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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Landwachen könnten versuchen, den Sänger daran zu hindern, daß er Lügen verbreitet, indem sie ihm den Schädel einschlagen. Habt ihr daran gedacht?“
    „Ich kann allein auf mich aufpassen“, sagte Coll. „Nicht alle meine Lieder sind beliebt, besonders am Anfang.“
    „Es ist dein Leben“, sagte Val kopfschüttelnd. „Falls du lange lebst, können deine Lieder vielleicht wirklich etwas bewirken.“
    „Ich möchte, daß du noch einige Flieger kommen läßt“, sagte Maris. „Einflügler, die ein wenig singen und spielen können.“
    „Möchtest du, daß Coll ihnen etwas beibringt, für die Tage, wenn sie keine Flügel mehr besitzen?“
    „Sein Lied muß so schnell wie möglich in ganz Thayos bekannt werden“, sagte Maris. „Ich möchte, daß die Flieger es lernen und es auch anderen Sängern beibringen. Ich möchte dieses Lied als Botschaft von uns überall verkünden lassen. Ganz Windhaven soll Tya kennenlernen, sie sollen Colls Lied singen und erfahren, was sie vorhatte.“
    Val blickte nachdenklich drein. „Nun gut“, sagte er. „Ich werde meinen Leuten eine geheime Nachricht zukommen lassen. Außerhalb von Thayos wird das Lied schnell bekannt werden.“
    „Außerdem solltest du bekanntgeben, daß die Sanktionen gegen Thayos aufgehoben wurden.“
    „Das werde ich nicht tun“, sagte er verärgert. „Tya muß durch mehr als ein Lied gerächt werden!“
    „Hast du Tya überhaupt gekannt?“ fragte Maris. „Weißt du, was sie beabsichtigte? Sie wollte einen Krieg verhindern und sicherstellen, daß die Landmänner keine Gewalt über die Flieger haben. Aber diese Sanktionen liefern uns den Landmännern aus, weil sie uns in zwei Lager spalten und dadurch schwächen. Nur wenn die Flieger gemeinsam handeln, können sie sich gegen die Landmänner zur Wehr setzen.“
    „Das mußt du Dorrel sagen“, sagte Val kühl. „Gib nicht mir die Schuld. Ich habe die Versammlung einberufen, damit wir gemeinsam handeln und Tya retten, und nicht damit wir uns dem Landmann von Thayos beugen. Dorrel hat mir die Sache aus der Hand genommen und uns geschwächt. Erzähl es ihm und warte ab, wie er reagiert.“
    „Das habe ich vor“, sagte Maris ruhig. „S’Rella ist bereits auf dem Weg nach Laus.“
    „Willst du, daß er hierher kommt?“
    „Ja. Er und andere. Ich kann ja nicht zu ihnen, denn ich bin ein Krüppel, wie du sagtest.“ Sie lächelte finster.
    Val zögerte. Offensichtlich wollte er seine Gedanken ordnen. „Du willst mehr als die Zurücknahme der Sanktion“, sagte er schließlich. „Das ist nur der erste Schritt, um die Einflügler und die geborenen Flieger zu vereinen. Was hast du mit uns vor, falls es dir gelingt, uns zu vereinen?“
    Maris’ Herz klopfte vor Freude, denn jetzt wußte sie, daß Val auf ihrer Seite stand.
    „Weißt du, wie Tya gestorben ist?“ fragte Maris. „Weißt du, daß der Landmann von Thayos die Grausamkeit und die Dummheit besaß, sie zu töten, während sie ihre Flügel trug? Anschließend hat man sie ihr abgenommen und an den Mann zurückgegeben, von dem sie sie vor Jahren gewonnen hatte. Ohne ihr einen Grabstein zu errichten hat man sie einfach außerhalb der Festung im Feld verscharrt, dort wo man Mörder und andere Gesetzlose begräbt. Sie starb mit ihren Flügeln, aber man hat ihr keine Fliegerbestattung gewährt. Niemand durfte an der Beisetzung teilnehmen.“
    „Ja und? Was geht das mich an? Was hast du mit mir vor, Maris?“ Sie lächelte. „Ich möchte, daß du trauerst, Val. Das ist alles. Ich möchte, daß du Tyas Tod beklagst.“
    Maris und Evan hörten die Nachricht zuerst aus dem Mund einer reisenden Geschichtenerzählerin, einer alten launischen Frau aus Port Thayos, die den Heiler aufgesucht hatte, damit er ihr einen Dorn aus dem Fuß entferne. „Unsere Landwachen haben die Mienen von Thrane besetzt“, sagte die Frau, während Evan sie behandelte. „Man spricht davon, daß sie auch in Thrane selbst einmarschieren wollen.“
    „Wahnsinn“, schimpfte Evan. „Noch mehr Tote.“
    „Gibt es noch weitere Neuigkeiten?“ fragte Maris. Inzwischen waren viele Flieger auf dem geheimen Landeplatz angekommen, aber es war mehr als eine Woche vergangen, seit Coll sein Lied einem halben Dutzend Einflüglern beigebracht hatte und sich auf den Weg nach Port Thayos gemacht hatte. Die Tage waren kalt und regnerisch.
    „Da ist dieser Flieger“, sagte die Frau. Sie warf einen Blick auf das spitze Knochenmesser, mit dem Evan den Dorn aus ihrem Fleisch schnitt.

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