Kinder der Dunkelheit
Keiner wagte es auch nur, sich zu rühren.
„Leute, irgendwann müsst ihr euch wieder bewegen, irgen dwann müsst ihr eine Entscheidung treffen. Ich spüre bei einem von euch noch immer Zorn, alle anderen aber scheinen eigentlich Frieden zu wollen.“ Angel stand ganz nahe vor den Kämpfern und wartete auf eine Reaktion. Endlich hob einer von ihnen seinen Kopf. „Wir haben uns ergeben, wir legen unser Schicksal und unsere Leben in eure Hände. Unser wahrer Herr ist ermordet worden. Der Sinn unseres Lebens war der Kampf für Ares. Verfahrt mit uns, wie es euch beliebt.“
Der Mann hatte kaum ausgesprochen, als einer unter ihnen auf ihn zusprang und ihm von hinten ein Messer in den Rücken stieß. „Du dreckiger kleiner Verräter! Feiglinge seid ihr alle! Unser neuer Herr war Christo und er ist es, dem wir verpflichtet sind!“
„Hab ich dich!“ Der Kopf des Mannes flog durch die Luft und landete im Blut der anderen, die ihr Leben gelassen hatten. Sergej reinigte ungerührt sein Schwert an den Kleidern des Toten und steckte die Waffe dann zurück in seine Scheide. Dann wandte er sich an den schwer verletzten Kämpfer, in dessen Rücken noch das Messer steckte.
„Willst du leben? Willst du dich an unsere Regeln halten?“
Der in sich zusammengesunkene Mann nickte überrascht und presste hervor: „Ihr lasst mich nicht sterben?“
Sergej verdrehte nur die Augen und Angel schüttelte den Kopf. „Nein, lassen wir nicht. Wir sind nicht die Monster, als die uns Alexandre beschrieben hat. Das waren wir nie. Raffaele wird entscheiden, was mit euch geschehen soll. Du aber kommst jetzt mit mir.“ Er bückte sich zu dem Mann hinunter, zog ihm das Messer mit einer blitzschnellen Bewegung aus dem Rücken, öffnete sich die Pulsader und ließ sein Blut in die Wunde rinnen. Sofort begann die Verletzung, die dem Mann ansonsten unwe igerlich das Leben gekostet hätte, zu verheilen. Dann zog Angel ihn hoch, führte ihn zur Seite und setzte ihn vorsichtig auf den Stufen ab. „Erhol dich, es wird dir gleich wieder besser gehen.“
Mit nachdenklicher Miene trat Raffaele nach vorn. „Wir haben heute viele tapfere Krieger verloren. Sie verbrannten, während sie dafür eintraten, unsere Welt zu schützen. Auch ihr seid für etwas eingestanden, wenn auch für die Ideologie eines Wahnsi nnigen. Doch ihr erhaltet hier und heute eine Chance, alles wieder gutzumachen. Wenn ihr jetzt bei eurem Leben und eurer Ehre schwört, dass ihr Alvarez und damit uns die Treue halten werdet, bieten wir euch ein neues Leben. Alvarez, bist du bereit, die Verantwortung für deine ehemaligen Kampfgefährten zu übernehmen?“
„Selbstverständlich bin ich das. Ich bin euch zu großem Dank ve rpflichtet. Wir werden euch treu dienen, das kann ich versprechen.“
Raffaele lächelte den hoch erfreuten Mann an. „Nicht mir. Aber Domingo hat viele gute Leute verloren, er braucht neue Krieger, treue Männer. Ich denke, in euch hat er sie gefunden. Was ich mit Rodrigo und den anderen mache, weiß ich auch schon. Aber wo steckt der eigentlich – und was mir noch viel mehr Sorgen bereitet: Wo verdammt noch mal sind Luca und Stefano?“
„Keine Spur von den beiden, aber Sabine ist auch schon wieder verschwunden. Ich kann Stefano und Luca fühlen, aber nur sehr schwach. Irgendetwas stimmt da nicht.“ Angel war ausgespr ochen beunruhigt und damit sicherlich nicht allein. Er, Craigh und Sergej hatten sämtliche Außenanlagen der Burg abgesucht und bis auf zahlreiche Gefallene niemanden gefunden.
Raffaele wollte gerade selbst nach den Vermissten suchen, als hinter ihm eine laute Stimme erklang. „Leute, wir könnten hier dringend etwas Hilfe gebrauchen! Angel, Raffaele und wer auch immer …“ Sabine stand blass und erschöpft, jedoch mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht im Rahmen der Eingangstür direkt hinter ihnen. Ihre Kleidung war voll Blut, aber sie schien unverletzt zu sein.
Angel sog tief die Luft ein. „Luca?!“
Sabine nickte. „Aber beruhige dich, ich denke, er ist außer Gefahr.“
Angel, Sergej und Saif stürzten sofort hinter ihr her, während Raffaele ihnen langsameren Schrittes folgte. Er fühlte Stefanos Nähe, doch noch niemals hatte die Aura des starken Vampirs sich so verletzlich angefühlt. Wo zum Teufel steckte er? Seine Frage beantwortete sich von selbst, als sich eine Tür öffnete und Luca, von Angel und Rodrigo gestützt, langsam heraustrat. Direkt hinter ihm folgten Saif und Sergej, die eine Tischplatte
Weitere Kostenlose Bücher