ging, und wenn er morgens herumtrödelte, ging sie hinauf und klopfte an seine Tür. Sei unternahmen lange Spazierfahrten und Wanderungen, entdeckten Aussichten, die ihnen den Atem verschlugen, Dörfer mit Häusern aus Naturstein und Schiefer in Western-Kulissen. Sie badeten in eiskalten Flüssen. Machten Radtouren und Kanufahrten. Plauderten mit Einheimischen und Touristen, besuchten Feste, zu denen man sie in letzter Minute einlud. Sie machte Fotos, und dieses eine Mal hatte er nichts dagegen, drauf zu sein. Zu seiner großen Überraschung bemerkte er, dass er lächelte. Wenn sie von ihren Eskapaden zurückkehrten, waren sie immer ausgehungert.
Sie verbrachten heitere, einfache, vollkommene Tage. Nichts war geplant, nichts zählte wirklich. Nichts stand auf dem Spiel. Und dann, eines Morgens, kurz vor Tagesanbruch, wachte er auf, völlig ruhig, duschte sich und packte seinen Koffer. In dieser Nacht hatte er von ihr geträumt. Marianne lebte … Irgendwo. Und sie brauchte ihn. Wenn Hirtmann sie bereits umgebracht hätte, hätte er es ihn auf irgendeine Weise wissen lassen. Er verließ sein Zimmer. Alles schlief noch auf den Etagen, aber das Tageslicht erhellte bereits den Innenhof. Seinen Koffer in der Hand, stieg er die Treppe hinunter, holte tief Luft und nahm ein letztes Mal den Duft von Jasmin, Waschpulver, Bohnerwachs und Abschied in sich auf. Er hatte diesen Ort geliebt. Dann klopfte er an die Tür.
„Ich bin so weit“, sagte er, als sie aufging.
Kapitel 61
Graus, Hoch-Aragonien, Juli 2011/Morbihan, Juli 2012.
Grundsätzlich bin ich mit der Geographie sehr freizügig umgegangen. Manche werden Marsac hier ansiedeln, andere werden glauben, Marsac in der Stadt da zu erkennen – und sie alle haben Recht und zugleich Unrecht. Selbstverständlich gibt es kein „Cambridge oder Oxford Südwestfrankreichs“. Mein Südwestfrankreich ist ein Land, das fast genauso imaginär ist wie das Phantasieland Mittelerde bei Tolkien.
Auch mit der Realität der Polizeiarbeit bin ich jedes Mal, wenn ich mich darin wie in einem zu kleinen Paar Schuhe allzu beengt fühlte, großzügig umgegangen, und das gilt noch mehr für den komplexen Justizapparat. Dennoch möchte ich ein paar Menschen für ihre wertvollen Ratschläge danken – sie haben mir geholfen, die schlimmsten Fehler zu vermeiden. In der Reihenfolge ihres Auftretens: Sylvie Feucher, Generalsekretärin der Gewerkschaft der Kommissare und hohen Polizeibeamten, Paul Mérault, Christophe Guillaumot, José Mariet und Yves Le Hir von der Toulouser Polizei. Wie immer bin ich allein für die Fehler verantwortlich, die stehengeblieben sind. Danke auch Stéphane Hauser für seine musikalischen Ratschläge - er wird mir nachsehen, dass ich sie nicht immer beherzigt habe. Schließlich muss ich diesen Dank auf meine Verlegerinnen bei XO ausweiten, denen einmal mehr das Wunder gelungen ist, Wasser in Wein zu verwandeln, und auf meine ausgezeichneten Lektoratsteams bei XO und Pocket, meiner Frau, die mir immer wieder das Leben erleichtert, und Greg, meinem ersten Leser, Freund, Vertrauten, Coach und Sparringspartner in einem. Abschließend möchte ich dieses Buch einer Person widmen, die leider zehn Tage vor dem Erscheinen meines vorangehenden Romans gestorben ist: meiner Mutter, Marie Sopena Minier. Es ist mir nicht leichtgefallen, mich mit der Tatsache abzufinden, dass sie nicht die Zeit gehabt hat, es zu lesen.
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