King of the World
Lewiston sprechen.«
»Ist gut«, sagte Izenberg. »Dann reden wir über etwas anderes.«
Was sie auch eine Weile taten. Doch dann stellte Izenberg Pflicht über Respekt und sagte: »Aber wir müssen doch darüber sprechen. Wie war das? Nur ein Satz, und ich frage Sie nie wieder danach.«
»In Lewiston habe ich den Weltmeisterschaftstitel im Schwergewicht verloren«, sagte Liston. »Ich habe ihn verloren, weil Nat Fleischer es gesagt hat.«
»Wie kommt er dazu, die Verhaltensregeln im Boxen zu bestimmen? Woher hatte er diese Autorität?«
»Weil er«, sagte Liston, »schneller als Joe Walcott bis zehn zählen konnte.«
KAPITEL 16
WAS IST EIN NAME?
Muhammad Ali gegen Floyd Patterson, 1965.
Am 23. Juni, einen Monat nach dem Kampf, erstattete Ali beim Bezirksgericht von Dade County, Florida, Anzeige und bat um Annullierung seiner Ehe mit Sonji Clay. Die Muslims hatten ihm gesagt, er solle sich entscheiden: entweder die Nation of Islam oder die Ehe mit einer Heidin. Es spielte keine Rolle mehr, daß Herbert Muhammad sie ihm überhaupt erst vorgestellt hatte. Als Ali und Sonji ein Paar waren und zu einer Muslim-Versammlung nach Arizona fuhren, traute Captain Sam sie auf »islamisch«, indem er sich auf seinem Vordersitz im Auto zu den jungen Leuten nach hinten drehte und »ich traue euch, ich traue euch, ich traue euch« sagte. Später erhielten sie noch den Segen des Staates Indiana in Gestalt eines Friedensrichters in Gary.
In seiner Anzeige nannte Ali Sonjis Versprechen, den Glaubenssätzen der Nation of Islam zu folgen, sowie dessen Nichteinhaltung. Seine Anzeige führte detailliert ihre Weigerung auf, den Bekleidungsvorschriften der Muslims Folge zu leisten. Als Beweis nannte er ihren Streit wegen der Sachen, die sie vor dem Kampf auf einer Pressekonferenz im Trainingscamp in Lewiston getragen hatte.
»Man konnte alles sehen! Die Säume ihrer Unterwäsche!« sagte Ali vor Gericht. »Enge Hosen vor all den Männern, das war falsch!«
Sonjis Anwälte brachten die Sachen sogar mit zum Gericht und fragten den Richter: »Gäbe es Einwendungen seitens des Gerichts, wenn sie das Kleid gleich in der Pause anzöge?«
»Ich glaube, das ist nicht nötig«, sagte der Richter. »Das Gericht hat eine lebhafte Phantasie.«
Sonji hatte zu der Verhandlung ein knielanges rotes Kleid angezogen, und ihr Anwalt fragte Ali: »Ist das Kleid, das Mrs. Clay heute trägt, für Muslims akzeptabel?«
»Nein, es ist zu eng«, sagte Ali. »Man sieht ihre Knie und auch ihre Gliedmaßen. Sie trägt falsche Wimpern und Lippenstift. Das bereitet dem Auge Lust, und mir ist es peinlich.«
Es stellte sich heraus, daß Sonji Ali mit ihrer Unbotmäßigkeit ärgerte. Als er ihr die Kosmologie der Black Muslims erklärte, so auch, daß das große fliegende Rad Bomben auf die Welt werfen werde, stichelte sie ihn etwa mit der Frage, warum Elijah Muhammads Haus in Chicago die Apokalypse überstehen werde, wo doch die ganze übrige South Side brennen werde. Und ebenso wie Cassius Clay senior hatte sie wenig übrig für die Muslims mit den schroffen Gesichtern und fragte sich laut, ob sie bei ihrer ganzen puritanischen Ethik nicht doch auch hinter Frauen her seien und den Weltmeister im Schwergewicht um sein Geld brächten.
Sonji war nach dem Kampf wütend aus Lewiston abgereist und sah Ali erst am 11. Juni in Chicago wieder. An dem Tag wollte Ali mit ihr zu einem Schneider fahren, um dort ein paar »einfache und schlichte« knöchellange Kleider zu kaufen. Sonji explodierte und verlangte, daß er sofort anhielt und sie aussteigen ließ. Von da an lebten sie nicht mehr zusammen.
In seiner Anzeige sagte Ali, das Thema Unschicklichkeit sei in ihrer einjährigen Ehe ein Dauerthema gewesen. Einmal habe er ihr mit dem Waschlappen den Lippenstift abgewischt, worauf Sonji das Haus verlassen habe. »Baby, ich halte es nicht mehr aus«, stand auf ihrem Zettel. »Ich bin nicht glücklich. Ich war nie richtig glücklich.«
»Ich liebe meinen Mann einfach und möchte mit ihm zusammen sein«, sagte Sonji Reportern gegenüber. »Es ist bloß seine Religion. Ich habe versucht, sie anzunehmen, und dashabe ich ihm auch gesagt, aber ich begreife sie einfach nicht. Es fällt mir sehr schwer, mich so zu ändern, wie er mich haben will … Wir hatten immer unsere kleinen Reibereien wegen der Kleider. Ich habe ihm gesagt, wenn ich ihn in Verlegenheit bringe, halte ich mich eben im Hintergrund. Ich will einfach nur seine Frau sein, und
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