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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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zutreffend schienen. Zahlreiche Meßgeräte mit kleinen, pfeilförmigen Zeigern waren bereit, in das grüne Feld auszuschlagen, oder in das gelbe oder das rote, sobald man einen Schalter betätigt hatte. Rechts war ein Hebel, auf dem »Stromzufuhr« stand und den ich auf »Ein« schaltete. Nichts geschah. Das war mir ein Rätsel. Ich schaltete wieder auf »Aus« und prüfte die Wand links von mir. Dort befanden sich zwei Unterbrecherkästen mit großen Schaltern, die ich beide betätigte. Das Geräusch von surrend erzeugter Elektrizität erklang. Dann schaltete ich den Stromzufuhrschalter wieder auf »Ein«. Das Gerät ging an. Und ich mußte grinsen. Das lief ja großartig.
    Ich studierte die Instrumententafel vor mir. Da war einerseits ein Kurzzeitmesser, der offensichtlich auf einer Skala von einer Sekunde bis sechs Sekunden eingestellt werden konnte. Und ein Anzeiger für Kilovolt. Auf einem anderen stand »Milliampere«. Herrje, es standen drei Reihen grün erleuchteter Felder zur Auswahl. Ich begann, indem ich alle Zeiger auf Mittelwerte stellte, in der Absicht, ein Meßgerät zur Kontrolle zu benutzen und die anderen beiden nach einer Art Rotationsprinzip nachzustellen. Zwischendurch wollte ich dann das Resultat auf dem fertigen Film prüfen, um zu sehen, wie das Bild geworden war.
    Ich spähte um die Schutzwand herum. »Okay, Frank, jetzt tief einatmen und Luft anhalten.«
    Nun, immerhin machte er das »Luft anhalten« richtig.
    Ich drückte auf den Knopf an dem Griff und vernahm ein kurzes »Bsst«. Mit aller Vorsicht kam ich hinter der Wand hervor, als könnten noch Röntgenstrahlen durch den Raum schwirren. Ich ging zum Tisch und holte die Kassette heraus. Was jetzt? Es mußte ja so etwas wie ein Verfahren zur Entwicklung des Films geben, allerdings schien man das nicht in diesem Raum zu machen. Ich ließ das Gerät eingeschaltet, nahm die Kassette und sah mir die nebenan liegenden Räume an.
    Zwei Türen weiter entdeckte ich etwas, das mir passend erschien. An der Wand hing ein Ablaufdiagramm, auf dem das Verfahren zur Entwicklung von Röntgenplatten schrittweise aufgeführt war. Wenn ich diesen Fall gelöst hatte, konnte ich hier bestimmt eine neue Karriere starten.
    Wieder mußte der Strom eingeschaltet werden. Anschließend arbeitete ich in dem schwachroten Schein der Dunkelkammerlampen, wobei ich, immer ein Auge auf die Anleitung werfend, mit dem Entwickeln des Films begann. Zunächst füllte ich einen an der Wand befestigten Behälter vorschriftsmäßig mit Wasser. Dann drehte ich die Kassette um, löste die Rückwand und holte den Film heraus, den ich dann vorsichtig in die Entwicklerschale bugsierte. Ohne einen Ton von sich zu geben, verschwand er in dem Gerät.
    Verflixt, wo war er denn nun hin? Ich konnte in dem ganzen Zimmer nämlich nichts entdecken, das aussah, als würde es einen entwickelten Film ausspucken. Ich fühlte mich wie ein junger Hund, der lernt, was es heißt, wenn der Ball unters Sofa rollt. Ich verließ den Raum und ging in den nächsten. Darin befand sich das hintere Ende des automatischen Entwicklers, das aussah wie ein großer Fotokopierer mit einem Schlitz. Ich wartete ab. Eineinhalb Minuten später glitt ein Stück fertig entwickelten Films heraus. Ich sah es mir an. Pechschwarz. Mist! Was hatte ich bloß falsch gemacht? Wieso war der Film überbelichtet, wo ich doch so behutsam vorgegangen war? Ich starrte den Entwickler an. Der Deckel war einen Spaltbreit geöffnet. Ich spähte hinein. Probehalber gab ich ihm einen Stoß. Mit einem Klicken fiel er zu. Vielleicht würde es jetzt klappen.
    Ich ging wieder in den anderen Raum zurück, holte eine zweite Kassette und fing mit der ganzen Prozedur noch mal von vorn an. Zwei Durchgänge später entdeckte ich schließlich, was ich gesucht hatte. Die Gesamtqualität des Bildes ließ zwar zu wünschen übrig, das Motiv selbst war jedoch eindeutig erkennbar. Im Zentrum von Franklins Magen zeichnete sich die massive weiße Silhouette einer Handfeuerwaffe ab. Sie sah aus wie eine großkalibrige Automatik und war im Winkel plaziert, wahrscheinlich damit sie zwischen Knochenbau und inneren Organen Platz fand. Dieser Anblick hatte etwas Entmutigendes. Ich rollte die Röntgenaufnahme zusammen und wickelte ein Gummiband um sie herum. Es wurde Zeit, von hier zu verschwinden.
    In aller Eile schaltete ich die Geräte ab und hob Franklin wieder auf die fahrbare Trage, um ihn zurück in den Leichensaal zu schieben. Dann schaltete ich die Lampen

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