Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
dieser vollkommen zweckfreien Beschäftigung entwickelte er zehn Jahre später die für den Apple Computer charakteristische Typographie.
Für mehr tägliche Freizeit muss man eventuell schulische Aufgaben auf sechs statt auf fünf Schultage verteilen. (Ein Tag in der Woche sollte wirklich schulfrei sein.) Manches kann man auch in die Ferien packen. Ausgeschlafen und erholt tun sich Kinder mit Verstehen, Üben und Wiederholen leichter. Im Übrigen kann sich kein Kind, das bereits sechs und mehr Stunden in Schule und Hort hinter sich gebracht hat, noch konzentrieren.
Macht man sich wegen Noten und Leistungen große Sorgen, wendet man sich bei Grundschulkindern an den Klassenlehrer oder eine Schulberatung, nicht an sein Kind. Kinder wollen mit Hoffnung und Zuversicht in die Schule gehen, nicht zweifelnd und sorgenvoll.
Ein Schulwechsel wegen schlechter Leistungen kann bei weiterführenden Schulen durchaus sinnvoll sein, vielleicht hat man ja tatsächlich den falschen Schultyp gewählt. Unter den Grundschulen hingegen gibt es selten große Unterschiede, keine Eliteschule und keine wirklich schlechte. Ob man für eine gerade angesagte Privatschule seinem Kind einen weiten Schulweg und sich selbst finanzielle Mehrbelastungen zumuten soll, will jedenfalls gut überlegt sein.
Besondere Herausforderungen
88 Fühlt sich mein Kind in seinem Körper nicht wohl?
Im Rahmen einer psychologischen Studie an der Universität Michigan ließen Wissenschaftler Schülerinnen und Schüler in Badehose bzw. Badeanzug zu einem einfachen Mathetest antreten. Während sie die Aufgaben lösten, sollten sie einen Schokoriegel essen. Die Ergebnisse waren katastrophal. Die Testpersonen konnten sich nämlich nicht konzentrieren, weil sie ständig daran dachten, wie sie aussahen, und sich Sorgen machten, ob sie von dem Schokoriegel zunehmen würden.
67 Prozent der Neun- bis Sechzehnjährigen vermeiden bestimmte körperliche Aktivitäten, wenn sie mit ihrem Aussehen unzufrieden sind. Dabei sagt die Statistik, dass ein Grundschulkind ohnehin täglich neun Stunden liegt, neun Stunden sitzt (unter anderem vor Computer und Fernseher), fünf Stunden steht und sich gerade mal eine Stunde bewegt, davon 15 bis 30 Minuten intensiv. Kein Wunder, dass die Zahl der Kinder mit Übergewicht, Haltungsschäden und chronischen Rückenschmerzen Jahr für Jahr steigt.
Sich im eigenen Körper wohlzufühlen ist eine wichtige Voraussetzung, um lernen zu können – unter anderem auch konstruktives Sozialverhalten. Ein positives Körpergefühl kann Aggressionen und Diskriminierungen oft wirksamer verhindern als wortreiche Erklärungen, wie man Konflikte angemessen löst. Umgekehrt heißt das: Jugendliche mit einem negativen Körpergefühl fahren buchstäblich schneller aus der Haut als solche mit einem guten. Da das nicht unbedingt zu einem freundlichen Miteinander beiträgt, wird es für die Betroffenen immer schwieriger, ein positives Selbstbild aufzubauen. Um das zu kompensieren, greifen viele Heranwachsende zu Zigaretten, Alkohol und Drogen oder gehen unreflektierte und ungeschützte sexuelle Beziehungen ein. «Ein sicheres Körpergefühl ist die Grundlage jeder Sexualerziehung» – davon ist PetraMilhoffer, Professorin für Grundschulpädagogik, überzeugt. Dafür sind in erster Linie die Eltern zuständig. Kuscheln, Umarmungen, freundliche Blicke und liebevolle Gesten tragen wesentlich zur Entwicklung eines positiven Körpergefühls bei und spielen sogar eine größere Rolle als sportliche Aktivitäten. Kinder, die sich ihren Eltern nicht nah fühlen, berichten dreimal häufiger von diffusen Bauch-, Kopf- oder Rückenschmerzen.
Um die Entwicklung eines positiven Körpergefühls zu unterstützen, sollten vor allem Väter von Töchtern sensibel mit dem Thema Aussehen umgehen. Selbst harmlose und vielleicht sogar lieb gemeinte Bemerkungen wie «wie geht’s meinem Pummelchen?» können Selbstwahrnehmung und Selbstbild äußerst negativ beeinflussen. Der Vater ist der erste Mann im Leben eines Mädchens, der ihr Aufmerksamkeit schenkt. Diese sollte, was das Aussehen angeht, grundsätzlich freundlich und zustimmend ausfallen. Falls es wirklich einen kritischen Punkt gibt, ist das Thema in aller Regel besser bei der Mutter aufgehoben. Umgekehrt kann es eine gute Idee sein, wenn nicht die Mutter, sondern der Vater mit seinem Sohn vermeintliche körperliche «Minus»-Punkte erörtert. Auch Söhne brauchen die uneingeschränkte Bejahung in Sachen Aussehen vom
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