und sind Videoaufnahmen oder Fotos, die in der Regel Mitschüler in peinlichen Situationen zeigen. Hier kann man durchaus von Mobbing sprechen, wenn solche Videos im Internet verbreitet werden.
Jugendliche gelangen an diese Filme durch das Internet oder erstellen sie selbst. Weil die modernen Handys mit einer Infrarot-Schnittstelle oder Bluetooth ausgestattet sind, können sie die Videos einfach und kostenlos verbreiten.
Die Motive, diese Videos anzuschauen, sind unterschiedlich: Einige finden es einfach „cool“, andere sehen es als Mutprobe und wieder andere machen mit, um nicht selbst Opfer zu werden. So dienen diese Filme als Beweis für andere, man ist „stark“ und gehört nicht zu den Opfern.
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