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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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standen und Bibianna mit vorgehaltener Pistole abgeschleppt haben. Und auf einmal knallten Schüsse. Die Bullen kamen. Und Bibianna und ich wurden in den Knast gekarrt...«
    Das war schon etwas sichereres Terrain, da ich ja wusste, dass Dawna ungefähr in dem Moment verschwunden war, als Chago den Treffer abgekriegt haben musste. Ich ging davon aus, dass sie selbst nicht wusste, was danach passiert war. Überhaupt beunruhigte mich dieses ganze Thema wesentlich weniger als der Gedanke, sie könnte sich an unsere Begegnung bei der CF erinnern.
    Sie hatte mein Gesicht gemustert, mit gerunzelter Stirn und einem Blick von der Sorte, die anzeigt, dass die Erinnerung mit einer dicken Wolkendecke verhangen ist. Aber dieser Nebel konnte sich jeden Augenblick lichten. »Sie verarscht dich, Raymond.«
    »Überlass das mir«, sagte er gereizt. Er wandte sich ab, zündete sich eine Zigarette an und musterte mein Gesicht, während er den ersten Zug inhalierte.
    Das Telefon klingelte. Wir fuhren alle vier herum und starrten es an. Luis rührte sich als erster und nahm ab. »Hallo?« Er horchte kurz in den Hörer und legte dann die rechte Hand über die Sprechmuschel. »Da ist ein Bulle dran, der sagt, sie haben den Wagen gefunden.«
    Raymond nahm den Hörer. »Hallo?... Ja, am Apparat... Ist jemand verletzt? Ach, wirklich? Oh, das tut mir Leid. Wo? Mmmhmm... verstehe. Und wo ist der Wagen jetzt? Ja, klar weiß ich, wo das ist... Ach, tatsächlich? Das ist ja sehr bedauerlich.«
    Raymond legte auf und sah Luis an. »Bibianna hatte einen Unfall, oben im Topanga Canyon. Nach dem, was der Bulle gesagt hat, hat Chopper den Caddy die Felsen runterbefördert.«
    »Ohne Scheiß, Mann«, sagte Luis.
    Ich spürte, wie mir das Herz im Hals bummerte. »Und Bibianna? Ist ihr was passiert?«
    Raymond machte eine unwirsche Handbewegung. »Keine Bange. Sie ist im St. John. Los, holen Sie Ihre Jacke. Es gibt was zu tun.« Er grinste Luis an. »Tolle Sache. Der Caddy ist Schrott. Das sind zweitausendfünfhundert Eier.« Er sah mein Gesicht. »Was gucken Sie so? Das Geld steht mir von Rechts wegen zu«, sagte er philisterhaft.
    »Und ich?«, schaltete sich Dawna ein.
    »Du kannst mitkommen, wenn du willst, oder hierbleiben und dich aufs Ohr legen. Du siehst ziemlich geschafft aus. Wir sind in einer Stunde wieder da. Dann fahren wir rüber zum Bestattungsinstitut. «
    Sie guckte einen Moment lang unentschieden und gab dann nach. »Geht ihr allein. Ich hau mich eine Runde hin.«
    Raymond fuhr viel zu aggressiv für die Verkehrsbedingungen. Ich saß vorn, eingequetscht zwischen ihm und Luis. Ich stützte mich mit einer Hand am Armaturenbrett ab und stieß unwillkürlich jedes Mal einen kleinen Laut aus, wenn Raymond ohne zu blinken die Spur wechselte oder seinem Vordermann fast auf die Stoßstange auffuhr, ehe er ausscherte und mit einem finsteren Blick in den Spiegel vorbeizischte. Er presste die Zähne zusammen. Sein Gesicht zuckte jetzt eigentlich permanent, und für alle Widrigkeiten dieser Welt musste irgendjemand anderes herhalten. Selbst Luis wurde es zu viel, und ihm entfuhr ein leises »Jesus«, als Raymond wieder um ein Haar einem Zusammenstoß entgangen war.
    Die beiden redeten über mich hinweg, als sei ich Luft. Deshalb dauerte es eine Weile, bis ich kapierte, wovon sie sprachen.
    Raymond sagte: »Das dumme Luder ist wohl in Topanga vom 101er abgefahren. Herrgott, wie kann man nur so blöd sein? Das ist doch mitten im Nichts. Kennst du die Strecke?«
    »Klar. Wilde Gegend«, sagte Luis.
    »Der absolute Horror. Dort sind die Berge steil wie Wände, und neben der Straße geht’s gleich senkrecht runter. Sie hätt’ in ‘ner belebten Gegend bleiben sollen und zusehen, dass sie ein Bullenauto findet. Wer soll ihr denn da draußen helfen? Chopper brauchte nichts weiter zu tun, als abzuwarten, bis sie in einer von den Haarnadelkurven war, und dann Bumm !« Raymond machte eine verächtliche Handbewegung. »Der Bulle meint, er hat den Caddy von hinten gerammt und ist dabei hängen geblieben. Schwupp!« Er machte eine Art Tauchbewegung mit der Hand.
    Ich starrte Raymond an. »Er ist mit runtergerauscht?«
    Raymond sah mich an, als hätte ich plötzlich begonnen, Spanisch zu reden. »Was denken Sie denn, wovon wir die ganze Zeit reden? Chopper ist tot, und sie wird’s auch nicht mehr lange machen. Geschieht ihr recht. Haben Sie das nicht kapiert? Bibianna ist auf der Dings... auf der Intensivstation.«
    »O nein«, sagte ich.
    »He, was soll das?

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