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Kings of Cool: Roman (German Edition)

Kings of Cool: Roman (German Edition)

Titel: Kings of Cool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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zurückreicht.
    Viel länger.
    Generationen.

Laguna Beach, Kalifornien
1967
    »Said I'm going down to Yasur's farm,
Going to join in a rock-and-roll band ...«
    Crosby, Stills, Nash & Young,
»Woodstock«

40
    John McAlister rollt auf seinem Skateboard die Ocean Avenue entlang, klemmt es sich unter den Arm und geht am Main Beach Park vorbei zu Taco Bell, weil sich die Leute dort manchmal was zu essen holen, auf dem Klo verschwinden und ihre Tacos einfach auf dem Tisch stehen lassen.
    Wenn sie wieder rauskommen, sind die Tacos über alle Berge. Johnny auch.
    Seht ihn euch an, Johnny Mac.
    Groß für seine vierzehn Jahre, breite Schultern, lange braune Haare, die aussehen wie mit der Heckenschere gestutzt. Ein typischer Grem  – T -Shirt und Boardshorts, mexikanische Sandalen, Muschelkette.
    Als er bei Taco Bell ankommt, steht da eine ganze Truppe von Leuten.
    Ein großer Kerl mit langen blonden Haaren kauft allen was zu essen. Er verteilt Tacos und kleine Plastikschälchen mit scharfer Sauce an Surfer, Hippies, obdachlose Drogenopfer, Ausreißer und diese dünnen Mädchen mit Bändern im langen glatten Haar, die in Johns Augen alle gleich aussehen.
    Der Typ ist die südkalifornische Surferversion eines Meeresgottes. John hätte Neptun oder Poseidon nicht von Scooby Doo unterscheiden können, aber er erkennt Lokaladel  – die braungebrannte Haut, die sonnengebleichten langen Haare, die klar definierten Muskeln eines Mannes, der es sich leisten kann, den ganzen Tag zu surfen, und zwar jeden Tag.
    Kein Surfslacker, ein Surfergott.
    Jetzt guckt dieser Gott mit einem freundlichen Lächeln und warmen blauen Augen auf ihn runter und fragt: »Willst du einen Taco?«
    »Hab kein Geld«, erwidert John.
    »Du brauchst kein Geld«, antwortet der Mann, ein Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit. » Ich hab Geld.«
    »Okay«, sagt John.
    Er hat Hunger.
    Der Mann gibt ihm zwei Tacos und ein Schälchen mit scharfer Sauce.
    »Danke«, sagt John.
    »Ich bin der Doc.«
    John sagt nichts.
    »Hast du einen Namen?«, fragt der Doc.
    »John.«
    »Hi, John«, sagt der Doc. »Peace.«
    Dann geht der Doc weiter und verteilt Tacos, als wären es Fische und Brote. Wie Jesus, nur dass Jesus übers Wasser gegangen ist und der Doc drauf reitet.
    John nimmt seinen Taco, bevor es sich der Doc anders überlegt oder einer der anderen ihn als den Jungen erkennt, der immer das Essen von den Tischen klaut, geht raus auf den Parkplatz und setzt sich auf die Bordsteinkante neben ein Mädchen, das aussieht, als wäre es neunzehn oder zwanzig.
    Sie pult gewissenhaft das Rindfleisch aus dem Taco und legt es auf den Bordstein.
    »Die Kuh ist den Hindus heilig«, sagt sie zu John.
    »Bist du ein Hindu?«, fragt John.
    Er weiß nicht, was ein Hindu ist.
    »Nein«, sagt das Mädchen, als wäre die Frage bescheuert. Dann setzt sie hinzu: »Ich heiße Starshine.«
    Heißt du nicht, denkt John. Er hat schon mit vielen von zu Hause ausgerissenen Hippies geredet, Laguna ist voll davon, und alle nennen sich Starshine, Moonbeam oder Rainbow, obwohl sie in Wirklichkeit Rebecca, Karen oder Susan heißen.
    Vielleicht ist auch mal eine Holly dabei, aber das ist dann auch schon das Abgefahrenste.
    Hippiemädchen gehen John tierisch auf den Geist.
    Sie halten sich alle für Joni Mitchell, und er hasst Joni Mitchell. John hört die Stones, The Who und The Moody Blues.
    Jetzt will er einfach nur seine Tacos essen und sich wieder verziehen.
    Dann sagt Starshine: »Wenn du aufgegessen hast, blas ich dir einen.«
    John geht nicht nach Hause.
    Nie mehr.

41
    Ka
    Wumm .
    Stans Kopf explodiert.
    Es ist, als würde die Sonne in seinem Schädel aufgehen und sich die Wärme ihrer Strahlen bis in sein Lächeln ausbreiten.
    Er sieht Diane an und sagt: »Heilige Scheiße.«
    Sie weiß genau, was er meint  – das Blotter-Acid ist gerade auch auf ihrer Zunge geschmolzen.
    Das ist keine heilige Scheiße, das ist eine heilige Kommunion.
    Auf der anderen Seite des Pacific Coast Highway zelebriert Taco Jesus seinen täglichen Gottesdienst. Dahinter erhebt sich der Ozean in einem so blauen Blau, dass es alle anderen Blaus in diesem blauen Universum überblaut.
    »Sieh dir das Blau an«, sagt sie zu Stan.
    Stan dreht sich um, will gucken.
    Und fängt an zu heulen,
    es ist so
    schön.
    So blau.
    Stan und Diane.
    (»This is a little ditty about Stan and Diane
    Two American kids growing up in ...«
    Ach, scheiß drauf.)
    Stan ist kein typischer großer, drahtiger Hippie  – er ist

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