Kinder, Computer und Co - Familie ist lebenswert
wenn sie den Raum erhalten und es eine familiäre Gesprächskultur gibt, die das Fernsehgespräch fördert.
Filme dienen der „Selbstvergewisserung“ von Jugendlichen auf dem Weg zum Erwachsenenwerden. Dieser Prozess beginnt mit etwa 13 bis 14 Jahren, wenn die Abgrenzung von den Eltern beginnt. Filme, die in diesen Jahren wichtig waren, sind es in der Regel auch Jahre später. Das legt den Schluss nahe, dass die Themen über einen längeren Zeitpunkt aktuell bleiben. Filmgespräche haben also Vorteile für beide: Für die Jugendlichen sind sie eine gute Möglichkeit, Fragen, Ängste und Wünsche anzusprechen, ohne direkt von sich sprechen zu müssen. Den Eltern eröffnen sie die Chance, von den Bedürfnissen der Kinder zu erfahren und zu wissen, womit sie sich gerade beschäftigen.
Wer das öfter macht, schaut zwangsläufig hinter die Kulissen von Film und Fernsehen, erkennt wiederkehrende Muster, kann Genres identifizieren und unterscheiden, bestimmt Rollenmuster und wird in seinem Sehverhalten letztlich kritischer. Häufig sind sich Eltern dessen gar nicht bewusst – ohne es zu wissen, gehen ihnen manche Chancen verloren.
Gleichwohl sind Kinder oft leichtgläubig und sorglos und es ist ihr Privileg, neugierig und unvoreingenommen die Welt der Medien zu entdecken. Dennoch: Kinder und Jugendliche müssen von ihren Eltern über die Gefahren aufgeklärt werden, sie brauchen die Hilfestellung der Erwachsenen. Wie sollen sie sonst lernen, dass jedes Medium auch einen Ausschaltknopf hat, es jenseits von Film, Fernsehen, Internet, Computerspiel und Handy noch andere Freizeitaktivitäten gibt. Manchmal brauchen Kinder und Jugendliche nur eine Anregung. Wenn Kindern eine Alternative angeboten wird, lassen sie sich oft genug darauf ein, vorausgesetzt, das Angebot passt zu ihnen.
Wenn Eltern die alten und etwas angestaubten Fotoalben hervorholen, werden vergangene Zeiten lebendig. Wenn zum wiederholten Male an Sylvester Dinner for one gezeigt wird, dann leuchten alte Geschichten wieder auf. Vergessenes wird wachgerufen, Verlorengegangenes taucht wieder auf. Das Video, aufgenommen an Weihnachten mit dem ersten Kind auf dem Arm der Mutter, ist nicht nur für die Eltern ein besonderes Erlebnis. Medien helfen uns, die Erinnerungen an Vergangenes lebendig zu halten und generationenübergreifend ins Gespräch zu kommen.
Eltern sind oft unsicher, fragen auf den Elternabenden, was sie tun sollten, damit ihr Kind medienkompetent aufwächst. Gerne wird nach Rezepten der Medienerziehung gefragt: Wie lange soll mein Sohn (sechs Jahre) allein vor dem Fernsehen sitzen? Sollen Grundschulkinder einen Computer im Kinderzimmer haben? Diese Fragen lassen sich quer durch alle Medien stellen, dahinter steckt der Wunsch: „Du, Experte, sag mir, was ich tun muss, damit ich mein Kind richtig erziehe.“ Da wird gerne die Verantwortung an die Erziehungsexperten abgeschoben, die Patentrezepte liefern sollen.
Die Antwort ist für manche Eltern ernüchternd: Weil jedes Kind ganz besonders und einmalig ist, greifen medienpädagogische Allgemeinheiten eben nur bedingt. Medienerziehung gelingt nicht dann, wenn genaue Uhrzeiten eingehalten werden, sondern wenn mit Medien kritisch und kreativ umgegangen wird. Sich den Medien verweigern bringt uns pädagogisch nicht weiter, und was vielleicht heute als Schund bezeichnet wird, kann morgen schon Kult sein.
Medienbegleitung ist ein guter Ratgeber für Eltern: die Kinder in ihrer Mediennutzung zu unterstützen und zu begleiten, sie zu bilden, damit sie sicher durch den Mediendschungel navigieren können. Das ist alles nicht wirklich neu und dennoch eine durchgehende Herausforderung, zumal sich die Mediengesellschaft nicht nur laufend verändert, sondern sich ständig neu erfinden möchte – man denke nur an den Hype um das Ipad von Apple .
Stand Fernseherziehung in den 1980er Jahren im Mittelpunkt medienerzieherischer Maßnahmen, kam in den 1990er Jahren der Computer und spätestens ab 2000 das Internet hinzu, sind es heute soziale Netzwerke und Videos. Vorhersagen darüber, wie das Internet in zehn Jahren genutzt wird, sind schwierig.
Und noch einen Tipp kann man Eltern geben. Je früher sie mit der Medienerziehung beginnen, umso besser. Kinder verarbeiten ihre Medienerlebnisse aktiv, besonders wenn diese sie emotional bewegen. Sie zeichnen die Hexe, erzählen von Michel aus Lönneberga oder spielen Wicki und die starken Männer nach. Das ist wichtig, weil Kinder ihre Medienerlebnisse damit nicht
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