Kings of Cool: Roman (German Edition)
verwandelt –
was nicht passiert ist, bloß weil Liberale geliebt werden wollen.
Ben ist anderer Meinung.
Die Liberalen im kalifornischen Parlament würden einen Gesetzesentwurf zur Errichtung von Konzentrationslagern nicht verhindern, vorausgesetzt die Betonhersteller würden die Kampagne unterstützen, die Fahrer der Häftlingstransporte wären gewerkschaftlich organisiert, ihre Transporter würden den vorgeschriebenen maximalen Kraftstoffverbrauch nicht überschreiten und sie würden die Fahrgemeinschaften vorbehaltenen Autobahnspuren benutzen.
Ben ist sicher, der Staat Kalifornien würde im gleichen Tempo Leute über den Jordan schicken wie Texas und Flo-
rida unter der Ägide der rivalisierenden Bush-Brüder, wenn man den elektrischen Stuhl mit Sonnenenergie betreiben könnte.
»Old Sparky ist längst nicht mehr in Betrieb«, klärt ihn Chon auf. »Jetzt gibt's Todesspritzen.«
Ach ja?
Narkotika sind kriminell, deshalb richten wir Kriminelle damit hin?
36
Alles gut und schön.
Ein bisschen Spaß mit Wortgefechten.
Aber worauf es ankommt ist nicht, was Ben und Chon zueinander sagen, sondern was sie nicht sagen.
Chon erzählt Ben nichts davon, dass Sam Casey abgezockt und verprügelt wurde und was er dagegen unternommen hat, weil Ben damit nicht einverstanden wäre und Depressionen kriegen würde wegen der Notwendigkeit von Gewalt in einer Welt, in der es doch eigentlich um Liebe und Frieden, blah blah.
Ben erzählt Chon nichts von der seltsamen Begegnung mit Old Guys Rule, weil – na ja, wahrscheinlich hat es nichts zu bedeuten, und außerdem, was soll Chon machen? Er ist auf dem Weg nach Stanland und hat schon genug Sorgen (zum Beispiel Überleben), und deshalb will ihn Ben nicht damit behelligen.
Und so entgeht ihnen diese wichtige Koinzidenz, diese Gelegenheit, eins und eins zusammenzuzählen, weil das nämlich
eins ergibt.
Zwei Ereignisse.
Ein Problem.
Sie sind nicht dumm, sie hätten es geschnallt, aber »hätten« ist nur ein anderer Ausdruck für:
verpennt .
37
Ben und O bringen Chon noch bis zur Absperrung.
Dort umarmt ihn O und will ihn gar nicht mehr loslassen.
»Ich liebe dich ich liebe dich ich liebe dich ich liebe dich ich liebe dich«, sagt sie und kann die Tränen nicht zurückhalten.
»Ich liebe dich auch.«
Ben zieht sie weg, umarmt Chon und sagt: »Spiel nicht den Helden, Bruder.«
Von wegen, denkt Ben.
Chon fährt zu seinem dritten Einsatz mit einem verdammten SEAL -Team. Er ist ein scheiß Held und kann gar nicht anders.
Das war immer schon so und wird immer so bleiben.
»Ich versteck mich ganz hinten im tiefsten Schützengraben«, sagt Chon.
Yeah.
Sie sehen ihm nach, als er durch die Absperrung verschwindet.
38
Boland hängt sich ans Telefon.
»Gute Nachrichten«, sagt er. »Leonard hat den Gorilla zum Flughafen gebracht. Sieht aus, als würde er zu einem Einsatz fliegen.«
»Bist du sicher, dass er's war?«
»Hennessys Beschreibung passt.«
Das sind gute Nachrichten, denkt Crowe.
Sehr gute Nachrichten.
Nur nicht für Leonard.
39
Ben sieht den Wagen nicht, der ihm vom John Wayne Airport aus folgt und die ganze Strecke bis Laguna hinter ihm bleibt.
Warum sollte er auch?
So was ist nicht seine Welt, er ist deprimiert, weil Chon weg musste, und dann lässt O die Bombe platzen:
»Ich hab mich an ihn rangeschmissen.«
»An wen?«
»Chon.«
Bumm.
Er ist nicht eifersüchtig, Eifersucht ist in Bens Bauplan nicht vorgesehen, aber Chon und O?
Ein Riesending.
Doch Ben bleibt cool. Ben bleibt immer cool. »Und?«
»Bin abgeprallt.«
Von Chons Mauer.
»Oh.«
»Abgewiesen. Verschmäht. Meine Liebe blieb unerwidert.«
»Von ›erwiderter Liebe‹ hört man selten was«, sagt Ben, weil er nicht weiß, was er sonst sagen soll.
»Ich jedenfalls nicht.«
»Schmollen steht dir nicht.«
»Wirklich?«, sagt O. »Ich hab gedacht, es steht mir gut.«
Ein paar Sekunden später sagt sie: »Ich hasse diesen scheiß Krieg.«
Sie war vierzehn, hing morgens schon vor der Glotze und drückte sich vor der Schule, als sie auf dem Bildschirm etwas sah, das sie im ersten Moment für eine bescheuerte Computeranimation hielt.
Ein Flugzeug. Ein Gebäude.
Sah nicht echt aus und tut es immer noch nicht.
Aber damals war Chon schon bei der Armee.
Wofür sie sich selbst die Schuld gibt.
Ben weiß, was sie denkt.
»Nicht«, sagt er.
»Ich kann nicht anders.«
Sie kann nicht anders, weil sie nicht weiß, dass es nicht ihre Schuld ist.
Dass es lange
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