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Kindersucher - Kriminalroman

Kindersucher - Kriminalroman

Titel: Kindersucher - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grossman
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Form es annehmen wird. Hitler vielleicht. Vielleicht auch nicht. Der Mann ist ein Genie, abgesehen von diesem Rassenschwachsinn. Das ist vollkommener Unsinn, und auch das kann ich beweisen.«
    Die Beine des Wissenschaftlers tauchten vor Kraus’ Augen hinter einigen weiteren Betten auf. Der Rauchschleier senkte sich immer tiefer herab, und seine Augen fingen an zu brennen. Seine Kehle kratzte. Er musste den Drang zu husten unterdrücken, während er sich Zentimeter um Zentimeter weiter vorschob, was ihn wieder an die Westfront und die Felder mit Chlorgas versetzte, durch die sie mit Gasmasken hatten kriechen müssen. Kraus wünschte sich, er hätte jetzt eine, und fragte sich, ob Heinz oder Erich vielleicht direkt über ihm lagen und ob sie wohl Luft bekamen.
    »In Begriffen der Hirnforschung gedacht, kann man sagen, dass es keine größeren Unterschiede zwischen den Rassen gibt als die zwischen Arm und Reich. Ein Kind von Wilden, das von Gelehrten erzogen wird, dürfte sich höchstwahrscheinlich zu einem ...«
    Kraus feuerte und traf von Hesslers Hand, der seine Waffe fallen ließ. Aber er konnte den Mann nicht daran hindern, mit einem Schrei zurückzuweichen. Kraus sprang aus seiner Deckung hoch und zielte. »Stehen bleiben!« Aber es war zu spät. Von Hessler war bereits einen Meter von ihm entfernt und hatte mit seiner blutenden Hand eines der Kinder aus einem der Betten gerissen.
    Erich.
    »Ich werde dem Jungen augenblicklich das Genick brechen, wenn Sie Ihre Pistole nicht auf dieses Bett legen und zurücktreten!«, drohte der einäugige Doktor, während das Blut von seinerHand auf Erichs Brust tropfte. Ansonsten sah der Junge jedoch unversehrt aus, bewusstlos, aber unversehrt.
    »Legen Sie die Pistole weg, Inspektor. Sonst breche ich Ihrem Sohn das Genick, mein Wort darauf.«
    Kraus legte die Waffe weg. Über sich hörte er das Knacken von Holz und das Splittern von Glas.
    »Zurücktreten.« In von Hesslers Augenklappe spiegelte sich schwarzer Rauch, der durch die Fenster hereinquoll. Kraus glaubte, Glockengeläut zu hören. Hatte er so viel Angst, dass ihm schon die Ohren klingelten? Es wäre nicht das erste Mal.
    Von Hessler ließ Erich auf das Bett fallen und griff mit seiner blutenden Hand nach Kraus’ Luger. Jeglicher wahnhafte Rausch war aus seinem Gesicht verschwunden, als er aus kürzester Entfernung auf den Inspektor zielte.
    Kraus versuchte, vernünftig mit ihm zu reden. »Geben Sie auf! Man wird Sie ganz bestimmt weit nachsichtiger behandeln, als Sie mit diesen Kindern umgegangen sind. Außerdem ist Ihr Turm Geschichte, von Hessler.«
    »Sie haben keine Ahnung, was Sie da angerichtet haben, Kraus. Sie haben die Entwicklung der menschlichen Rasse um mindestens tausend Jahre zurück ...«
    Ein schriller Schrei hinter ihm veranlasste von Hessler, den Kopf zu wenden. Aus dem Rauch schoss Fritz wie eine Kanonenkugel auf den Doktor zu und schlug ihn mit einem Kinnhaken zu Boden.
    Kraus war viel zu besorgt, um zu staunen, lief zu Erich und nahm ihn in die Arme. Ungeheuer erleichtert stellte er fest, dass sein Sohn ruhig atmete.
    »Rettet die Kinder!«, keuchte er, während plötzlich ein Wirbelsturm aus Gesichtern um ihn herum toste. Kai. Die Roten Apachen. Gunther. Schutzpolizisten. Alle schwärmten in den Schlafsaal. Man legte von Hessler Handschellen an und führte ihn ab. Die Kinder wurden aus ihren Betten gehoben.
    Auf der Wendeltreppe nach unten brach Kraus in Tränen aus, während er Erich an die Brust drückte. Er hörte nur halb zu, wie Fritz Kai zum Helden dieser Rettungstat erklärte. Der Junge hatte angeblich Kraus’ seltsame Stimmung bemerkt und ihn von seinen Roten Apachen verfolgen lassen. Als Kraus allein in diesen Turm eingedrungen war, hatte Kai Fritz alarmiert. Kraus nahm all das jedoch kaum auf. Er wusste nur, dass sein Sohn in Sicherheit war. Und dass weiter oben noch viele weitere Jungen in Gefahr schwebten.
    Sobald Erich unten auf der Straße war, rannte Kraus wieder hinauf und schrie die Leute an, sie sollten sich beeilen. Er musterte verzweifelt alle Jungen, die heruntergetragen wurden. Wo zum Teufel war Heinz? Der ganze Raum war nun von Rauch erfüllt, Flammen leckten über die Decke. Kraus sog so viel Luft in seine Lungen, wie er konnte, und stürzte sich dann wieder in den Saal.
    Es war fast unmöglich, irgendetwas zu erkennen. Seine Schädeldecke fühlte sich an, als würde sie gleich in Flammen aufgehen. Aber im letzten noch belegten Bett fand er den Jungen, den er fast wie

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