Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
passage») genannt, bedeutet, dass der Held erwachsen wird.
Die Vorstellungen von Geheimnissen bilden sich erst mit vier, fünf Jahren allmählich aus. Erst im Grundschulalter wird dann die Geheimhaltung von bestimmten Unternehmungen oder Plänen konsequent praktiziert. Das ist ein Beleg dafür, dass Geheimnisse eine große Bedeutung für die Suche nach der eigenen Identität haben. Mit sieben, acht Jahren entwickeln Kinder ein gesteigertes Bedürfnis nach Abgrenzung, sie wollen die Räume ihrer Privatheit ausweiten. Geheimnisse übernehmen jetzt eine Art Schutzfunktion und begrenzen den umfassenden Zugriff der Eltern. Das ist vor allem auch für Heranwachsende wichtig. Man ist gut beraten, ihre Privatsphäre zu respektieren, egal, ob sie sich in einer Schublade, in einem Tagebuch oder auf Handy oder Facebook abspielt. «Nachforschungen» sind nur zulässig, wenn ein konkreter Verdacht besteht, dass Gefahr im Verzug ist.
Geheimnisse haben selbstverständlich auch eine andere Seite, über die man sprechen muss. Kinder müssen wissen: ‹Wennich ein Geheimnis mit mir herumtrage, das belastet, unfrei macht oder gefährlich ist, und mich damit an einen Erwachsenen wende, dem ich vertraue, dann bin ich kein Verräter, sondern mutig.›
59 Kinder lieben Geschichten. Aber wie lernt man, spannend zu erzählen?
Das Geschichtenerzählen ist eine der ältesten Kunstformen überhaupt und heute noch genauso beliebt wie in grauer Vorzeit, als Familie Feuerstein vor ihrer Höhle ein Wildschwein am Bratspieß drehte.
Aber wie erzählt man spannend?
Am einfachsten ist ein Auftakt, der zu Fragen einlädt und direkt in die Handlung hineinspringt. Selbsterdachte Geschichten entwickeln sich dadurch fast von allein. «Der Himmel war schwarz, die Wellen schlugen über Deck, und Pipo Pipolowitsch klapperte mit den Zähnen. Es war keine gute Idee gewesen, ausgerechnet bei diesem Wetter zu einer Weltreise aufzubrechen.» Oder: «Prinzessin Tausendschön saß in der Tinte. Ihr goldenes Kleid war voller dunkelblauer Flecken.»
Auch ein traditioneller Erzählbeginn funktioniert: «In einer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat, ritt der Königssohn nach einem Streit mit seinem Vater davon …» Oder: «Es war einmal ein Mädchen, die hieß Minnie und war so klein, dass sie in deiner Brotzeitdose Platz gehabt hätte. Genau da war sie hineingeraten.»
Jetzt will Ihr Kind wissen, warum sich der Königssohn gestritten hat und Minni in der Brotzeitdose festsitzt. Man kann auch fragen: «Was würdest Du an Minnies Stelle tun?» und den Vorschlag des Kindes aufnehmen: «Hilfe zu rufen ist eine gute Idee. Minni hatte aber einen guten Grund, das nicht zu tun. Sie wollte nämlich sehr gern einmal mit in den Kindergarten und sich dort die Spielsachen ansehen…»
Diese Art des Erzählens ist relativ einfach und immer kurzweilig. Man wird von einem Ereignis zum nächsten gelotst undmuss nur darauf achten, dass man nicht zu sehr abschweift und den Handlungsfaden immer wieder aufnimmt.
Ungewöhnliche Namen machen eine Geschichte anschaulich und lebendig. Man kann sich von Speisen inspirieren lassen (Herr Tom Gackei, Monsieur Gateau), Namen russifizieren («Pipo Pipolowitsch»), körperliche Merkmale als Namen verwenden («Jonny Sommersprosse») oder – «beam me up, Scottie» – eine Geschichte aus dem Familienalltag 5000 Jahre in die Zukunft (oder die Vergangenheit) verlegen: «Familie Stern auf Asteroid Nr. 3333 hatte schon wieder verschlafen …» Solche Verfremdungseffekte machen selbst alltägliche Ereignisse spannend.
Bunt werden Geschichten durch viele Details. Wie sieht die vornehme Baumvilla von Herrn Tom Gackei aus? Wie riecht es im Versteck von Herrn Gateau? Welche Möbel haben Platz in der winzigen Hütte der Erbsen-Kinder?
Beim Erzählen kann man auch Requisiten zu Hilfe nehmen. Das kommt vor allem bei Kindergartenkindern gut an. Ein goldener Schokoladentaler aus dem Schatz, das Taschentuch der traurigen Prinzessin, das ganz nass von Tränen ist…
Achtung: keine Zusatzschilderungen und langatmigen Erklärungen und vor allem keine Moral («Das passiert, wenn man nicht aufpasst»)! Eine gute Geschichte vermittelt von allein, was richtig und was falsch ist. Und sie geht gut aus. Immer.
Ganz wichtig: beim Erzählen Blickkontakt halten. Aus der Reaktion des Kindes lässt sich erschließen, wie eine Geschichte gebaut werden muss, was man einfügt oder besser weglässt und welche Wendung sie wann nehmen muss.
Übrigens ist
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