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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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eine wichtige Sache. Es geht um Tausende von Kastlingen - das ist hundertmal mehr Geld, als du wert bist. Ich will nicht, dass du es vermasselst. Verstanden?«
    Vin nickte.
    Camon betrachtete sie kurz; sein plumpes Gesicht war zornesrot. Schließlich wandte er den Blick von ihr ab und murmelte ein paar unverständliche Worte in sich hinein.
    Er war über irgendetwas verärgert - etwas, das nichts mit Vin zu tun hatte. Vielleicht hatte er von dem Skaa-Aufstand im Norden vor einigen Tagen gehört. Themos Tresting, einer der Provinzgrafen, war anscheinend ermordet und sein Haus bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden. Solche Unruhen waren schlecht für das Geschäft, denn sie machten die Adligen wachsamer und weniger leichtgläubig. Und das wiederum konnte Camons Gewinn beträchtlich schmälern.
    Er sucht nach jemandem, den er bestrafen kann,
dachte Vin.
Vor einer solchen Sache ist er immer nervös.
Sie sah auf zu Camon und schmeckte Blut auf der Lippe. Offenbar hatte sie ihre Gedanken nicht ganz verbergen können, denn er schaute sie aus den Augenwinkeln an und machte ein finsteres Gesicht. Dann hob er die Hand, als wolle er sie noch einmal schlagen.
    Vin setzte ein wenig von ihrem »Glück« ein.
    Sie verbrauchte nur ein winziges Stück davon; den Rest benötigte sie für die bevorstehende Arbeit. Sie richtete das »Glück« auf Camon und beruhigte damit seine Nervosität. Der Anführer der Mannschaft hielt inne. Er bemerkte Vins innerliche Berührung nicht, doch er spürte ihre Auswirkungen. Einen Augenblick lang stand er reglos da, dann seufzte er, wandte sich von ihr ab und ließ die Hand sinken.
    Vin wischte sich über die Lippen, als Camon davonschlurfte. Der Diebesmeister wirkte sehr überzeugend in seinem edlen Anzug. Es war die beeindruckendste Verkleidung, die Vin je gesehen hatte. Ein weißes Hemd steckte unter einer dunkelgrünen Weste mit gravierten Goldknöpfen. Die schwarze Jacke war lang, wie es die gegenwärtige Mode vorschrieb, und dazu trug Camon einen passenden schwarzen Hut. An den Fingern funkelten Ringe, und er trug sogar einen feinen Duellstab. Tatsächlich gelang es Camon ausnehmend gut, einen Adligen darzustellen. Wenn es darum ging, eine Rolle zu spielen, dann waren nur wenige Diebe so gut wie Camon. Vorausgesetzt, er schaffte es, sein Temperament zu zügeln.
    Der Raum, in dem sie sich befanden, war weniger beeindruckend. Vin kämpfte sich auf die Beine, während Camon mit einem anderen Mitglied der Mannschaft schimpfte. Sie hatten eine Zimmerflucht im obersten Stock eines örtlichen Hotels gemietet. Es war nicht allzu vornehm, doch das sollte es auch nicht sein. Camon würde die Rolle des Grafen Jedue spielen, eines Adligen vom Lande, dem es finanziell schlechtging und der nach Luthadel gekommen war, weil er verzweifelt ein paar rettende Geschäfte machen wollte.
    Der Hauptraum war in eine Art Audienzzimmer verwandelt worden, in dem ein großer Schreibtisch stand, wohinter Camon Platz nehmen würde, und die Wände waren mit billiger Kunst geschmückt. Zwei Männer standen neben dem Schreibtisch; sie trugen die Kleidung formeller Diener und würden Camons Lakaien spielen.
    »Was ist das für ein Aufruhr?«, fragte ein Mann, der soeben das Zimmer betrat. Er war groß, trug ein einfaches graues Hemd und eine graue Hose und hatte ein dünnes Schwert umgegürtet. Theron war der andere Anführer bei dieser Unternehmung, die unter seiner Aufsicht stand. Er hatte Camon beteiligt, weil er jemanden brauchte, der den Grafen Jedue spielte, und jedermann wusste, dass Camon darin beinahe unschlagbar war.
    »Hmm? Aufruhr?« Camon sah auf. »Ach, das war nur ein kleines disziplinarisches Problem. Mach dir deshalb keine Sorgen, Theron.« Camon unterstrich seine Bemerkung mit einer nachlässigen Handbewegung - es gab durchaus gute Gründe dafür, dass gerade er einen Adligen spielen sollte. Er war so anmaßend, dass er tatsächlich aus einem der Großen Häuser hätte stammen können.
    Theron kniff die Augen zusammen. Vin ahnte, was ihm durch den Kopf ging. Er überlegte sich, wie risikoreich es wohl war, ein Messer in Camons fetten Rücken zu rammen, sobald diese Scharade hier vorbei war. Schließlich richtete er den Blick auf Vin. »Wer ist das?«, wollte er wissen.
    »Nur ein Mitglied meiner Mannschaft«, antwortete Camon.
    »Ich war der Meinung, wir brauchen sonst niemanden mehr.«
    »Also,
sie
brauchen wir unbedingt«, erklärte Camon. »Beachte sie einfach nicht. Mach dir keine Gedanken um meinen

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