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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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genauso wie zehn Jahre später in Zaire. Ali war noch nicht ganz soweit, Foreman zog sich im Camp eine Verletzung zu, das Ganze wurde verschoben, dann war Ali richtig soweit und siegte. Wenn manan Alis Karriere denkt, darf man einen Faktor nicht außer acht lassen, nämlich Glück. Zumindest bis er es zu lange trieb und dafür bezahlte, war er ein wahres Glückskind.«
    Doch nicht nur Alis Betreuer konnten sehen, daß Liston benommen war. Liston ging in seine Kabine und bat seinen Cutman Milt Bailey um Riechsalz. »Riechsalz ist was Gemeines – man will kein Riechsalz, wenn man nicht getroffen, schwer getroffen worden ist«, sagte Bailey. »Er tat mir so leid. Das Traurige war, daß Sonny für den Kampf in Boston so richtig bereit war, aber dann war er nicht mehr in Form. Er hatte sie einfach verloren.«
    Floyd Patterson, der vom Verlieren und von Schmach ein Lied singen konnte, ging in Listons Kabine, eine unglaubliche Geste, wenn man bedenkt, wie demütigend seine Niederlagen gegen Liston gewesen waren. Patterson war fassungslos, daß Liston so schnell verloren hatte. Er hatte Liston gegen so manche harte Kämpfer im Ring gesehen – Machen, Williams und viele andere –, und deren Schläge hatte er scheinbar einfach weggesteckt. Und nun war er von einem blitzartigen rechten Cross gefällt worden. Liston war allein und saß auf einem Massagetisch.
    »Ich weiß, wie das ist«, sagte Patterson auf seine sanfte, ehrerbietige Art. »Ich hab das auch erlebt.«
    Liston reagierte nicht, nicht sofort, und Patterson glaubte, daß Liston noch immer seinen fürchterlichen Gesichtsausdruck hatte, seinen »bösen Blick«. Patterson sagte noch ein paar tröstende Worte, doch nach einer Weile merkte er, daß er offenbar nicht zu ihm durchdrang. Es wäre albern gewesen, es weiter zu versuchen.
    »Okay, dann bis später mal«, sagte Patterson und ging zur Tür.
    Liston stand auf, lief hinter Patterson her und legte ihm einen Arm um die Schulter.
    »Danke«, sagte Liston, und da ging es Patterson besser.
    »Da wußte ich, daß ich zu ihm durchgedrungen war.«
    In der Halle ging Ali langsam in seine Ecke. Sein Bruder Rahaman nahm ihm den Mundschutz heraus.
    »Der hat sich hingelegt«, sagte Ali leise.
    »Nein, du hast ihn getroffen«, sagte Rahaman.
    »Ich glaube, er …«
    »Nein, Mann, du hast ihn getroffen«, sagte Rahaman.
    Schließlich wurde Ali zu einem Fernsehmonitor geführt, um sich die Runde in Zeitlupe anzusehen. Jetzt konnte er sehen, was seine Reflexe und seine Kraft angerichtet hatten. Bald nannte Ali den Schlag mal »meinen Karate-Punch«, mal meinte er, Stepin Fetchit habe Jack Johnsons »berühmten Anker-Punch« weitergegeben. Nat Fleischer sollte später sagen, er sei nach langer wissenschaftlicher Suche zu dem Ergebnis gekommen, daß Johnson einen solchen Punch nie gehabt hatte. Statt dessen verglich Fleischer den Schlag mit dem eines Mittelgewichtschampions um die Jahrhundertwende, Charles »Kid« McCoy, dem »Korkenzieher-Punch«.
    Wie er auch heißen sollte, Ali sagte später, sein Punch »war mit Rhythmus und Balance getimt. Er hatte die Gewalt zweier fahrender Autos, die aufeinanderprallen, und das macht es bei einem Zusammenstoß doppelt so hart, als wenn eins stehen würde.« Liston sagte später, er sei noch ein bißchen länger als notwendig auf der Matte geblieben, weil Ali noch da war und Ali ein »Irrer« sei. Er habe befürchtet, Ali würde ihn schlagen, während er sich hochrappelte. Außerdem habe er Ali vor dem Niederschlag nicht richtig zu treffen vermocht. Oder wie Jerry Izenberg vom Newarker
Star Ledger
es formulierte: »Auch wenn Ali ihn nicht so getroffen hätte und der Kampf noch drei Runden weiter so gelaufen wäre – Liston wäre nicht an ihn rangekommen. Sonnyhätte Muhammad nicht mal mit einem Kanupaddel auf den Arsch schlagen können.«
    Liston bestritt nie, daß Ali ihn mit einem harten, echten Schlag getroffen hatte. »Ich hätte nicht geglaubt, daß er so hart schlagen konnte«, sagte er. »Ich hab nicht aufgegeben. Ich bin gut getroffen worden und war verletzt. Clays Rechte hat mich oben am linken Wangenknochen erwischt, und ich war völlig erledigt. Ich hab gedacht, ich käme noch mal hoch, aber wenn man so eine kriegt, denkt man nicht so gut. Es war nicht der härteste Punch, den ich je eingesteckt hab, aber er war schon hart genug.«
     
    Am zweiten Kampf Ali gegen Liston werden vermutlich Zweifel bestehen, solange sich noch jemand fürs Boxen interessiert. Selbst wenn man in

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