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Kindersucher

Kindersucher

Titel: Kindersucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grossman
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jetzt?
    Die Decke bebte förmlich von stöhnenden Paaren, die offenbar direkt über seinem Kopf kopulierten. Kraus brach der Schweiß aus. Er erinnerte sich noch sehr gut an Vickis Miene, als er erzählt hatte, dass er diesen Ort auskundschaften wollte. Wenn sie ihn jetzt sehen könnte ... Er wischte sich die Stirn ab und bemerkte in diesem Moment, dass er das Spiegelbild des Leibwächters in einer Messingvase auf der anderen Seite des Ganges beobachten konnte. Der schnurrbärtige Kerl saß einfach nur da und wippte mit dem Fuß. Ein schöner Schlamassel. Kraus konnte nicht wieder nach oben zurückgehen. Aber wie lange konnte er hier stehen bleiben, ohne gesehen zu werden? Schließlich griff das Schicksal ein. Der Mann mit dem Turban fand offenbar die sexuellen Vorgänge über ihm zu stimulierend, um sie weiterhin zu ignorieren, und begann, sich unter seiner Tunika selbst zu befriedigen. Kraus schloss die Augen. Jetzt drang Stöhnen von allen Seiten an seine Ohren und prüfte seine moralische Standfestigkeit. Zum Glück dauerte es nicht lange, bis er einen erstickten Schrei hörte, dann ein Keuchen, und als er die Augen öffnete, watschelte der Turbanträger durch den Gang und verschwand in einem Raum, bei dem es sich vermutlich um ein Badezimmer handelte.
    Kraus lief los und betete, dass die Tür der Hohepriesterin unverschlossen war. Bitte, Knauf, dreh dich! Abrakadabra. Der Knauf gehorchte.
    Helgas Privatgemächer verzichteten auf jeglichen spirituellen Schmuck. Hier herrschten Chrom und Spiegel. Eine weiße Couch, ein weißer Teppich. Große Blumensträuße. Helga saß in einer weißen Seidenrobe vor ihrem Schminktisch und rauchte eine Zigarette.
    Ihr Blick zuckte im Spiegel zu ihm hinüber.
    »Konntest du nicht wenigstens warten bis ...« Sie wirbelte herum, und ihre Augen wurden fast doppelt so groß. »Was zum Henker ...?«
    Ihr Oberkörper zitterte, und eine Sekunde lang begriff Kraus, dass sie Angst hatte, so als hätte etwas aus ihrer Vergangenheit sie endlich eingeholt. Es musste eine ziemlich wilde Vergangenheit gewesen sein. Denn aus der Nähe betrachtet sah Helga aus, als wäre sie ziemlich weit herumgekommen.
    Kraus schob die Kapuze zurück. »Kriminalsekretär Willi Kraus, Kripo Berlin«, sagte er ruhig. »Ich will Ihnen nur ein paar Fragen stellen.«
    Helga atmete wieder. Aber sie wirkte nicht besonders glücklich.
    »Sie haben vielleicht Nerven, einfach so hier hereinzuplatzen!« Sie griff nach der Zigarette und nahm einen langen Zug. Ihr Gesicht verschwand hinter einem Rauchschleier. »Sollten Sie sich nicht eigentlich mit einer Dienstmarke oder so etwas ausweisen können? Und wieso tragen Sie eine von unseren Roben?«
    »Das war die einzige Möglichkeit, zu Ihnen vorzudringen. Entschuldigung. Meine Marke ist im Umkleideraum. Bei meinen Kleidern.«
    »Verstehe.« Ihre Augen funkelten, als sie sich zum Spiegel herumdrehte. »Was ist denn so dringend, dass Sie sich wie ein Fuchs hier hereinschleichen müssen, Kriminalsekretär? Und wie sind Sie an Zoltan vorbeigekommen?«
    In dem Moment flog die Tür auf, und Brigitta stürmte herein. »Helga, ich ...« Sie erkannte Kraus sofort. »Sie!« Brigitta schnaubte.
    »Du kennst ihn?«, erkundigte sich Helga fasziniert.
    »Na klar. Ein Schnüffler. War vor ein paar Monaten da ... und hat dir nachspioniert. Ganz sicher hat Braunschweig ihn geschickt.«
    Jetzt hob Helga, aufrichtig belustigt, beide Augenbrauen. Sie zog erneut an ihrer Zigarette und blies den Rauch durch ihre Nase aus.
    »Er ist kein Schnüffler, Brigitta, Liebchen. Das ist Kriminalsekretär Kraus. Von der Berliner Kriminalpolizei. Mach dir keine Sorgen. Ich komme schon mit ihm klar. Lass uns eine Weile allein.«
    »Aber, Helga ...«
    »Ich sagte, verschwinde!«
    Brigittas knochiges Gesicht schien zusammenzufallen, dann schlug sie heftig die Tür hinter sich zu.
    »Eifersüchtige Schlampe.« Helga drückte ihre Zigarette aus, lächelte Kraus an und lockerte mit einer kurzen Bewegung ihrer Schultern die Robe, so dass mehr Busen zu sehen war. »Also. Mein Exmann hat Sie geschickt? Wie faszinierend. Er scheint einfach nicht fähig zu sein, mich zu vergessen. Wie geht es dem Guten denn?«
    »Er ist ein hoffnungsloser Trinker.«
    »Sie belieben zu scherzen. Jetzt bin ich aber wirklich schockiert.«
    »Hören Sie, es ist sehr wichtig, dass wir uns über eine Frau unterhalten, die sich die Hirtin nennt.«
    Die Hohepriesterin wurde eine Spur blasser.
    Langsam öffnete sie ein silbernes Kästchen und

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