Kings of Cool: Roman (German Edition)
Ursprünge eigentlich liebt.
Er kennt sogar die Etymologie des Wortes Etymologie.
(Wen's interessiert, das lässt sich googeln.)
Aber O hat begriffen, dass man, was man liebt, schützen und behalten will.
Als Chon seine Schweigsamkeit verteidigte, stellte er folgende Frage:
»Worte sind:
a)
Mittel der Kommunikation.
b)
Mittel gescheiterter Kommunikation.
c)
Werkzeuge.
d)
Waffen.
e)
a) bis d).«
Ben tippte auf a), O auf d)(sie ist eben die Tochter ihrer Mutter).
Chon klärte auf:
f)
völlig egal.
Weil es Dinge gibt, über die er nicht reden will. Dinge, die er gesehen hat, Dinge, die er im Irak und in Afghanistan getan hat. Dinge, mit denen man andere Menschen nicht belastet. Erinnerungen, denen man nicht erlauben darf, dass sie Gehirn und Nervensystem in Beschlag nehmen, die man aber ständig auf der Haut spürt. Filme, die der Kopf heimlich auf die Innenseite der Lider projiziert.
Das sind Dinge, die man nicht in Worte fasst.
Sie sind unfassbar.
Um also das traurige Schweigen zu brechen (untermalt von Os ich hasse es ich hasse es ich hasse es ), gibt Chon auf der Fahrt zum John Wayne Airport/Orange County (so einen Scheißnamen kann man sich nicht ausdenken) den superkonservativen Neo-Spiro-Agnew.
Das Thema: Neo-Hippies.
35
Chon hält Neo-Hippies für schmuddelige, aufgrund ihrer veganen Ernährung teiggesichtige (»Friss'n Cheeseburger, Casper«), nach Patchouli-Öl stinkende, Birkenstock tragende, mit kleinen (grundsätzlich total verdreckten) Stoffsäckchen jonglierende, die Bürgersteige verstopfende, beschissene Fahrräder direkt vor dem Eingang von Starbucks (wo sie grünen Tee bestellen und sich von anderen Laptops borgen, um E -Mails zu checken und stundenlang sitzen bleiben, ohne jemals auch nur einen Cent Trinkgeld zu geben) parkende und halbnackt (so dass alle ihre bleichen, ausgemergelten Körper sehen müssen) im Park Yoga praktizierende Parasiten .
Ginge es nach Chon, dann würde sich Südkalifornien vom Rest des Landes abspalten und unabhängig werden, damit endlich ein Gesetz verabschiedet werden kann, das Konzentrationslager für Weiße mit Dreadlocks vorsieht.
»Wo soll das Lager gebaut werden?«, fragt Ben.
So was nennt man anstacheln.
»Weiß nicht«, murmelt Chon, immer noch total genervt. »Irgendwo am 15.«
Das Problem (okay, ein Problem) mit der Einführung von Konzentrationslagern in Südkalifornien ist, denkt Ben, dass sich die Bauunternehmer um den Stacheldrahtzuliefervertrag prügeln würden. Und dass der amtierende Gouverneur einen Akzent hat, der, na ja ...
... ähhhh ...
»Wahrscheinlich«, nuschelt Chon, »würden die Liberalen das verhindern.«
Chon hasst nicht nur Neo-Hippies, sondern auch Liberale.
Der einzige Liberale, den er nicht hasst, ist Ben.
Liberale, führt Chon aus, wenn er in Fahrt kommt (und das tut er gerade) – Liberale sind Leute, die ihre Feinde mehr lieben als ihre Freunde, die jede andere Kultur der eigenen vorziehen, die sich für Erfolge schämen, aber nicht für Niederlagen, die Profit verachten und Leistung bestrafen.
Liberale Männer sind schwanzlose, eieramputierte, selbstkastrierende Eunuchen, die von freudlosen, zornerfüllten und bitterem Neid auf die materiellen Besitztümer ihrer konservativen Schwestern (von deren multiplen Orgasmen einmal ganz zu schweigen) zerfressenen Hausdrachen so eingeschüchtert wurden, dass sie sich ihrer eigenen Männlichkeit schämen –
(»Du hättest verhindern müssen, dass er Ayn Rand liest«, sagt Ben zu O.
»Wer hätte gedacht, dass er sich in die Romanabteilung verirrt?«)
Die Liberalen haben sich, Chon zufolge, ein astreines Land unter den Nagel gerissen und
VOLLKOMMEN RUINIERT !
So sehr, dass Kinder nicht mehr Huckleberry Finn lesen oder Völkerball spielen durften (Völkerball, dieses darwinistische Spiel, in dem nur die Stärksten überleben, weil die anderen so viele Gehirnerschütterungen erleiden, dass sie nicht mehr in der Lage sind, sich fortzupflanzen).
So sehr, dass jeder Dünensurfer, dem was nicht passt, Flugzeuge in unsere Hochhäuser fliegen darf, ohne Angst haben zu müssen, dass die ganz fette Bombe auf Mekka fällt, was sie fünf Sekunden nach Einsturz der Türme hätte tun sollen –
Nancy Reagan hätte mit dem Finger ihres Mannes auf den Knopf gedrückt und die saudische Halbinsel verdientermaßen in eine radioaktive Glasfabrik
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