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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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was haben Sie für eine Theorie?«
    »O nein! Von mir hören Sie erst etwas, nachdem ich noch ein paar Sachen überprüft habe. Rufen Sie mich heute Nachmittag an — oder noch besser, ich setze mich mit Ihnen in Verbindung, sobald wir wissen, um was es sich handelt. Bis dahin haben Sie vielleicht schon selbst etwas zu berichten.«
    Sie legte auf und ich ebenfalls. Dann blieb ich, völlig perplex, ganz einfach sitzen.
    Dietz beobachtete mich. Meinem Gesprächsbeitrag am Telefon hatte er ohne weiteres entnehmen können, dass es keine glatte Sache mehr war. »Was ist passiert?«
    »Holen wir deinen Wagen, und fahren wir zu Irene. Ich möchte mit Clyde reden.« Ich rief schnell bei Gershs an, um sie auf unseren Besuch vorzubereiten, und bestellte anschließend ein Taxi.
    Auf der Fahrt zum Hotel, mit Irenes Schachtel auf dem Schoß, setzte ich Dietz ins Bild. Beim Edgewater angekommen, trödelte er mit seinem Porsche herum und untersuchte Motor und Elektrik, ehe er bereit war, den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken. Es war nicht mehr derselbe Parkwärter, dem wir den Wagen gestern Abend übergeben hatten, und obwohl der Junge schwor, es sei niemand in der Nähe des Porsche gewesen, wollte Dietz sich nicht darauf verlassen.
    »Messinger weiß wahrscheinlich nicht einmal, wo bei einer Bombe vorn und hinten ist, aber ich möchte auch keine unangenehme Überraschung erleben«, sagte er. Ich wartete, während er sich der Länge nach auf den Boden legte und halb unter den Wagen schob, um sich ihn auch von unten gründlich anzusehen. Offenbar gab es keine überflüssigen Drähte, keine sichtbaren Sprengkapseln, keine ordentlich verschnürten Päckchen mit Dynamit. Zufrieden stand er auf, klopfte sich den Staub ab und ließ mich einsteigen.
    Ausnahmsweise fuhr er langsam und machte ein Gesicht, als sei er in Gedanken weit weg.
    »Worüber grübelst du nach?«, fragte ich.
    »Ich habe an Messinger gedacht und mich gefragt, ob es uns etwas nützen könnte, wenn wir uns mit seiner Exfrau unterhalten würden.«
    »In Los Angeles?«
    »Wir könnten sie auch bitten herzukommen. Wir wissen, dass er Eric bei sich hat — zumindest war er gestern Abend noch bei ihm. Sie würde bestimmt mit beiden Händen zugreifen, wenn sie eine Möglichkeit sähe, ihr Kind zurückzubekommen. Vielleicht können wir ihr helfen, und sie könnte sich dafür bei uns revanchieren.«
    »Wie?«
    Dietz zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich noch nicht, aber es ist immer noch besser, als gar nichts zu tun.«
    »Weißt du, wie du dich mit ihr in Verbindung setzen kannst?«
    »Ich habe daran gedacht, dich abzusetzen und zu Dolan zu fahren.«
    »Klingt gut. So können wir’s machen.«
    Wir hielten vor dem Gersh-Haus. Dietz hielt die Schachtel, während ich mich aus dem extrem tiefen Sitz in die Höhe schraubte. Auf der vorderen Veranda stellte er sie neben der Tür ab. Ich klingelte. Wir hatten verabredet, dass ich hier auf ihn warten sollte. »Beeil dich«, sagte ich leise. »Ich möchte nicht den ganzen Tag bei Irene festsitzen.«
    »Höchstens eine Dreiviertelstunde. Sollte es länger dauern, rufe ich an. Sei vorsichtig.« Er drängte mich an die Hauswand und küsste mich, dass sich meine Zehen kringelten, dann winkte er mir lässig zu und marschierte den Gartenweg hinunter.
    Jermaine öffnete und trat beiseite, um mich einzulassen; zugleich sprang der Motor des Porsche an, und der Wagen fuhr los. Ich war noch bemüht, mich zu fassen, versuchte den Eindruck einer nüchternen und sachlichen Privatdetektivin zu machen, obwohl mein Schlüpfer nass geworden war. Jermaine und ich begrüßten uns mit den üblichen Floskeln. Irgendwo im Haus klingelte das Telefon. Jermaine hörte es auch und hob die Stimme, als verkündete sie den letzten Reihen eines Auditoriums: »Ich geh schon ran!« Sie entschuldigte sich und entfernte sich erstaunlich anmutig in Richtung der Küche.
    Das Haus war sonst still. Das Wohnzimmer lag im Schatten der Wacholderhecke an der Grundstücksgrenze. Ich ging auf einen der Beistelltische zu und knipste eine Lampe an. Dann beugte ich mich leicht seitlich vor und schaute durch einen Bogengang zu meiner Linken. Irene saß auf der verglasten Sonnenveranda neben dem Wohnzimmer an einem Schreibtisch. Ein kleines tragbares Radio spielte klassische Musik, und ich nahm an, dass sie deshalb die Türklingel nicht gehört hatte. Sie trug einen Morgenrock und Pantoffeln und sah noch schlechter aus als am Abend vorher. Sie war immer blass, doch jetzt

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