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Kinder des Wassermanns

Titel: Kinder des Wassermanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Sie wollen uns den Weg abschneiden.«
    Vanimen stellte fest, daß sie die Wahrheit sprach. »Gerade dann, wenn wir keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben, unsere wahre Natur zu verbergen!« rief er aus. Nach einem Augenblick, in dem er versuchte, gegen mehr als das Rollen und Stampfen festen Stand zu behalten, entschied er: »Wenn wir in aller Eile Kleider anlegten, könnte das merkwürdiger wirken, als wenn wir bleiben, wie wir sind. Hoffen wir darauf, daß sie nur denken, wir seien lieber unbedeckt; wir haben, wie du dich erinnern wirst, selbst schon nackte Seeleute gesehen, seit wir vom Ozean her durch die Enge gekommen sind. Höchstwahrscheinlich will der Herr des Schiffes nur fragen, wer wir sind. Er wird kaum nahe genug herankommen, um zu erkennen, daß wir nicht von seiner Art sind – zu gefährlich in diesem Wetter – , und nassem Haar sieht man nicht gleich an, ob es blau oder grün ist.
    »Sag den Leuten auf dem Deck Bescheid, sie sollen Obacht geben, wie sie sich benehmen.«
    Als Meiiva wieder zu ihm zurückkehrte, kam die Galeere mit dem Wind auf sie zu, und Vanimen zog die Nase kraus. »Puh!« sagte er. »Riechst du das? Sie stinkt nach Schmutz, nach Schweiß, aye, und nach Elend. Welche Teufelei hat sie an Bord?«
    Meiiva spähte hinüber. »Ich sehe einige, die Metall tragen, und ich sehe Waffen«, antwortete sie. »Aber was sind das für welche, die sich mittschiffs, in Lumpen gekleidet, zusammendrängen?«
    Das wurde ihnen klar, als die Entfernung sich verringert hatte. Männer, Frauen, Kinder mit dunkler Haut und stumpfen Gesichtern trugen Ketten an Hand- und Fußgelenken. Sie standen, saßen, lagen, zitterten vor Kälte, suchten das bißchen Trost, das ihnen die Nähe der anderen geben konnte. Neben ihnen glänzten die Piken der Wachen, die von hellerer Hautfarbe waren. Unbehagen beschlich Vanimen. »Ich glaube, ich weiß es«, sagte er zu Meiiva. »Es sind Sklaven.«
    »Was?« Dies Wort aus der Menschensprache hatte sie noch nie gehört.
    »Sklaven. Leute, die gefangengenommen wurden, die verkauft und erworben und zur Arbeit gezwungen werden wie die Tiere, die Pflug und Karren ziehen, was du sicher schon beobachtet hast. Daß es so etwas gibt, habe ich von Menschen gehört, mit denen ich gesprochen habe. Zweifellos kehrt das Schiff dort von einem Überfall auf Ausländer im Süden zurück.« Vanimen spuckte leewärts und wünschte sich, er könne es nach der anderen Seite tun.
    Meiiva zuckte zusammen. »Ist das wahr?«
    »Aye.«
    »Und trotzdem zieht der Schöpfer der Sterne diese Rasse allem anderen in der Welt Vor?«
    »Ich verstehe es auch nicht ... Hoi, sie rufen uns an.«
    Über die Grenzen hinweg, die der Wind und die Sprachschwierigkeiten setzten, konnte keine richtige Unterhaltung geführt werden. Ein magerer Mann, glattrasiert, in einem Brustharnisch und einem Helm mit wildem Federschmuck, musterte sie, bis Vanimen die Haut kribbelte. Doch endlich fiel die Galeere zurück, und der Liri-König gönnte sich einen Atemzug der Erleichterung.
    Aber inzwischen ragte die Insel genau vor ihnen auf, und an ihrem Fuß brodelte eine gefährliche Brandung Vanimens ganze Aufmerksamkeit war erforderlich, um den Hulk in die Sicherheit des Kanals zu manövrieren. Rechts das Ruder! Rahnock einhieven! Schothorn an Steuerbord fortschieben! Ein Ruck durchlief die Planken – kratzte der Kiel über etwas hinweg? Plötzlich trat Windstille ein, doch das bedeutete weniger Raum zum Manövrieren ...
    Unglaublicherweise blieb das Schiff stehen.
    Vanimen blickte hierhin und dahin. Sie waren in einem Wasserstreifen, der nur kleine Wellen warf. Auf beiden Seiten stiegen die Ufer auf wie Mauern. Der Sturm heulte, konnte jedoch bis auf wenige bösartige Regentropfen, die er schleuderte, nicht an sie heran. Die Luft fühlte sich hier weniger scharf an als draußen. Das Festland war hinter einem Streifen Sand bewaldet. Bäume und Klippen verbargen halb eine Gruppe von Gebäuden auf der Insel. Weder Menschen noch Hunde waren in Sicht. Auch war kein weiteres Schiff zu sehen, während Vanimen damit gerechnet und entsprechende Pläne zur Hand gehabt hatte.
    Er richtete seine Meer-Sinne auf das Wasser selbst und stellte fest, daß sein Salzgehalt geringer war. Ein bißchen weiter nördlich mußte ein Fluß von dem Kontinent ins Meer münden. Sicher lag dort ein Hafen, und zwar, wie er vermutete, von beträchtlicher Größe; Abfall und Teerkügelchen tanzten in seinem Sichtkreis. Dort würden die Schiffe der Menschen

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