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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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bis er ihn auf einer seiner Wachen ruhen ließ. „Hole meinen Flieger!“ befahl er. „Sofort, sofort!“
    Der Mann mußte vor der Tür gewartet haben, denn er trat augenblicklich ein. Maris erkannte ihn; ein dünner, kahlköpfiger Flieger mit hängenden Schultern, den sie nur flüchtig kannte. „Sahn“, sagte sie laut, als ihr sein Name einfiel.
    Er erwiderte ihren Gruß nicht. „Mein Landmann“, sagte er ehrerbietig mit dünner Stimme.
    „Sie hat mir gedroht“, sagte der Landmann wütend. „Schwarze Flieger, sagt sie, werden mich bis in den Tod verfolgen, sagt sie.“
    „Sie lügt“, gab Sahn sofort zurück. Und plötzlich wußte Maris, wer er war. Sahn von Thayos, ein konservativer geborener Flieger. Vor zwei Jahren hatte er seine Flügel an einen talentierten Einflügler verloren. Jetzt hatte er sie wieder. „Die schwarzen Flieger stellen keine Bedrohung dar. Sie sind nichts, nichts.“
    „Sie sagt, sie werden mich nie verlassen“, sagte der Landmann.
    „Falsch“, sagte Sahn mit seiner dünnen, einschmeichelnden Stimme. „Du hast nichts zu befürchten. Bald werden sie verschwunden sein. Sie haben Pflichten, eigene Landmänner, ihr Leben, Familien, und sie müssen Botschaften überbringen. Sie können nicht unbegrenzt bleiben.“
    „Andere werden an ihre Stelle treten“, sagte Maris. „Windhaven hat viele Flieger. Du wirst dich immer im Schatten ihrer Flügel bewegen.“
    „Hör nicht auf sie“, sagte Sahn. „Die Flieger stehen nicht hinter ihr. Nur einige Einflügler. Der Abschaum des Himmels. Wenn sie verschwunden sind, werden keine neuen kommen. Du brauchst nur zu warten, mein Landmann.“
    Der Landmann fixierte sie mit seinen kalten Augen. „Wie ich es mir dachte“, sagte er. „Tya hat mich belogen, und ich habe es herausgefunden. Val Einflügler wollte mich mit leeren Drohungen einschüchtern. Und jetzt du. Ihr seid alle Lügner, aber ich bin klüger, als du denkst. Deine schwarzen Flieger werden mir nichts tun, nichts. Ihr Einflügler. Den wirklichen Fliegern ist Tya gleichgültig, das hat die Versammlung bewiesen.“
    „Ja“, stimmte Sahn zu und nickte mit dem Kopf.
    Maris kochte vor Wut. Sie wollte durchs Zimmer stürmen und den zerbrechlichen Flieger packen und schütteln, bis er zusammenbrach. Aber Evan drückte ihre Hand ganz fest, und als sie ihn ansah, bemerkte sie, daß er den Kopf schüttelte.
    „Sahn“, sagte sie leise.
    Widerwillig sah er sie an. Sie bemerkte, daß er zitterte, vielleicht, weil er sich für das schämte, was er geworden war. Als sie ihn ansah, glaubte Maris ein Stückchen von jedem Flieger, den sie kannte, in ihm wiederzuerkennen. Was wir nicht alles tun, um fliegen zu können … „Sahn“, sagte sie. „Jem ist zu den schwarzen Fliegern gestoßen. Er ist kein Einflügler.“
    „Nein“, gab Sahn zu, „aber er kannte Tya gut.“
    „Wenn du deinen Landmann berätst“, sagte sie, „dann erklär ihm, wer Dorrel von Laus ist.“
    Sahn zögerte.
    „Wer?“ fragte der Landmann. Sein Blick wanderte zwischen Maris und Sahn hin und her.
    „Nun?“
    „Dorrel von Laus“, sagte Sahn zögernd. „Ein Flieger aus dem Westen, mein Landmann. Er stammt aus einer sehr alten Familie. Ein guter Flieger. Er ist in meinem Alter.“
    „Was ist mit ihm? Was geht er mich an?“ Der Landmann wurde ungeduldig.
    „Sahn“, sagte Maris, „was glaubst du, würde geschehen, wenn Dorrel zu den schwarzen Fliegern stößt?“
    „Nein“, sagte Sahn sofort. „Er ist kein Einflügler. Das würde er nicht tun.“
    „Wenn er es schon getan hat?“
    „Er ist eine bekannte Persönlichkeit. Ein Führer. Andere würden seinem Beispiel folgen.“ Das alles gab Sahn nur ungern zu.
    „Dorrel von Laus wird mit hundert Fliegern aus dem Westen den Kreis erweitern“, sagte Maris forsch. Ohne Zweifel übertrieb sie, aber die anderen wußten ja nicht Bescheid.
    Der Landmann verzog den Mund. „Ist das wahr?“ fragte er seinen Lieblingsflieger.
    Sahn hustete nervös. „Dorrel, ich … nun, es ist schwer zu sagen. Er hat Einfluß, aber, aber …“
    „Ruhe“, sagte der Landmann, „oder ich werde einem anderen deinen Posten geben.“
    „Hör nicht auf ihn“, sagte Maris barsch. „Sahn, ein Landmann hat nicht das Recht, jemandem die Flügel zu geben oder zu nehmen. Die Flieger haben sich vereint, um diesen Sachverhalt sicherzustellen.“
    „Tya starb mit diesen Flügeln“, sagte Sahn. „Er hat sie mir gegeben.“
    „Die Flügel gehören dir. Niemand will sie dir nehmen“,

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