Kinder der Stürme
sprach, keuchte er und oftmals spuckte er Blut.
„Sieben?“
„Eine Unglückszahl“, sagte der Mann stöhnend. „Und alle in schwarz gekleidet. Eine Unglücksfarbe. Das bedeutet nichts Gutes.“ Plötzlich mußte er so stark husten, daß er nicht mehr sprechen konnte.
„Immer mit der Ruhe“, sagte Evan, „ruhig.“ Er gab dem Mann ein Glas Wein mit Kräutern. Maris und er führten den Mann zu einem Bett.
Aber der dicke Mann wollte sich ganz und gar nicht ausruhen. Sobald sein Hustenanfall vorüber war, fing er wieder an zu reden. „Wenn ich der Landmann wäre, würde ich meine Bogenschützen aufmarschieren lassen und sie sofort abschießen. Ja, das würde ich tun. Einige behaupten zwar, die Pfeile würden sie einfach durchdringen, aber so etwas glaube ich nicht. Ich denke, sie sind aus Fleisch und Blut, wie ich.“ Er strich über seinen dicken Bauch. „Man darf sie nicht einfach fliegen lassen. Sie bringen uns nur Unglück. Seit sie aufgetaucht sind, ist das Wetter schlecht, die Fische beißen nicht, und ich habe gehört, daß in Port Thayos einige Leute krank geworden sind und starben, als der Schatten ihrer Flügel sie berührte. In Thrane wird etwas Schreckliches passieren, das weiß ich genau, deshalb will ich nicht dorthin. Nicht wenn sieben schwarze Flieger am Himmel sind. Nein, ich nicht. Das Böse ist am Werk. Ich sag euch, das bedeutet nichts Gutes.“
Dem dicken Mann hat es jedenfalls nichts Gutes gebracht, dachte Maris. Als sie am nächsten Morgen zu ihm ging, um ihm das Frühstück zu bringen, war sein mächtiger Leib kalt und steif. Evan begrub ihn im Wald, an einer Stelle, wo sich schon die Gräber anderer Reisender befanden.
„Thenya war in Port Thayos um dort ihre Wandteppiche zu verkaufen“, berichtete ein anderes der Kinder, die Evan versorgten, diesmal war es ein Junge. „Als sie nach Thossi zurückgekehrt war, erzählte sie, daß jetzt mehr als ein Dutzend schwarzer Flieger ihre Kreise vom Hafen zur Festung des Landmannes zögen. Und jeden Tag kämen mehr.“
„Zwanzig schwarze Flieger, die nichts sagen und finster aussehen“, sagte eine junge Sängerin. Sie hatte blondes Haar, blaue Augen, eine süße Stimme und ein freundliches Wesen. „Sie liefern Stoff für ein herrliches Lied! Ich arbeite bereits daran, wenn ich nur wüßte, wie das endet …“
„Warum glaubst du, sind sie hier?“ fragte Evan.
„Wegen Tya, natürlich“, sagte die junge Frau, über diese Frage sichtlich verwundert. „Sie hat gelogen, weil sie einen Krieg verhindern wollte, und deswegen hat der Landmann sie getötet. Ich vermute, daß sie für sie Schwarz tragen. Viele Menschen trauern um sie.“
„Ach ja“, sagte Evan. „Tya. Ihre Geschichte ist selbst ein Lied wert. Hast du vor, eins über sie zu schreiben?“
Die Sängerin grinste. „Es gibt bereits eins“, sagte sie. „Ich habe es in Port Thayos gehört. Warte, ich singe es euch vor.“
Maris traf Katinn von Lomarron auf dem Landefeld, wo sich schmächtige grüne Raufbolde und mißgestaltete Schmutzdrachen im wilden Weizen tummelten. Der große Mann mit der Kette aus Szyllazähnen landete elegant mit seinen silbernen Flügeln. Er war ganz schwarz gekleidet.
Sie führte ihn ins Haus und gab ihm etwas zu trinken. „Gut?“
Er wischte sich das Wasser von den Lippen und grinste sie an. „Ich bin in großer Höhe geflogen und sah den Kreis der Flieger unter mir. Das hättest du sehen sollen! Es müssen jetzt vierzig Flügel sein, denke ich. Der Landmann muß schäumen vor Wut. Überall spricht man davon. Aus dem ganzen Osten strömen die Einflügler herbei. Val selbst hat im Westen Bescheid gesagt. Deshalb wird es nicht lange dauern bis weitere Flieger ankommen. Jetzt sind es schon so viele, daß es nicht auffällt, wenn jemand eine Pause macht, um etwas zu essen. Ich beneide die arme Alain nicht, die anfangen mußte. Zweifellos ist sie eine starke Fliegerin. Ich habe sie noch nie müde gesehen. Zur Zeit erholt sie sich heimlich auf Thrynal, aber sie wird uns bald wieder Gesellschaft leisten. Ich für meinen Teil werde jetzt den Kreis unterstützen.“
Maris nickte. „Was ist mit Colls Lied?“
„Man singt es auf Lomarron, Süd Arren und Drachens Landung. Ich habe es selbst einige Male gehört. Und es wird auf den Südlichen und Äußeren Inseln genauso bekannt wie im Westen, deinem Amberly, auf Culhall und Poweet. Selbst die Sänger von Sturmstadt kennen es inzwischen.“
„Gut“, sagte Maris, „sehr gut.“
„Der Landmann
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