Kinder des Wassermanns
anlegen. Doch ein Landvorsprung verbarg den Hafen vor seinen Augen und ihn vor ihm.
Er war überzeugt, der Sturm werde vor dem Abend enden. Dann konnte die Suche fortgeführt werden. Inzwischen ... Er lehnte sich gegen das Heckbord. Inzwischen war hier Friede. Er wollte schlafen. Das Bedürfnis nach Schlaf überflutete ihn wie eine Woge.
Meiiva schrie.
Vanimen fuhr hoch, hellwach. Um eine Klippe bog die Galeere. Ihre Ruder erzeugten ihren eigenen Sturm. Sie war über dem Hulk, bevor das Seevolk unter Deck aus den Luken gekommen war. Dem König blieb ein Augenblick, sich zu erinnern, daß er ein Schiff befehligte, auf dem ein von ihm Ermordeter ihn verflucht hatte.
Enterhaken bissen sich fest. Eine Verbindungsbrücke klappte herab. Darüber tobten, gerüstet und bewaffnet, die Venetianer. Sie hatten ihre menschliche Ware in den Frachtraum geschickt und waren nach mehr aus.
Als sie plötzlich die Fremdartigkeit ihrer Opfer bemerkten, die Schwimmhäute an den Füßen, die Haarfarben, die elfenhaften Gesichtszüge, schreckten einige von ihnen zurück. Sie schrien auf, bekreuzigten sich und wollten Hals über Kopf davonlaufen. Beherztere Naturen brüllten, schwangen die Schwerter hoch, drängten zum Angriff. Der Anführer riß sich ein Kruzifix vom Hals und hielt es neben seine Klinge. Das gab ihm Mut. Ihre Opfer waren nackt, fast alle unbewaffnet, die meisten Frauen und Kinder.
Befehle ertönten, die Angreifer schwärmten aus, bildeten eine Reihe, schritten vor und drängten Vanimens Gefolgsleute zum Heck zurück. Waffen, Helme, Rüstungen – bloße Kraft konnte dagegen nichts ausrichten. Außerdem verstand das Seevolk nichts vom Kriegshandwerk. Die sich auf Deck befanden, zogen sich voller Entsetzen zurück, die noch nicht nach oben gekommen waren, tauchten wieder im Frachtraum unter.
Schwimmer kamen an die Oberfläche und schossen herbei. »Tut es nicht!« rief der König, als sie die Strickleiter emporklettern wollten. »Es ist euer Tod oder Schlimmeres!«
Leicht wäre es gewesen, sich ihnen anzuschließen und zu entfliehen. Vanimen sah die ersten Leute vom Deck springen. Aber was sollte aus denen werden, die unten in der Falle saßen, durchfuhr es ihn. Schon hatte der Feind die Luken umkreist.
Er selbst würde sich in die gegen ihn gereckten Speerspitzen stürzen, bevor er sich in Fesseln schlagen ließ und den Markt, Staub und Kot, die Peitsche und die Sehnsüchte ertrug, die sein Leben als Sklave ausmachen würden. Oder man würde ihn zur Schau stellen ... einmal, als er an Land gegangen war, hatte er einen Bären gesehen, Eiter um den Ring in seiner Nase, der ohne Hoffnung am Ende einer Kette tanzte, während die Zuschauer lachten ... Hatten diejenigen, die ihm vertrauten, kein Recht auf die gleiche Wahl?
Und sie verkörperten zuviel von Liri. Die Meerfrauen im Wasser waren zu wenige, als daß sie den Stamm hätten am Leben erhalten können.
Er war ihr König.
»Vorwärts!« rief er. Die Planken donnerten, als er vorwärtsstürmte.
Sein Dreizack lag in einer Kabine, aber er hatte seine Muskeln und Sehnen. Eine Pike wurde nach ihm gestoßen. Er ergriff den Schaft, riß ihn seinem Träger aus der Hand, wirbelte das stumpfe Ende herum und erschlug damit den Gegner. Schlagend, stechend, tretend, stampfend, brüllend, watete er hinein in die Feindesschar. Ein Mann gelangte hinter ihn und hob seine Axt, um ihm das Rückgrat zu spalten. Schon war Meiiva da, das Messer in der Hand, riß das Kinn des Mannes zurück und legte seine Kehle bloß. Wassermänner, die auf dem Deck gearbeitet hatten, schlossen sich Vanimen und Meiiva an, warfen ihre Kraft und tiefverwurzelte Vitalität gegen gezückten Stahl. Sie säuberten einen Platz rings um eine der Luken Vanimen rief die Meerfrauen herbei. Sie und ihre Kinder strömten heraus, liefen an die Reling und sprangen über Bord. Für sie wehrte die kleine Schar die Menschen ab.
Vom Deckaufbau der Galeere zielten Armbrustschützen.
Das Seevolk hätte die Schlacht wohl gewinnen können – wenn das Kriegführen bei ihnen eine Tradition gehabt hätte. Sie hatten jedoch keine Ausbildung, keine Fertigkeit im Abschlachten von Leuten, die sie nie zuvor gesehen hatten. Vanimen hätte die Schwimmer nicht auffordern sollen, im Wasser zu bleiben. Das wurde ihm klar, als er erneut von Waffen bedrängt wurde, und er rief sie zu Hilfe. Aber bei dem Lärm hörten sie ihn nicht, sie schwammen ratlos hin und her. Einige wurden von Pfeilen getroffen, als die Armbrustschützen sie
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