Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
beispielsweise, dass Wunden heilen und mannicht zerbricht, wenn man hinfällt. Andere Ängste, wie die Angst vor Alleinsein und Dunkelheit, wallen in bestimmten Situationen immer wieder auf und begleiten Menschen in unterschiedlicher Intensität ein Leben lang.
Erziehungsbedingte Ängste entstehen durch Druck und Drohungen, vor allem wenn man Ängste ignoriert oder lächerlich macht. Auch ein überbehütender Erziehungsstil, der zu wenig Eigenständigkeit zulässt, kann eine ängstliche Grundstimmung vermitteln, «die ein Kind wie in einen Nebel hüllt», sagt die italienische Ärztin und Angst-Therapeutin Evi Crotti.
Eine völlig angstfreie Erziehung kann es nicht geben. Egal, wie behütet Kinder aufwachsen, vor irgendetwas werden sie Angst haben. Sie spüren durchaus, dass Angst zum Leben gehört, dass sie einen umsichtig und besonnen macht und dass man sich ihr stellen muss, um selbständig zu werden und ein stabiles Selbstwertgefühl zu entwickeln. Zur Not sorgen sie selbst dafür, dass sie sich ein wenig fürchten. Mit fünf, sechs Jahren wird bei Gruselgeschichten oder Spielen in der Dunkelheit die lustvolle Seite der Angst entdeckt. Die ist aber nur lustvoll, solange die Kinder selbst die Kontrolle darüber haben und keine wirkliche Gefahr droht!
Wie geht man am besten mit Ängsten um?
Möglichst gelassen. So kann das betroffene Kind selbst Strategien entwickeln, um damit klarzukommen. Ängstliche Kinder brauchen Mitgefühl und Zuneigung (jüngere oft auch noch ein Kuscheltier, Schmusetuch oder ein bestimmtes Ritual). Aber Mitleid hilft nicht! Das macht es nur noch schlimmer, weil sich das Gefühl verstärkt, schwach und inkompetent zu sein. Man muss nicht jedes Mal wieder betonen, wie gut man versteht, dass ein Kind beispielsweise Angst im Dunkeln hat. Besser man nimmt es an die Hand und sagt mit fester Stimme: «Ja, es ist dunkel. Das liegt daran, dass Nacht ist und die Menschen schlafen sollen. Das machen wir jetzt auch.»
Das Wichtigste ist, einem verängstigten Kind zuzuhören. Wenn es seine Gefühle in Worte, in ein Spiel oder Bild fassen kann, gelingt es meist auch, sie aus eigener Kraft zuüberwinden. Oft gibt es einen aus der Perspektive des Erwachsenen harmlosen, aber konkreten Grund für die Angst. Ältere Kinder kann man auch direkt fragen: «Du hast Angst vor der Spritze. Wie kann ich dir helfen?»
An bestimmte angstbesetzte Situationen kann man auch in kleinen Schritten heranführen. Hat ein Kind Angst vor Wasser, geht es erst mal nur mit den Zehenspitzen hinein, und wenn es damit klarkommt, mit dem ganzen Fuß. Das mag einem ziemlich mühsam erscheinen, aber ist ein Anfang gemacht, lässt sich beobachten, dass Kinder die weiteren Schritte dann zügig in Eigenregie tun.
Findet man nichts, was den Umgang mit angstauslösenden Situationen erleichtert, muss man der Sache natürlich nachgehen und eventuell andere, die das Kind gut kennen, befragen – etwa Erzieher oder Lehrer. Setzen sich Ängste fest, können sie die Entwicklung ernsthaft hemmen oder gar krank machen.
91 Wie helfe ich meinem Faulpelz?
Kinder sind nicht faul. Eigentlich. Sie können problemlos vier Stunden mit dem Skateboard «Ollis» üben oder Witze erzählen. Aber wenn die elterlichen «Sklaventreiber» mahnen, dass der Meerschweinchen-Käfig frisch eingestreut werden muss und im Gang offenbar eine Mega-Tüte Popcorn explodiert ist, rappelt sich der Nachwuchs in Slow-motion hoch. Dann muss er erst mal aufs Klo. Das kann dauern. Macht er sich schließlich ans Werk, seufzt und stöhnt er, als müsse er mit bloßen Händen in der ägyptischen Wüste nach Öl graben. Deshalb hier ein paar Tricks, wie der Faulpelz in die Puschen kommt:
Tempo drosseln und auf die innere Uhr hören. Auf die eigene und die seines Kindes. Kinder wollen schlafen, wenn sie müde sind, essen, wenn sie hungrig sind, spielen, lachen, träumen, wenn sie Lust dazu haben – nicht, wenn es in den Zeitplan der Erwachsenen passt. Wenn sie ständig unter Zeitdruck stehen, verlieren sie die Freude an den kleinen Dingen und schalten irgendwann ab. Mit Faulheit hat das nichts zu tun.
Interessante und anspruchsvolle Aufgaben verteilen. Faulpelze langweilen sich schnell. Immer nur Spielzeug in Kisten werfen ist in der Tat öde. Beim Wort «Bohrmaschine» hingegen kommen sie sofort in die Gänge. Selbstverständlich dürfen sie damit nicht allein hantieren, aber Schrauben zureichen ist auch wichtig, und mit der Hilfe eines Erwachsenen kann man ab einem gewissen
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