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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ich denn das Geschäft betreten oder verlassen oder zum Mittagessen gehen? Wie soll ich denn zur Arbeit gelangen? Durch die Mauer?«
    »Kommen und gehen dürfen Sie«, beschied Fergesson ihn, »aber ohne zu bummeln.«
    »Meine Güte«, murmelte Stuart McConchie und schaute ihm verdrossen nach.
    Fergesson jedoch schenkte seinem Fernseh-Fachverkäufer keine Beachtung mehr; er bereitete den heutigen Tag vor, indem er ausgestellte Geräte und Reklame-Leuchtschilder anknipste.

    2

    Der Phokomelus Hoppy Harrington kam im allgemeinen ungefähr um elf Uhr zum Rundfunk- und Fernsehfachgeschäft TV modern. Normalerweise fuhr er ins Geschäft und hielt mit seinem Gefährt vor der Ladentheke, und falls Jim Fergesson in der Nähe war, bat er ihn um die Erlaubnis, nach unten gehen und den beiden Fernsehtechnikern bei der Arbeit zusehen zu dürfen. Aber falls Fergesson nicht zur Stelle war, gab Hoppy nach einer Weile auf und fuhr davon, denn er wußte, daß die Verkäufer ihm sowieso nie gestatteten, drunten zuzuschauen; sie belustigten sich bloß über ihn und schickten ihn vom einen zum anderen. Er störte sich nicht daran. Oder jedenfalls störte er sich nicht daran, soweit Stuart McConchie das feststellen konnte.
    Doch eigentlich, so mußte sich Stuart eingestehen, verstand er Hoppy überhaupt nicht, der ein Gesicht mit scharfgeschnittenen Zügen, kluge Augen und eine überhastete, nervöse Art des Sprechens hatte, die sich bisweilen zu einem Gestotter verwirrte. Er begriff ihn psychologisch nicht. Warum lag Hoppy so daran, Fernsehgeräte zu reparieren? Was fand er daran so großartig? Aus der Weise, wie der Phoko sich hier danach drängte, hätte man schlußfolgern können, es handle sich um den attraktivsten Beruf, der sich nur vorstellen ließ. In Wirklichkeit jedoch strengte die Reparaturtätigkeit an, war schmutzig und wurde nicht sonderlich gut bezahlt. Doch Hoppy war offenbar leidenschaftlich dazu entschlossen, Fernsehtechniker zu werden, und nun war ihm endlich Erfolg beschieden, weil Fergesson sich dazu veranlaßt fühlte, für alle Minderheiten der Welt etwas zu tun. Fergesson war Mitglied der Amerikanischen Liga für Bürgerrechte, der Nationalen Organisation zur Förderung farbiger Mitbürger und der Gesellschaft zur Unterstützung Behinderter – letztere war, soweit Stuart das beurteilen konnte, nichts anderes als eine lobbyistische Vereinigung auf internationaler Ebene, die eine Beschwichtigungs- und Abwiegelungsstrategie gegenüber all den Opfern der modernen Medizin und Wissenschaft betrieb, zum Bei spiel den zahllosen Geschädigten der 1972er Bluthgeld-Katastrophe.
    Und was heißt das für mich? fragte sich Stuart, während er oben im Büro des Fachgeschäfts saß und sein Auftragsbuch durchblätterte. Ich meine, dachte er, wenn hier ein Phoko arbeitet ... dadurch werde ich ja praktisch auch zu so was wie einem Strahlungsgeschädigten abgestempelt, ganz als wäre Farbigsein eine Art von früher Form der Strahlenverbrennung. Diese Gedanken versetzten ihn in niedergedrückte Stimmung.
    Einmal waren die Menschen auf der Erde alle weiß, dachte er, bis irgendein Arschloch einen Stratosphären-Atomtest durchgezogen hat, sagen wir mal, vor zehntausend Jahren, und einige sind versengt worden, und die Versengung hat sich dann weitervererbt, so daß es dabei geblieben ist; die Strahlung hat auf die Genen gewirkt. Und da sind wir heute nun.
    Ein anderer Verkäufer, Jack Lightheiser, kam herein, setzte sich an den gegenüber aufgestellten Schreibtisch und zündete sich eine Corona an. »Ich habe gehört, Jim hat diesen Burschen auf dem Wägelchen angeheuert«, sagte Lightheiser. »Dir ist ja wohl klar, weshalb, hm? Wegen der Publizität. In San Franzisko schreiben sämtliche Zeitungen was darüber. Jim sieht einfach zu gern seinen Namen in der Zeitung. Wenn man's sich genau überlegt, ist das ganz schön gerissen. Der erste Einzelhändler in der ganzen East Bay, der einen Phoko einstellt.« Stuart stieß ein Brummen aus. »Jim hat von sich selbst ein idealisiertes Bild«, sagte Lightheiser. »Er ist nicht bloß ein Geschäftsmann, er ist ein moderner Römer, ein Bürger mit Sinn fürs Gemeinwesen. Und immerhin ist er ja auch ein gebildeter Mensch – er hat an der Universität Stanford graduiert.«
    »Das hat doch heutzutage gar nichts mehr zu bedeuten«, sagte Stuart. Er selbst hatte 1975 in Kalifornien graduiert und war deswegen keineswegs irgendwie besser vorangekommen.
    »Damals war es noch von Bedeutung«, sagte

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