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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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bemerkten.
    Zwei oder drei an Bord starben auf die gleiche Weise. Die Venetianer formierten sich neu, gingen zum Gegenangriff über. Das Kampfgetümmel verschmierte das Deck mit Blut. Die meisten der Gefallenen waren Frauen und Kinder, die auf dem Weg ins Wasser gewesen waren, aber die Venetianer töteten jeden Wassermann an Bord außer Vanimen.
    Er merkte kaum, daß er durchbohrt und zerfetzt wurde. Irgendwie – an seiner Seite Meiiva, die wie eine Wildkatze kämpfte – erzwang er sich einen Weg. Zusammen erreichten sie die Reling und sprangen.
    Salzwasser umfing ihn, wie es einst seine Mutter getan hatte. Er sank in kühle grüne Tiefen, seine Freunde schwärmten herbei, außer den Toten war niemand zurückgelassen worden. Er hatte sie vor der Sklaverei gerettet, seine Arbeit war getan, und nun konnte er ausruhen.
    Nein. Das Blut strömte aus ihm heraus, dunkel anzusehen, bitter zu schmecken. Es waren große Wunden; er mußte an Land gehen, wo das Blut gestillt werden konnte, oder sich zu den Erschlagenen gesellen. Anderen ging es ebenso, wie er durch Wogen der Dunkelheit erkannte. Jede Frau, jedes Kind, alle waren sie verletzt worden.
    »Kommt«, sagt er zu ihnen oder glaubte es gesagt zu haben.
    Sie erreichten das Festland, husteten ihre Lungen leer und krochen aus ihrem Meer.
    Zweifellos waren auch die Venetianer von der Begegnung erschüttert. Sie blieben eine Stunde oder länger auf der Galeere und dem Hulk. Vor ihren Augen sorgten inzwischen die Flüchtlinge so gut sie konnten für die Verwundeten – mit Moos, Spinnweben, geflochtenem Gras, das klaffende Wunden verband.
    Wieder wurde es dem Seevolk zum Verhängnis, daß es nichts von Kriegführung verstand. Sie hätten davonschwimmen sollen, sobald die Verwundeten behandelt waren, auch wenn sie dadurch die am schlimmsten Zugerichteten verloren hätten. Vanimen hätte sie dazu gebracht. Aber er lag halb ohnmächtig am Strand, und einen geeigneten Stellvertreter hatte er nicht. Die übrigen blieben, wo sie waren. Verängstigt redeten sie hin und her und konnten sich nicht auf ein gemeinsames Handeln einigen.
    Die Sklavenfänger beobachteten dies und faßten einen Entschluß. So unheimlich diese Wesen waren, sie konnten überwältigt und dann zu einem viel höheren Preis als alle Sarazenen oder Tscherkessen verkauft werden. Der Herr der Galeere war ein kühner Mann. Er faßte einen Entschluß und erteilte seine Befehle.
    Vorsichtig, aber schnell ruderte er auf das Land zu. In ihrem Schreck rannten mehrere Liri-Leute nach rechts und links, um wieder in den Kanal zu gelangen. Armbrust-Salven warfen sie zurück; zwei wurden getötet. Mit einem entschlossenen Führer an der Spitze hätte die ganze Gruppe entkommen können. Doch Vanimen kehrte gerade erst wieder ins Bewußtsein zurück. Ausgeschlossen, daß er eine längere Strecke hätte schwimmen können. Meiiva führte seinen Arm, legte ihn um ihre Schultern, hielt ihn so aufrecht und führte ihn mühsam landeinwärts, wo der Wald ein Versteck bot. Da keinem etwas Besseres einfiel, lief der ganze Stamm hinterher. Es war genau das, worauf der Venetianer gehofft hatte. Zwar würden ihm viele entkommen, wenn sie sich im Unterholz verteilten, aber viele andere würde er fangen. Dukaten tanzten vor seinen Augen.
    Der Meeresboden stieg zum Ufer hin steil an. Nach den Angaben des Mannes am Lot warf er an einer Stelle, wo die Galeere gerade noch Wasser unter dem Kiel hatte, Anker und ließ die Landebrücke auf einen höher gelegenen Punkt fallen. Die Männer, die sie hinunterliefen, stellten fest, daß sie nur bis zum Magen im Wasser standen, und eilten an Land. Die Beute verschwand unter Bäumen, zwischen Büschen und im tiefen Schatten. Die Jäger folgten.
    Sicher hätten sie eine Anzahl Meerleute ergriffen und zur Sklavenarbeit oder an Zirkusse oder bestimmte Bordelle verkauft, vielleicht auch, um Fischern im Wasser zu dienen, wie der Falke es in der Luft tut. Die übrigen wären ihnen entkommen und hätten das Schicksal gefunden, das sie erwartete. Doch Mißgeschick folgte der falschen Entscheidung auf dem Fuß – es kann auch sein, daß alles der Wille des Himmels war – und vereitelte ihre Absicht.
    Bewohner der Insel hatten die Vorgänge beobachtet. Was sie von weitem sahen, genügte, sie zu beunruhigen. Sie hatten Piraterie und Krieg nur zu gut kennengelernt. Die Nachricht wurde in Windeseile weitergegeben, erreichte mit einem schnell geruderten Boot den Außenposten des Bans im Hafen und wurde auf

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