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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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was sie anzubieten hatte, und kehrte mit ein paar Schillingen zurück. Danach machte sie die Fahrt jedes Jahr mit. Ansonsten blieb sie zu Hause, ausgenommen die Markttage, an denen sie auf der Waldstraße nach Hadsund wanderte.
    Vater Knud bat sie inständig, ihren Lebenswandel zu bessern. »Könnt Ihr für mich eine bessere Arbeit als diese finden?« sagte sie lachend. Er konnte nicht umhin, sie von der Kommunion auszuschließen, wenn auch nicht gleich von der Messe, und zu dieser kam sie selten. Der Grund war, daß die Frauen ihr auf der Straße nachzischten und vielleicht auch einen Fischkopf oder einen Knochen nach ihr warfen. Mit den Männern war im großen und ganzen besser auszukommen, aber auch sie stimmten zu – und wenn es nur der Zungen ihrer Ehefrauen wegen war – , man dürfe ihr nicht erlauben, unter ihnen zu wohnen.
    Sie bezog eine einfache Hütte am Strand, etwa eine halbe Meile nördlich von Alsen. Die meisten der unverheirateten jungen Männer kamen zu ihr und die Mannschaften der Schiffe, die vor Anker lagen, gelegentlich ein wandernder Händler und nach dem Dunkelwerden Ehemänner. Hatten sie keine Kupfermünzen, nahm sie alle Art von Bezahlung an, wodurch sie den Namen Stockfisch-Ingeborg erhielt. Dazwischen war sie allein, und oft wanderte sie weit am Strand entlang oder durch die Wälder. Sie fürchtete sich nicht vor Räubern – töten würden sie sie wahrscheinlich nicht, und was kam es auf das andere an? – und nur wenig vor Trollen.
    An einem Winterabend vor fünf Jahren, als Tauno gerade begann, das Land zu erkunden, klopfte er an ihre Tür. Als sie ihn eingelassen hatte, erklärte er, wer er sei. Er hatte die Hütte aus der Ferne beobachtet, hatte Männer verstohlen hineingehen und stolzgeschwellt herauskommen sehen. Er versuche, so sagte er, etwas über die Bräuche des für ihn verlorenen Volks seiner Mutter in Erfahrung zu bringen; wollte sie ihm sagen, was es damit auf sich hatte? Es endete damit, daß er die Nacht mit ihr verbrachte. Seitdem war er viele Male bei ihr gewesen. Sie war anders als die Meermädchen, im Herzen wie im Fleisch irgendwie wärmer. Ihr Gewerbe bedeutete ihm nichts, denn seine Gefährten Im Meer wußten von der Ehe ebensowenig wie von den anderen Sakramenten. Er konnte viel von ihr lernen und ihr viel erzählen, wenn sie Lippe an Lippe unter der Bettdecke lagen. Ihrer Freundlichkeit, ihrer Zähigkeit und ihres trockenen Humors wegen hatte er sie gern.
    Sie ihrerseits ließ sich von ihm keine Bezahlung geben, und sie nahm nur wenige Geschenke an. »Von den meisten Männern denke ich nichts Schlechtes«, sagte sie. »Von einigen schon, wie von dem grausamen allen Geizhals Kristoffer, in dessen Hände ich gefallen wäre, hätte ich nicht diesen Weg gewählt. Ich kriege eine Gänsehaut, wenn er grinsend angeschlichen kommt.« Sie spuckte auf den Lehmfußboden, dann seufzte sie. »Aber er hat Geld ... Nein, die meisten sind nicht schlecht, diese Männer mit den struppigen Bärten, und manchmal schenkt ein janger Bursche mir Freude.« Sie zauste sein Haar. »Du gibst mir mehr, ganz gewiß, Tauno. Verstehst du nicht, daß es darum ganz verkehrt wäre, wolltest du mich bezahlen?«
    »Nein, das verstehe ich nicht«, antwortete er aufrichtig. »Ich besitze Dinge, die die Menschen, wie du mir erzählt hast, für wertvoll halten, Bernstein, Perlen, Goldstücke. Wenn sie dir helfen könnten, warum sollst du sie nicht bekommen?«
    »Nun, ein Grund unter anderen ist«, erwiderte sie, »daß die Nachricht bis zu den Herren rund um Hadsund dringen würde, Stockfisch-Ingeborg handele mit solcher Ware. Sie würden wissen wollen, wie ich sie erhalten habe. Ich will nicht, daß mein letzter Mann eine Kapuze trägt«, womit sie den Henker meinte. Sie küßte ihn. »Sagen wir doch, deine Geschichten von dem Wunderland unter Wasser bedeuten mir mehr, als alle mit Händen zu greifenden Dinge, die Reichtum kaufen kann.«
    Sie machte mehrmals Andeutungen, daß sie sich danach sehne, wie die schöne Agnete mitgenommen zu werden. Er war taub dafür, und sie gab es auf. Warum sollte er sich auch eine unfruchtbare Last aufhalsen wollen?
    Als Profos Magnus das Seevolk exorzisierte, ließ Ingeborg eine Woche lang keinen Menschen bei sich ein. Ihre Augen waren noch lange Zeit nachher rot.
    Doch dann stand Tauno wieder vor ihrer Tür. Er kam aus dem Wasser, nackt bis auf das Stirnband, das seine Locken bändigte, und einen scharfen Feuerstein-Dolch an einem Gürtel um die Hüften. In der

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