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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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klügsten, den Mund zu halten und die Dinge sich entwickeln zu lassen wie beim Stegreif-Theater. Da es sowieso kein Entkommen gab, schlenderte ich, nachdem ich mir die Handtasche unter den Arm geklemmt hatte, zum Küchentisch hinüber. Ich setzte mich und deponierte die Tasche beiläufig neben einem Vorderbein meines Stuhls. Dann nahm ich mir Bibiannas ramponiertes Kartenspiel. Ich mischte und versuchte mich zu erinnern, wie Bibianna ihre Patiencen auszulegen pflegte.
    Das Gespräch zwischen Dawna und Raymond hatte sich gerade der Schießerei zugewandt. Just in diesem Moment sichtete sie mich. »Was macht die denn hier?«
    Na denn, dachte ich. Los geht’s.
    Raymond schien erschrocken über ihre Reaktion, in der ein deutlich feindseliger Ton geschwungen hatte. »Oh, entschuldige, Dawna. Das ist Hannah. Eine Freundin von Bibianna.«
    Dawnas schwarzumrandete Augen waren eisblau und hinterhältig. »Warum fragst du sie nicht? Sie war doch an dem Abend mit dabei.«
    » Sie war dabei?«
    »Sie war in dem Restaurant und hat mit ihnen am Tisch gesessen, als ich vom Telefon kam.«
    Raymond schien gar nichts mehr zu verstehen. »Du sprichst von Hannah?«
    »Herrgott, Raymond. Hab’ ich doch eben gesagt, oder nicht?«
    Er wandte sich mir zu. »Ich dachte, Sie haben Bibianna im Gefängnis getroffen. Ich dachte, ihr kennt euch aus der Zelle?«
    Ich fing an, die Karten auszulegen, als sei nichts. Sieben Karten, die erste aufgedeckt, die anderen sechs mit dem Gesicht nach unten. »Das hab’ ich nie behauptet. Sie haben uns zusammen eingebuchtet, aber getroffen hatten wir uns schon vorher, in einer Tanzbar. Ich dachte, das hätte sie Ihnen erzählt oder ich hätt’ was gesagt.«
    Nächste Runde: ersten Stapel auslassen. Die aufgedeckte Karte auf den zweiten Stapel, die fünf anderen verdeckt. Einfach nur locker eine Patience legen. Luis war ganz Ohr, aber sorgsam darauf bedacht, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, damit Raymond nicht am Ende noch auf ihn losging.
    »Was zum Teufel haben Sie da gemacht, mit ihr und diesem Jimmy Tate?«
    Aha, er war also dahinter gekommen, dass es Tate gewesen war, vermutlich, weil Dawna ihm den Kerl beschrieben hatte. »Ich hab’ gar nichts gemacht. Wir waren nur kurz ein Haus weiter gegangen, um was zu essen, und plötzlich standen diese beiden da.«
    »Bibianna war mit Jimmy Tate zusammen?«
    Dawna schnaubte: »Großer Gott, Raymond. Bist du schwer von Begriff? Du klingst wie ein Papagei.« Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie ungemein sie das Ganze befriedigte. In ihrer Familienkonstellation hatte sie sich vermutlich damit wichtig gemacht, dass sie ständig ihre Geschwister verpetzt hatte.
    Raymond ignorierte sie und konzentrierte sich ganz auf mich. »Wieso haben Sie mir nie gesagt, dass Bibianna an dem Abend mit diesem Kerl zusammen war?«
    »Jimmy Tate war mit mir da. Wir haben Bibianna in der Bar getroffen und sie gefragt, ob sie noch mitkommt, was essen. Was ist denn daran so schlimm?«
    »Ich glaub’ Ihnen nicht.«
    Ich hörte mit Kartenauslegen auf. »Sie glauben mir nicht?«
    »Ich glaube, dass Sie lügen.«
    »Jetzt ist aber Schluss, Raymond. Wir kennen uns jetzt ganze fünf Tage. Wie komme ich dazu, mich plötzlich vor Ihnen für irgendwas zu rechtfertigen?«
    Raymonds Augen waren glitzrig, seine Stimme einen ganzen Tick zu sanft für meinen Geschmack. »Nach dem, was Dawna sagt, hat Tate meinen Bruder erschossen. Haben Sie das gewusst?«
    Uuups. Das hatte ich nun allerdings gewusst. Ich sagte nichts und wunderte mich nur, wieso mein Mund auf einmal so trocken war. Mir fiel keine passende Antwort ein. Ausnahmsweise versagte mein Lügengenerator.
    »Reden Sie«, sagte er. »Hat Tate meinen Bruder erschossen?«
    Ich versuchte, zwischen den Alternativen zu lavieren, weil ich mich nicht jetzt schon auf einen Kurs festnageln wollte. »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Als die Schießerei anfing, hab’ ich mich hingeworfen.«
    »Sie haben nichts davon gesehen, dass dieser Tate eine Kanone hatte?«
    »Na ja, ich wusste, dass er eine hatte, aber ich hab’ keine Ahnung, was er damit gemacht hat, weil ich nichts mitgekriegt habe.«
    »Und Chago? Sie haben doch gesehen, dass er getroffen war. Was haben Sie gemeint, wer da geschossen hatte?«
    »Keinen Schimmer. Ehrlich. Ich hatte keinen blassen Dunst, was passiert war. Ich weiß nur, dass Tate und ich Bibianna getroffen haben und dass wir nach nebenan gegangen sind, um noch was zu essen, und dass dann plötzlich diese beiden vor uns

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