Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke
härter, als ich dachte. Ich würde das für niemanden tun.
13
Ich wartete im Wohnzimmer, während Olive in die Küche ging. Es war ein hübsches Zimmer; facettierte Fensterscheiben, Holztäfelung, ein Kamin aus Feldsteinen, dazu Stilmöbel aus Mahagoni. Alles war in Rosa und einem pudrigen Pink gehalten. Es roch würzig, wie nach Nelken im Zimmer. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß die beiden hier saßen und irgend etwas taten. Abgesehen vom konventionellen guten Geschmack gab es keinerlei Anzeichen dafür, daß sie Musik hörten oder Bücher lasen. Nichts deutete auf gemeinsame Interessen hin. Auf dem Tisch lag die neueste Ausgabe des Architectural Digest, aber sie wirkte wie eine Dekoration. Ich habe nie gehört, daß reiche Leute Populär Mechanics, Familiy Circle oder Road & Track lesen würden. Wenn ich darüber nachdenke: Ich habe keine Ahnung, was sie abends so machen.
Nach zehn Minuten kam Olive mit einem Tablett zurück, auf dem sie Horsd’ceuvres angerichtet hatte. Daneben stand ein silberner Sektkühler, in dem eine Flasche Wein auf Eis lag. Ihr ganzes Verhalten hatte sich verändert, seit Terry durch die Tür gekommen war. Sie strahlte noch immer Eleganz aus, aber unter allem lag jetzt eine gewisse Unterwürfigkeit. Sie spielte mit kleinen, leinenen Cocktailservietten herum, arrangierte sie in einem Muster neben der Platte, die sie an einem Ende des Tisches abgestellt hatte. Sie hatte reife Feigen mit Mascarpone gefüllt, außerdem eisgekühlte neue Kartoffelhälften mit saurer Sahne und Kaviar angemacht. Ich war nicht sicher, ob mir das als Abendessen reichen würde.
Olive ging zu einem Sideboard hinüber und holte verschiedene Flaschen heraus, so daß wir unter mehreren Drinks wählen konnten. Im Zimmer wurde es langsam dunkel, und sie schaltete zwei Lampen an. Ihr Taftrock raschelte bei jeder ihrer Bewegungen. Ihre Beine waren gut geformt und muskulös, und die hohen Absätze betonten ihre Waden.
Ich sah mich um und entdeckte Terry in der Tür, frisch geduscht und umgezogen. Seine Augen ruhten auf dem Bild, das sie abgab. Er fing meinen Blick auf und lächelte mit einem leisen Anflug von Besitzerstolz. Auf mich wirkte er nicht wie ein Mann, dem man leicht gefallen konnte.
»Ein phantastisches Haus«, bemerkte ich.
Olive wandte sich mir mit einem sparsamen Lächeln zu. »Danke.«
»Setzen Sie sich doch«, forderte er mich auf.
»Ich möchte Sie nicht aufhalten.«
Terry winkte ab, als wäre die bevorstehende Unterhaltung wichtiger. Die Geste wirkte auf mich genauso, als wenn jemand seiner Sekretärin aufträgt, keine Anrufe durchzustellen. Es ist wahrscheinlich Quatsch... vielleicht ruft sowieso niemand an... aber sie verleiht dem Besucher doch ein Gefühl von Wichtigkeit.
»Er läßt sich nie eine Gelegenheit entgehen, vom Geschäft zu reden«, bemerkte Olive. Sie reichte ihm einen Martini und sah dann mich an. »Was möchtest du?«
»Den Weißwein, wenn ich darf.«
Während ich zusah, öffnete sie die Flasche, schenkte ein Glas für mich ein, dann ein zweites für sich selbst. Sie reichte mir meines und schlüpfte dann aus ihren Schuhen, setzte sich auf die Couch und zog die Füße unter sich. Sie wirkte jetzt weicher, weniger ichbezogen. Die Rolle der Gattin stand ihr, obwohl es mich irgendwie überraschte. Sie war eine Frau, die anscheinend keinen anderen Lebensinhalt hatte, als das Leben zu genießen und ihren Mann zu verhätscheln. In einer Welt der Karrierefrauen und Supermamis schien das irgendwie veraltet.
Terry hockte sich auf die Armlehne der Couch und starrte mich mit vorsichtigem Interesse an. Er riß das Gespräch an sich, ein Schritt, an den er wahrscheinlich gewöhnt war. Die dunklen Augen verliehen seinem Gesicht einen grübelnden Ausdruck, aber sein Verhalten war nicht unangenehm. Er machte nur gelegentlich beiläufig auf seinen Schnurrbart aufmerksam. Ich kenne Männer, die ihren Bart unaufhörlich streichen, als wäre er so weich und trostreich wie ein Schnuller für ein Baby. »Lance sagt, jemand habe versucht, Sie reinzulegen«, sagte er. Er aß eine neue Kartoffel und schob dann mir die Platte zu.
»Sieht so aus«, meinte ich und nahm mir eine Feige. Himmlisch auf der Zunge.
»Was brauchen Sie jetzt von uns?«
»Zuerst einmal hoffe ich, daß Sie mir etwas über Ava Daugherty erzählen können.«
»Ava? Klar. Was hat die denn damit zu tun?«
»Sie war an dem Tag da, als ich die Brandstätte inspiziert habe. Sie hat auch gesehen, wie Heather mir den Umschlag
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