Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
Gedächtnis und Erinnerungsvermögen ausreichend entwickeln. Intelligente Techniken des Übens bringen sich Vorschulkinder oft gegenseitig bei, oder indem sie aus dem Augenwinkel ein anderes Kind beobachten: Wie jongliert er? Wie schneidet sie die Figuren aus? Vor allem müssen Vorschulkinder viele Fehler machen dürfen. Lernen aus Fehlern ist die erfolgreichste Lernmethode überhaupt.
Entscheidend für die Schulreife ist keineswegs allein die kognitive Reife. Schule ist vor allem auch soziales Leben. Erst wenn Kinder Konflikte weitgehend selbständig durchstehen können, sind sie für den ersten Schultag gut gewappnet. Sie haben dann nicht nur mehr Kapazitäten frei, um zu lernen, sondern können auch Freundschaften schließen. Eltern von Vorschulkindern sollten sich also nicht mehr ständig in Kinderstreitigkeiten einmischen.
Das sollten Vorschulkinder können:
* Selbständig auf die Toilette gehen. Jacken und Schuhe an- und ausziehen.
* Stillsitzen. Anders lässt sich Lesen und Schreiben, im Gegensatz zum Rechnen, nicht lernen. Das kann man durchaus ein bisschen üben, zum Beispiel beim Vorlesen oder durch den Besuch eines Kinderkonzerts oder Marionettentheaters. (Weniger günstig sind Fernsehen oder Computerspiele.) Die wichtigste Voraussetzung dafür, dass ein Vorschulkind sich ein, zwei Stunden einigermaßen ruhig verhalten kann, ist die Möglichkeit, sich davor und danach ausgiebig auszutoben.
* Flüssig und verständlich sprechen. Das lernen Vorschulkinder auch übers (Nach-)Erzählen und Singen. Ein Lied zu Omas Geburtstag ist überdies eine gute Gelegenheit, in einem größeren, geschützten Rahmen seine Schüchternheit zu überwinden und anderen zu zeigen, was man gelernt hat.
* Sprachliche Auffälligkeiten wie Stottern und «Poltern» sollten rechtzeitig mit dem Kinderarzt und/oder einem Logopäden besprochen werden.
87 Warum sollte sich nicht alles um die Schule drehen?
Über eine Milliarde Euro investieren deutsche Eltern alljährlich in Nachhilfe. Das Merkwürdige daran: Mehr als ein Drittel der Nachhilfeschüler hat sowieso schon gute bis befriedigende Noten. Das geht aus einer vom Wissenschaftsministerium veranlassten Studie zur Situation des Nachhilfewesens hervor. Wirtschaftsexperten meinen, dass die Mittelschicht auch bei der Verbesserung der schulischen Leistungen ihrer Sprösslinge ums Überleben kämpft. Vielleicht. In jedem Fall steht fest, dass neben Hypotheken und Krediten die Schule das Thema ist, das viele dieser Eltern am meisten beschäftigt. Dagegen wäre wenig zu sagen, wenn es sich nicht überwiegend um unangenehme Dinge handeln würde. Dazu zählen neben schlechten Noten auch verlorene Füller, schlampige Heftführung und die allmorgendliche Clownperformance, in die manche Kinder ihre überschüssige Energie investieren.
Neun von zehn Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Kindern hängen direkt oder indirekt mit Schule und Hausaufgaben zusammen. Eltern bekommen Migräne, wenn sie an das nächste Zeugnis, Kinder Bauchweh, wenn sie an den nächsten Schultag denken. Hier hilft nur eins: sich nicht zum verlängerten Arm der Schule oder der Wirtschaft machen lassen. Elternaufgabe ist, dafür zu sorgen, dass «Kinder Freude am Leben haben», sagt der polnischen Kinderarzt Janusz Korczak. Dazu gehört, sein Kind zu unterstützen, die Freude am Lernen wieder zu entdecken. Die meisten Kinder lernen sehr gern, wenn sie das selbstbestimmt tun dürfen.
Egal, ob ein Kind Muscheln sortiert, Mangas zeichnet oder Monsterfiguren in Stellung bringt – diese Beschäftigungen darf man nach Kräften und um ihrer selbst willen fördern. Ebenso das Lesen. Leidenschaft für eine Sache, Lesen und Schulerfolg gehen in aller Regel Hand in Hand, zumindest langfristig gesehen. Wenn Kinder für eine Sache brennen, stehen die Chancen gut, dass der Funke überspringt und sie sich irgendwann auch für schulische Inhalte engagieren.
In jedem Kinderleben muss täglich drei bis vier Stunden Zeit für Spiele und Hobbys sein, für Teenager wenigstens zwei. Eltern, denen sich bei dieser Vorstellung die Haare sträuben, nehmen sich vielleicht 15 Minuten Zeit und schauen sich auf Youtube «steve jobs stanford commencement speech 2005» an. Darin spricht der unlängst verstorbene Steve Jobs vor Studienanfängern der Stanford University über drei Lern-Geschichten. Eine handelt davon, dass er, nachdem er das College geschmissen hatte, einen Kurs in Kalligraphie besuchte, einfach weil er Spaß dran hatte. Aus
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