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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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stammte. Die gesamte Wand hinter dem Bett war verspiegelt, und ich schaltete blitzschnell ein Bild von Terry Kohlers sexuellen Künsten ein. Was starrte Olive an, fragte ich mich, während er sich selbst beobachtete? Ich schaute zur Decke hinauf, um zu sehen, ob da oben vielleicht eine Karikatur angebracht war wie im Untersuchungsraum meines Gynäkologen: »Lächeln Sie. Dann hat Ihr Gesicht was zu tun!« Nicht besonders witzig.
    Ich lümmelte mich in einen Sessel und sah zu, wie Olive in einen begehbaren Schrank von der Größe einer Garage für zwei Wagen trat. Schnell durchsuchte sie einen Ständer mit Abendkleidern, verwarf bodenlange Organzagewänder, perlenbesetzte Jacken mit langen, passenden Röcken. Ich konnte eine Sammlung von Schuhen sehen, die in durchsichtigen Plastikkästen auf einem Regal über ihrem Kopf standen, und an einem Ende der Stange entdeckte ich Pelzmäntel in verschiedenen Längen und Formen. Sie wählte ein knielanges Cocktailkleid mit Spaghettiträgern und kehrte ins Schlafzimmer zurück, wo sie ihr Spiegelbild musterte. Das Kleid war avocadogrün und verlieh ihrer Flaut ungesund wirkende Untertöne.
    »Was meinst du?« fragte sie, die Augen noch immer unverwandt auf ihr Spiegelbild geheftet.
    »Läßt dich grün aussehen.«
    Sie starrte sich an, kniff kritisch die Augen zusammen. »Du hast recht. Hier. Nimm du’s. Mir hat es sowieso nie gefallen.« Sie warf das Kleid aufs Bett.
    »Ich trage solche Kleider nicht«, bemerkte ich.
    »Nimm’s trotzdem. Wir geben eine Silvesterparty, und da kannst du es tragen.« Sie zog ein schwarzes Taftkleid heraus, das vorn ganz gerade geschnitten war. Sie stieg hinein, schloß den Reißverschluß auf der Rückseite, und plötzlich saß alles genau am richtigen Platz. Sie war so schlank, daß ich nicht begriff, wie diese kugelähnlichen Brüste ihr gehören konnten. Sie sah aus, als hätte ihr ein Chirurg Softbälle implantiert. Wenn man eine solche Frau umarmte, hinterließ sie bestimmt Dellen.
    Sie setzte sich auf die Bank vor der Frisierkommode und zog eine schwarze Strumpfhose an, ehe sie die Füße in zehn Zentimeter hohe schwarze Pumps schob. Sie sah toll aus, bestand nur aus Kurven und makelloser Haut, und das hellblonde Haar streifte ihre nackten Schultern. Sie wühlte in ihrem Schmuckkästchen und entschied sich für Diamantclips in der Form von zarten Silberzweigen, an denen funkelnde Früchte hingen.
    Dann kehrte sie zum Schrank zurück und kam in einem weichen, weißen Pelz heraus, der dieselbe Länge hatte wie das Kleid. Als sie den Mantel um sich zusammenzog, konnte ich sie nur anstarren.
    Sie lächelte ein wenig, als sie meinen Blick auffing. »Ich weiß, was du denkst, Süße, aber die waren schon tot, als ich zur Pelzhandlung kam. Ob ich den Mantel gekauft habe oder nicht, hat sich nicht auf ihr Schicksal ausgewirkt.«
    »Wenn Frauen sie nicht tragen würden, würden sie überhaupt nicht erst umgebracht werden«, erklärte ich.
    »Ach, Quatsch. Mach dir doch nicht selbst was vor. In der Wildnis werden diese Tiere jeden Tag in Fetzen gerissen. Warum soll man ihre Schönheit nicht erhalten wie ein Kunstwerk? Diese Welt ist grausam; da mache ich mir und anderen nichts vor. Und widersprich mir nicht«, sagte sie entschieden. Sie deutete mit dem Finger auf mich. »Du bist hergekommen, um zu reden. Also rede.« Sie streifte den Mantel wieder ab und warf ihn aufs Bett. Dann setzte sie sich auf die Bank und schlug die Beine übereinander. Sie schob einen hohen Absatz herunter und ließ den Schuh gegen die Sohle ihres Fußes flappen.
    »Wieviel weißt du über die Situation bei Wood/Warren?« fragte ich.
    Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. »Geschäfte sind langweilig. Diesen Teil der Zeitung nehme ich immer dazu, die Katzentoilette auszuschlagen.«
    »Dann hast du auch kein Interesse an dem Familienzwist?«
    »Familienzwist? Du meinst mit Lance? Ich habe nichts investiert. Er und Ebony sind unterschiedlicher Meinung. Sie möchte, daß ich für sie stimme. So, wie sie es mir erklärt hat, wäre es zu meinem Vorteil. Lance wird natürlich einen Anfall bekommen, aber wen kümmert das schon? Er hat seine Chance gehabt.«
    »Dann bist du auf ihrer Seite?«
    »Wer weiß? Wahrscheinlich. Sie ist schlauer als er, und es wird Zeit für frischen Wind. Er ist ohnehin unfähig, Süße. Mein Bruder ist im Grunde seines Herzens ein Verkäufer. Er kann seinen Charme andrehen, wenn es ihm paßt. Er ist enthusiastisch, wenn es um irgend etwas geht, was

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