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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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konnte ich Terrys Mund sehen, der sich bewegte, aber kein Wort kam heraus. Etwas hatte ihm einen schweren Schlag versetzt, Blut lief über sein Gesicht. Er schien Schmerzen zu haben, aber der Film war stumm. Ich drehte mich um, suchte Olive.
    Einen wirren Augenblick lang dachte ich, ich hätte einen Haufen zerfetzter Füchse gesehen, deren blutige Pelze ihre Worte von gestern bestätigten. Es ist wahr, dachte ich, diese Tiere werden in der Wildnis jeden Tag zerrissen. Die roten Flecken auf dem weichen, weißen Pelz wirkten obszön und unangebracht. Und dann verstand ich, natürlich, was ich da vor mir hatte. Die Explosion hatte ihren Körper aufgerissen, legte blutiges Fleisch, gelbliches Fettgewebe und gebrochene Rippen bloß. Ich schloß die Augen. Inzwischen wurde der Geruch des Schießpulvers überdeckt vor. dem Gestank von Holzrauch und verschmortem Fleisch. Vorsichtig dachte ich über die derzeitige Lage nach.
    Olive mußte tot sein, aber Terry schien okay, und ich dachte, daß er vielleicht kommen und mir aufhelfen würde. Nur keine Eile, dachte ich. Im Augenblick sitz’ ich ganz bequem. Der Baumstamm diente als Rückenlehne, und das war gut so, denn ich war müde. Ich überlegte, was aus meinen Schuhen geworden war. Ich spürte eine Bewegung, und als ich meine Augen öffnete, blickten verwirrte Gesichter in meines. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich hatte schon vergessen, was passiert war, wußte nur, daß mir kalt war.
    Einige Zeit mußte vergangen sein. Männer in gelben Ölmänteln richteten Schläuche aufs Haus, Wasserschwerter schnitten durch die Flammen. Besorgte Menschen hockten vor mir und bewegten ihre Münder. Es war komisch. Sie schienen nicht zu merken, daß sie überhaupt nichts sagten. So ernst, so lebhaft und so eindringlich. Lippen und Zähne bewegten sich ohne sichtbaren Erfolg. Und dann lag ich auf dem Rücken, blickte in Baumwipfel empor, als ich fortgetragen wurde. Ich schloß wieder die Augen, wünschte, daß die Welt aufhören würde, sich zu drehen, ehe mir übel wurde. Trotz des Feuers zitterte ich.

15

    Allmählich kehrte mein Hörvermögen zurück, schwache Stimmen aus der Ferne kamen näher, bis ich begriff, daß sich jemand über mich beugte. Daniel, strahlend wie ein Erzengel, tauchte über mir auf. Sein Anblick verblüffte mich, und ich verspürte den unglaublichen Drang, eine Hand an die Stirn zu legen, wie eine Heldin im Film, die sich von einer Ohnmacht erholt und murmelt: »Wo bin ich?« Wahrscheinlich war ich tot. Bestimmt hält die Hölle den früheren Ehemann so nah für einen bereit... wie er dann mit einer Krankenschwester flirtet. Ah, dachte ich, ein Hinweis. Ich lag in einem Krankenhausbett. Sie stand rechts von ihm, in weißem Nyltest, eine jungfräuliche Priesterin mit Bettpfanne, den Blick auf sein perfektes Profil geheftet. Ich hatte ganz vergessen, wie listig er war, wenn es um diese Dinge ging. Während er den um mich Besorgten spielte, warf er in Wirklichkeit sein Netz der Verführung aus. Ich bewegte die Lippen, und er beugte sich näher. Dann sagte er: »Ich glaube, sie ist bei Bewußtsein.«
    »Ich hole den Arzt«, erklärte die Schwester und verschwand.
    Daniel strich mir übers Haar. »Wie geht’s dir, Baby? Hast du Schmerzen?«
    Ich leckte mir die Lippen. »Arschloch«, sagte ich, aber es kam völlig verzerrt heraus, und ich war mir nicht sicher, ob er mich verstanden hatte. In diesem Augenblick schwor ich mir, so gesund zu werden, daß. ich ihn hinauswerfen konnte. Ich schloß die Augen.
    Ich erinnerte mich an den Blitz, den ohrenbetäubenden Knall, an Olive, die wie eine Puppe an mir vorüberflog. Sie hatte so unwirklich ausgesehen, die Arme gekrümmt, die Beine schief, schlaff wie ein Sandsack, der durch die Luft geschleudert wird und mit einem plötzlichen Aufprall landet.
    Olive mußte tot sein. Es war unmöglich, sie wieder zusammenzuflicken, all die Teile, die bei der Explosion aus ihrem Inneren nach außen gekehrt worden waren.
    Ich erinnerte mich an Terry, dem das Blut übers Gesicht lief. War auch er tot? Ich sah Daniel an und überlegte, wie schlimm es wohl war.
    Daniel schien meine Frage zu ahnen. »Du bist okay, Kin. Alles in Ordnung. Du bist im Krankenhaus, und Terry ist auch hier«, sagte er. Und nach kurzem Zögern: »Olive hat es nicht geschafft.«
    Ich schloß wieder die Augen, hoffte, er würde gehen.
    Ich konzentrierte mich auf meine verschiedenen Körperteile, hoffte, daß noch alle vollständig waren. Viele wertvolle Teile

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