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Kinder der Retorte

Kinder der Retorte

Titel: Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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erhöhter Energie an, das ist alles.« Impulsiv zog er Vargas an sich, umarmte ihn plump wie ein Bär. »Ich danke Ihnen für Ihre Signale. Ich danke Ihnen für Ihren planetarischen Nebel. Ich danke Ihnen millionenmal, hören Sie, Vargas?« Krug trat zurück. »Jetzt gehen wir nach unten. Sie brauchen Geld für das Laboratorium. Sprechen Sie mit Spaulding. Er weiß, Sie haben Blankokredit, jederzeit, jede Summe.«
    Vargas entfernte sich, um Spaulding aufzusuchen. Allein in seinem Büro, fühlte sich Krug von gesteigerter Vitalität erfüllt und überwältigt von einer neuen Vision von NGC 7293. Erglühte innerlich, seine Haut erschien ihm zu eng.
    »Ich muß hinaus ins Freie«, brummte er vor sich hin.
    Er stellte die Transmatkoordinaten seines Feriensitzes in Uganda ein und betrat die Kabine. Eine Sekunde später stand er, rematerialisiert, siebentausend Meilen östlich auf seiner Onyxveranda, schaute hinunter auf den von Schilf gesäumten See. Zur Linken, einige hundert Meter weit draußen, trieben vier Flußpferde im Wasser, zeigten nur ihre rosa Nüstern und ihre mächtigen grauen Rücken. Rechts sah er Quenelle, eine seiner Frauen, nackt im seichten Wasser liegend. Krug entkleidete sich. Schwer wie ein Rhinozeros, doch mit der Ungeduld eines brünstigen Antilopenhirsches, stapfte er den abfallenden Strand hinunter, um sich im Wasser zu ihr zu gesellen.
6
    Watchman brauchte nur zwei Minuten, um zu der Unfallstelle zu eilen, doch als er ankam, hatte der Kran den herabgefallenen Block bereits gehoben, und die Körper der Opfer waren freigelegt. Eine Menge hatte sich angesammelt, alles Betas; die Gammas besaßen weder die Befugnis noch die Motivation, ihr Arbeitsprogramm zu unterbrechen, selbst bei einem Zwischenfall wie diesem. Als sie sahen, daß ein Alpha sich näherte, wichen die Betas zurück, verweilten am Rande des Schauplatzes, unschlüssig In unbehaglichem Konflikt. Sie wußten nicht, ob sie zu ihrer Arbeit zurückkehren sollten oder bleiben und dem Alpha ihre Hilfe anbieten sollten, und so standen sie da, von einer umprogrammierten Situation überrascht, auf ihren Gesichtern den hilflosen Ausdruck androider Verwirrung.
    Watchman überblickte rasch die Lage. Drei Androiden – zwei Betas und ein Gamma – waren von dem Glasblock zerquetscht worden. Die Betas waren bis zur Unkenntlichkeit entstellt; es würde Mühe kosten, ihre Leichen aus dem Permafrost herauszugraben. Der Gamma neben ihnen wäre beinahe dem Tode entronnen, doch er hatte es nicht geschafft und nur seine Beine in Sicherheit bringen können. Kopf und Oberkörper waren zermalmt. Es waren seine Beine gewesen, die Watchman unter dem Block hatte herausragen sehen. Zwei andere Androiden waren von dem fallenden Aufzug getroffen worden. Einer von ihnen, ein Gamma, hatte einen tödlichen Schlag auf den Schädel erhalten und lag ein Dutzend Meter entfernt, alle viere von sich gestreckt. Der andere, ein Beta, war im Rücken von einer Kante des Aufzugskastens zwar nur leicht gestreift, aber dennoch schwer verletzt worden; er lebte noch, aber er hustete Blut und hatte offenbar nur noch wenige Minuten zu leben.
    Watchman wählte sechs der zuschauenden Betas aus und befahl ihnen, die Toten zur Identifizierung und Bestattung ins Kontrollzentrum zu bringen. Zwei andere Betas schickte er los, um eine Bahre für den Schwerverletzten zu holen. Als sie sich entfernt hatten, trat er zu dem sterbenden Androiden, blickte in graue, vom Schmerz gelb geränderte Augen.
    »Kannst du sprechen?« fragte Watchman.
    »Ja.« Es war nur ein heiseres Flüstern. Er hustete wieder einen Schwall Blut und keuchte röchelnd: »Ich kann meine Beine nicht mehr bewegen. Mich friert. Werde ich sterben?«
    »Wahrscheinlich«, sagte Watchman. Er tastete mit der Hand den Rücken des Betas ab, bis er das Lumbalnervenzentrum fand, und mit einem schnellen Griff trennte er es ab. Die verrenkte Gestalt am Boden gab einen Seufzer der Erleichterung von sich.
    »Besser?« fragte der Alpha.
    »Viel besser, Alpha Watchman.«
    »Nenne mir deinen Namen, Beta.«
    »Caliban Driller.«
    »Was tatest du, als der Block fiel, Caliban?«
    »Ich machte mich bereit, meine Schicht zu beenden. Ich bin Instandhaltungsvorarbeiter. Ich kam hier vorbei. Alle fingen an zu schreien. Ich spürte die heiße Luft, als der Block herunterkam. Ich sprang zur Seite. Und dann lag ich am Boden mit gebrochenem Rücken. Wann werde ich sterben?«
    »In einer Stunde, oder weniger. Die Kälte steigt, bis sie dein Gehirn erreicht,

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