Kinder der Dunkelheit
vergiftet. Mann, du bist es also tatsächlich? Ich habe es immer irgendwie geahnt, aber es war alles so ... schwierig. Endlich haben wir ihn doch, den sagenhaften sechsten Hüter. Wenn ich das nicht falsch interpretiere, dann kannst du mich gleich ersetzen.“
Stefano lachte bitter auf. „Das darfst du getrost knicken, mein alter Freund. Ich werfe hier doch nicht all meine guten alten Vorsätze über Bord, um dann zuzusehen, wie du abnippelst!“ Er sprang auf die Beine und zog Luca mit sich hoch. Er legte einen Arm des Gefährten um seine Schultern und stützte ihn dann selbst im Rücken. „So, mein Lieber, du kämpfst jetzt gefälligst um dein Scheißleben, hörst du mich? Los, kämpfe, ich hab so was von keine Lust, ohne dich nach Venedig zurückzukommen, also reiß dich gefälligst zusammen! Und jetzt hilf mir, beweg deinen Hintern, ich bring dich hier weg und sorge dafür, dass dir geholfen wird. Jetzt mach schon, oh Mann, ich schwöre dir, wenn du wieder gesund bist, trete ich dich dermaßen in den Arsch!“
Lucas Schmerzen waren inzwischen bestialisch und trotzdem gelang ihm ein schiefes Grinsen. „Hey, Alter, bei den Zukunft saussichten ist das natürlich was anderes, da muss ich ja fast überleben.“
„Na also, geht doch. Ich wusste doch, ich hab ’ne psycholog ische Ader. Und jetzt weg hier.“ So schnell es eben ging, schleppte Stefano Luca in das nahe Gebäude und legte ihn in einem großen Raum ab. „Ich bin sofort zurück. Und wehe, du stirbst in der Zwischenzeit, das würde dir auf ewig leidtun!“ In der nächsten Sekunde war Stefano spurlos verschwunden.
6 1.
Es dauerte nicht allzu lange, die Fürstentöchter zu versorgen. Allein die Tatsache, dass sie in Freiheit und wieder in den Armen derer waren, die sie liebten, genügte, um die Heilung voranz utreiben. Einzig Samira war noch immer schwach und hatte Schmerzen, jedoch waren sie nur noch leicht und auch nur dann zu spüren, wenn sie sich ruckartig bewegte.
Raffaele hatte Jorge, der unbedingt mit in die Burg wollte, um die Entführer seiner Frau zu stellen, strikt untersagt, sich von der Stelle zu bewegen und so saß der nun mit der schlafenden Samira in den Armen in einem der wartenden Geländewagen.
„So weit alles in Ordnung?“ Raffaele stellte seinen Arztkoffer ab und betrachtete mit Freude das friedliche Bild, das die beiden abgaben.
Jorge grinste nur. „Mehr als in Ordnung. Meine Frau und mein Kind sind am Leben und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich in diesem Moment bin. Allerdings fühle ich mich schon ein wenig schuldig. Ich sollte dort drinnen, an der Seite der anderen sein, die für uns kämpfen.“
„Lass gut sein, Jorge. Die einzige Seite, an die du jetzt gehörst, ist die deiner Frau.“ Raffaele streichelte der Schlafenden liebevoll übers Haar. „Aber ich sollte jetzt dann dringend mal nach dem Rechten sehen.“ Raffaele blickte sich suchend um.
Er entdeckte Sabine bei Luisa, der sie gerade die Arme mit kühlendem Gel bestrich. „Sabine, bist du hier fertig? Ich denke wir sollten jetzt mal da hineingehen.“ Raffaele wies mit einem Kopfnicken auf die Burg, aus der mittlerweile dichte Rausc hschwaden aufstiegen. Es sah nicht gut aus und die Schreie, die er vernommen hatte, klangen noch viel weniger gut. Wenn er ehrlich war, dann hatte er ein sehr mieses Gefühl im Bauch, doch das wollte er lieber für sich behalten. Sabine jetzt zu verunsichern, wäre grundfalsch.
„Ja, wenn wir helfen können, natürlich. Den Frauen geht es den Umständen entsprechend erstaunlich gut. Allen, außer Selda. Was wir mit ihr machen, wenn sie aufwacht, kann ich dir nicht sagen. Ares’ Tod ist eine absolute Katastrophe, nicht nur für Selda.“
Raffaele runzelte nachdenklich die Stirn. „Ja, aber daran können wir wohl nichts mehr ändern, lass uns denen helfen, die noch am Leben sind. Sabine, du hast Alexandres Blut in dir. Du müsstest in der Lage sein, im Dunklen hervorragend zu sehen. Das bedeutet, dass du große Wunden nähen kannst, denn du bist auch schnell und hast eine sichere Hand. Nimm dir den zweiten Arztkoffer, darin ist alles, was du brauchst. Du bist ja schon damit vertraut. Zögere nicht, stell deine Fähigkeiten nicht in Frage. Wenn du Verletzte antriffst, sieh zu, dass du ihre Selbstheilung beschleunigen kannst. Am meisten Kraft brauchen wir für das Verschließen von größeren Fleischwunden. Näh sie einfach zusammen. Komm, wir müssen uns beeilen.“
Die Tatsache, dass Sabine
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