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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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dermaßen kranker Sport kann gewiß nicht mehr allzu lange fortbestehen.«
    Russell Baker schrieb in seiner Kolumne, der Kampf habe »das gleiche fürs Boxen getan, was Paris für die Damenmodegetan hat. Beide haben dem Publikum für den Reiz, geprellt zu werden, das Geld aus der Nase gezogen … Diese Kritik wird noch dadurch verstärkt, daß die Kämpfer gemeinhin aus den hungernden Schichten stammen und ihre Gehirnmasse für den Kitzel der Überfütterten riskieren. Es kann höchst korrumpierend sein, so überfüttert zu sein, daß man zwei hungrige Jungen dafür bezahlen muß, daß sie einander verprügeln, damit man nicht gähnt. Vor alldem haben Muhammad und Sonny das Publikum bewahrt. Manche Kritiker ihrer Begegnung haben ihre Show eine Farce genannt. Sie haben unrecht. An den Hauptfiguren war nichts Komisches. Es war ein Sittenstück, in dem zwei Verlierer im Leben – zwei Ausgebeutete – den Spieß umdrehen und ihre Ausbeuter ausbeuten.
    Komisch war nur der Zorn des gekränkten Mobs. Ihr Glaube an den Weihnachtsmann. Die Köpfe voller kindischer Vorstellungen über das Aufeinanderprallen von Gut und Böse. Gelackmeiert von zwei gewieften Schelmen, die ohne ihre selten starken Muskeln und Reflexe dazu verurteilt wären, für ’n Appel und ’n Ei Schuhe zu putzen oder Streikposten die Köpfe einzuschlagen.«
    Wenigstens zwei Tage lang, während die Empörung noch frisch war, standen Cannon und Ward für die Mehrzahl. Doch einige Tage später, nachdem man sich viele Wiederholungen angesehen hatte, trauten andere Presseleute ihren Augen schon eher. In den Redaktionsräumen von
Sports Illustrated
wurde darüber debattiert, was in Lewiston geschehen war – Bud Schrake verkündete am lautesten, daß der Kampf manipuliert war –, doch die Titelgeschichte von Tex Maule spiegelte dann die Mehrheitsmeinung der Redaktion wider: daß der Kampf und der Schlag legitim gewesen seien. Sogar Arthur Daley von der
New York Times
, der kaum einmal ein freundliches Wort über Ali zu sagen gewußthatte, schrieb nun: »Kinetik ist ein Zweig der Physik, der sich mit den Wirkungen von Kräften beschäftigt. Es gibt jedoch keine Methode, Kinetik auf das Boxen anzuwenden, um damit die Kraft eines Schlags zu messen.«
     
    Das FBI führte keine groß angelegte Untersuchung des Lewiston-Kampfs durch, befragte allerdings auf Veranlassung des US -Staatsanwalts von Maine eine ganze Reihe von Informanten zu einer möglichen Absprache. Das Bureau erstellte einen vagen Bericht, der nach Ansicht des Staatsanwalts keine weiteren Untersuchungen rechtfertigte. »Er fand, wir hätten nicht genügend Informationen beigebracht«, sagte William Roemer vom FBI einem Redakteur von HBO kurz vor seinem Tod. Der Bericht, so der US -Staatsanwalt, liefere »keine Grundlage für eine Anklage«.
    Drei Jahre nach dem Kampf befragten Roemer und sein Partner John Bassett allerdings einen Spitzenmann des Chicagoer Mobs namens Bernard Glickman, der sich seitdem als Zeuge für die Regierung zur Verfügung gestellt hat. Glickman, der Liston aus der Zeit, als er noch Eigentum des Mobs von St. Louis war, gut kannte, wollte gehört haben, wie Liston zu seiner Frau sagte, er werde einen K. o. vortäuschen, worauf Geraldine, wie Roemer dann berichtete, »zu Liston sagte, wo er den Kampf schon schmeißt, solle er doch nicht das Risiko eingehen, verletzt zu werden. Wenn du schon sowieso verlierst, dann leg dich wenigstens früh hin.« Das Problem des FBI war, daß Glickmans unbestätigte Aussage als Basis für weitere Untersuchungen nur von geringem Wert war. Glickman hatte auch schon bei anderen, den Mob betreffenden Dingen einen Meineid geschworen. Zudem: bei allem Mißtrauen, das die Ermittler des FBI , wie auch zahlreiche Kolumnisten, gegenüber dem Kampf in Lewiston hatten, entdeckten sie doch nie irgendwelchegrößeren Wettaktivitäten, die auf eine Absprache hingedeutet hätten. Sie konnten nicht einmal die Frage beantworten, warum die Mafia den Weltmeisterschaftstitel im Schwergewicht, den lukrativsten Titel im Sport, um eines kurzfristigen Gewinns willen hätte abgeben wollen.
    Jahre später, als Liston in Las Vegas lebte, begegnete er zufällig Jerry Izenberg vom Newarker
Star Ledger
, einem der wenigen Reporter, die er anscheinend mochte und denen er vertraute. Sie tauschten Nettigkeiten aus und beschlossen, zusammen zu frühstücken. Sie bestellten und begannen sich zu unterhalten. Das erste, was aus Listons Mund kam, war: »Ich möchte nicht über

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