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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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persönlicher Code zugeteilt worden, den man kennen mußte, um eintreten zu können. Ich weiß das, weil ich verschiedene Kombinationen ausprobierte, ohne irgend etwas zu erreichen. Ich fuhr an den Rand und wartete, bis sich ein anderer Wagen näherte. Der Fahrer gab seinen Code ein. Als das Tor beiseiterollte, quetschte ich mich in meinem Wagen hinter dem anderen durch. Zum Glück ging kein Alarm los. Auch Hunde wurden nicht auf mich gehetzt. Die Sicherheitsmaßnahmen hier existierten wohl zum größten Teil im Kopf des Marketing Teams.
    Es gab ungefähr zwanzig Gebäude mit jeweils acht Einheiten, grau, mit Weiß abgesetzt, im Cape-Cod-Stil, eckig, mit vielen Fenstern und hölzernen Balkons. Platanen und Eukalyptusbäume zierten das Grundstück. Gewundene Straßen führten in zwei Richtungen, aber es war klar, daß beide zum seihen Parkplatz führten. Ich fand einen Besucherplatz und parkte, warf dann einen Blick auf den Führer durch das Gebäude.
    Andy Motyckas Apartment hatte die Nummer 144 und lag glücklicherweise am anderen Ende. Ich nahm mein Clipboard und eine Taschenlampe und versuchte so dienstlich wie möglich auszusehen. Ich kam am Sportplatz vorbei, am Liegeplatz, dem Waschsalon. Nirgendwo waren Kinder zu sehen. Aus der hohen Zahl der leeren Parkplätze schloß ich, daß viele der Hausbewohner zur Arbeit waren. Wunderbar. Eine Gaunerbande könnte den gesamten Bereich wahrscheinlich in einem halben Tag ausräumen.
    Ich machte einen Bogen um ein paar Abfalltonnen im Cape-Cod-Stil und stieg über eine Treppe in den ersten Stock des Gebäudes 18 empor. Der Absatz vor dem Apartment neben Andys war hübsch mit schulterhohem Ficus und verschiedenen Topfpflanzen ausgestattet. Andys Veranda war kahl. Nicht einmal eine Fußmatte lag vor der Tür. Die Vorhänge waren offen, es brannte kein Licht. Kein Fernseher war zu hören, keine Stereoanlage, keine Wasserspülung. Ich drückte auf die Klingel. Ich wartete geraume Zeit, trat einen Schritt zurück, um zu sehen, wie es mit den Mietern zu beiden Seiten aussah. Kein Zeichen irgendeiner Aktivität. Sah so aus, als hätte ich das Haus für mich.
    Das Türschloß war von Weiss. Ich versuchte ein oder zwei meiner Dietriche, aber ohne Erfolg. Ein Schloß zu öffnen dauert seine Zeit, und ich hatte das Gefühl, ich könnte nicht ewig hier stehen. Jemand könnte vorbeikommen und sich fragen, warum ich mit dem langen, dünnen Metallstreifen im Schloß wackelte und dabei leise vor mich hin fluchte. Aus einem Impuls heraus streckte ich die Hand aus und tastete oben auf dem Türrahmen entlang. Andy hatte mir seinen Schlüssel dagelassen. Ich schloß mir auf.
    Ich liebe es, an Orten zu sein, an denen ich nicht sein dürfte. Ich kann Einbrecher, Diebe und Fassadenkletterer verstehen, deren Adrenalinspiegel, wie ich gehört habe, so sehr ansteigt, daß es einem Orgasmus nahekommt. Mein Herz hämmerte, und ich war ausgesprochen wachsam.
    Ich ging schnell durch die Wohnung, überflog die beiden Schlafzimmer, die begehbaren Schränke, das Badezimmer, nur um sicherzugehen, daß außer mir niemand in der Wohnung war. Im großen Schlafzimmer öffnete ich die gläserne Schiebetür und trat auf den Balkon, der die beiden Schlafzimmer miteinander verband und einen Fluchtweg bot, sollte Andy unerwartet heimkommen. An der Wand, gleich rechts um die Ecke, befand sich ein Spalier mit frisch gepflanzter Bougainvillea. Im Notfall konnte ich mich daran herablassen wie ein Orang-Utan und verschwinden.
    Ich schlüpfte wieder in die Wohnung zurück und fing mit meiner Suche an. Der Boden in Andys Schlafzimmer war dicht mit schmutziger Wäsche übersät. Ein schmaler Pfad führte hindurch. Vorsichtig ging ich an Socken, Oberhemden und Boxershorts in einer Vielfalt vulgärer Drucke vorbei. Anstelle einer Kommode bewahrte er seine saubere Kleidung in vier dunkelblauen Plastikkisten auf. Seine wiedergewonnene Junggesellenfreiheit schien ihn in seine Collegezeit zurückzuführen. Keine der Kisten enthielt irgend etwas von Interesse. Ich verbrachte fünfzehn Minuten damit, mit der Hand in alle Taschen der Mäntel und Jacken zu fahren, die auf der Stange hingen, fand aber nichts weiter als ein paar Fussel, ein Taschentuch voller verklebter alter Popel und einen Schein für die Reinigung, aus der er noch Kleider abholen mußte. Das zweite Schlafzimmer war kleiner. Andys Fahrrad lehnte an einer Wand. Der Hinterreifen war platt. Er hatte eine Rudermaschine, acht Umzugkartons, die unbeschriftet und noch

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