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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Nachteil ist, daß ich immer warten muß, bis die Hauptdatei abgerufen werden kann, was für gewöhnlich einmal die Woche der Fall ist. Ich bat sie, mir alles zu besorgen, was sie über Lance Wood hatte, und sie versprach es mir für den folgenden Tag. Aus einem Impuls heraus bat ich sie dann noch, auch Andy Motycka zu überprüfen, wenn sie schon mal dabei war. Informationen über den finanziellen Status von Wood/Warren würde ich von der örtlichen Zweigstelle von Dun & Bradstreet besorgen müssen. Meine beste Informationsquelle wäre California Fidelity selbst. Zweifellos hatte Lance Wood zahlreiche Formulare ausfüllen müssen, als er seine Schadensmeldung einreichte. Ich hoffe, daß Darcy mir auch dabei helfen würde. Es erstaunte mich, um wieviel reizvoller sie mir erschien, jetzt, da sie für mich arbeitete. Ich trabte los, zurück zu meinem Wagen.
    Als ich vom Parkplatz hinter dem Gebäude fuhr, bog Andy gerade ein, hielt, während der Automat eine Karte ausspuckte. Er tat so, als hätte er mich nicht gesehen.
    Ich fuhr in meine Wohnung zurück. Ich habe mich nie um die immense Wichtigkeit des Büros in meinem Leben gekümmert. Ich arbeite zu ungefähr vierzig Prozent in meinem Drehstuhl, Telefonhörer zwischen Hals und Schulter eingeklemmt, die Akten griffbereit. Sechzig Prozent der Zeit bin ich unterwegs, aber ich fühle mich nicht gern von meinen Unterlagen abgeschnitten. Das bringt mich leicht ins Hintertreffen.
    Es war erst fünf nach zehn, und der Tag dehnte sich endlos vor mir. Aus lauter Gewohnheit holte ich meine kleine tragbare Smith-Corona hervor und fing an, meine Notizen zu tippen. Als das erledigt war, machte ich die Ablage, schrieb ein paar Rechnungen an Klienten und räumte dann meinen Schreibtisch auf. Ich hasse es, herumzusitzen. Vor allem, wenn ich unterwegs sein und mich ins Getümmel stürzen könnte. Ich rief Darcy bei der California Fidelity an und ließ mir Andys neue Adresse und Telefonnummer geben. Sie versicherte mir, daß er in seinem Büro sitze, während wir miteinander sprachen.
    Ich wählte die Nummer seines Apartments, und es beruhigte mich, daß sein Telefon läutete und läutete und läutete. Ich zog mich um, trug jetzt eine blaugraue Hose mit einem hellen Streifen am Saum und ein passendes hellblaues Hemd mit einem Etikett »Southern California Services« auf dem Ärmel. Dazu paßten harte, schwarze Schuhe, die noch aus meiner Zeit bei der Santa-Teresa-Verkehrspolizei stammten. Dann befestigte ich einen wichtig wirkenden Schlüsselbund an einer langen Kette und schnappte mir ein Clipboard und meine Dietriche. Ich betrachtete mich im Spiegel. Ich sah aus wie ein uniformierter Angestellter im öffentlichen Dienst, der gerade eine Routineüberprüfung vornehmen wollte — was ich überprüfen wollte, wußte ich nicht. Ich sah aus, als könnte ich Zähler ablesen und wichtige Notizen machen. Ich sah aus, als könnte ich Reparaturmannschaften über das Autotelefon anfordern, das sich in meinem kommunalen Dienstfahrzeug befand. Ich sprang in meinen Wagen und steuerte Andys Wohnung an, um ein bißchen zu spionieren.

7

    Das Copse in Hurstbourne ist einer dieser vornehm klingenden Namen für einen brandneuen Komplex mit Wohnungen am Rand der Stadt. »Copse« wie »Dickicht, Gehölz«, »Hurst« wie »Hübelchen« und »bourne« wie »Bach oder Fluß«. All diese geographischen und botanischen Wunder schienen sich in den zwanzig Gebäudeteilen zu vereinen, aber es war schwer zu verstehen, warum man es nicht einfach Shady Acres genannt hatte, denn genau das war es, ein »Schattiger Grund«. Offenbar ist niemand bereit, einhundertundfünfzigtausend Dollar für ein Heim zu zahlen, das sich nicht anhört, als gehörte es einem angelsächsischen Großgrundbesitzer. Diese oft ganz zweckmäßigen Häuser werden niemals nach Juden oder Mexikanern benannt.
    Sie können ja mal versuchen, eine »Feinstein-Ranch« zu verkaufen, wenn sie auf die Schnelle Geld verlieren wollen. Oder einen »Paco Sanchez Park«. Der Mittelklasse-Amerikaner ist auf einen vornehmen Klang fixiert, und der wird absurderweise mit dem britischen Landadel gleichgesetzt. Ich war bereits an Essex Hill, Stratford Heights und Hampton Ridge vorbeigekommen.
    Das Copse war von einer hohen Mauer aus Feldsteinen umgeben, mit einem elektronischen Tor, das Gesindel abhalten sollte. Die Namen der Bewohner waren auf einem Paneel neben einem Telefon aufgeführt, mit Wahltasten und einer Gegensprechanlage. Jedem Bewohner war ein

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