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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Der Mann war systematisch. Das mußte ich ihm zugute halten. Sämtliche berufsbedingten Gebühren auf seiner Telefonrechnung wurden später seiner Dienststelle in Rechnung gestellt und entsprechend vergütet. Er ließ sich nicht einen Penny zuviel ausbezahlen. Es gab weder Anzeichen für Verschwendung noch Hinweise auf irgendwelche überhöhten oder unerklärlichen Ausgaben. Ich hörte einen Wagen in die Einfahrt fahren. Wenn es Selma wäre, würde ich ihr erklären, dass ich aufhörte, damit sie nicht noch mehr von Toms sauer verdientem Geld hinauswarf. Die Haustür öffnete und schloß sich wieder. Ich rief »Hallo« und wartete auf eine Antwort. »Selma, sind Sie das?« Ich wartete wieder. »Oder der Schwarze Mann?«
    Diesmal bekam ich zur Antwort ein männliches »Yo!« zu hören, und Seimas Sohn Brant erschien in der Türöffnung. Er trug eine rote Strickmütze, einen roten Jogginganzug und nagelneue weiße Reeboks aus Leder. Um seinen Hals hing ein weißes Handtuch. Mit seinen fünfundzwanzig Jahren war Brant der Typ Mann, nach dem sich matronenhafte Hausfrauen im Supermarkt umdrehen, um ihn im Vorbeigehen verstohlen zu mustern. Er hatte dunkles Haar und buschige Brauen über ernsten braunen Augen. Sein Teint war makellos, das Kinn kantig und die Wangen so fein geschwungen, als sei sein Gesicht aus Ton geformt. Er hatte volle Lippen und eine gute Farbe: eine kräftige Winterbräune, überzogen von einem durch Schnee und Wind hervorgerufenen rötlichen Glanz. Seine Figur war untadelig: breite Schultern, flacher Bauch und eine schmale Hüftpartie. Wäre ich jünger gewesen, hätte ich mir bei seinem Anblick einen Seufzer nicht verkneifen können. Aber mittlerweile schließe ich jeden Mann aus, der so viel jünger ist als ich - erst recht, wenn er mir beruflich begegnet. Allerdings hatte ich erst in einer harten Schule lernen müssen, Vergnügen und Arbeit nicht zu vermischen. »Meine Mom ist noch nicht zu Hause?« fragte er und zog sich das Handtuch vom Hals. Gleichzeitig nahm er die Strickmütze ab, und so konnte ich sehen, dass sich sein vom Training verschwitztes Haar in kleinen Locken ringelte. Sein Lächeln brachte ebenmäßige weiße Zähne zum Vorschein. »Sie müßte jeden Moment kommen. Ich bin Kinsey. Sind Sie Brant?« »Ja, Ma'am. Tut mir leid. Ich hätte mich vorstellen sollen.« Wir schüttelten uns über den mit Plunder vollgestellten Schreibtisch seines Vaters hinweg die Hände. Seine Handfläche war seltsam grau. Als er sah, dass ich es bemerkt hatte, grinste er verlegen. »Das kommt von den Gewichtheberhandschuhen. Ich war gerade beim Training«, erklärte er. »Ich habe das Auto draußen stehen sehen und mir gedacht, dass Sie hier sein müssen. Wie läuft's denn bis jetzt?«
    »Ganz gut, würde ich sagen.«
    »Dann lasse ich Sie jetzt lieber weitermachen. Wenn Mom kommt, sagen Sie ihr, dass ich unter der Dusche stehe.« »Klar.«
    »Bis gleich dann.«
    Selma kam um Viertel nach zwölf nach Hause. Ich hörte, wie das Garagentor hinauf- und wieder herunter ratterte. Wenige Minuten später ging sie durch die Tür, die von der Garage in die Küche führte. Kurz darauf hörte ich Geschirr klirren, die Kühlschranktür auf- und wieder zugehen und dann das Klappern von Besteck. Mit einer Art Trägerschürze aus Baumwolle über einer Hose und einem dazu passenden Pullover erschien sie schließlich in der Tür zum Arbeitszimmer. »Ich mache Sandwiches mit Hühnchensalat, falls Sie mit uns essen wollen. Haben Sie Brant schon kennengelernt?« »Ja. Hühnchensalat klingt prima. Soll ich Ihnen helfen?« »Nein, nein, aber kommen Sie doch rüber, dann können wir uns unterhalten, während ich alles vorbereite.«
    Ich folgte ihr in die Küche, wo ich mir die Hände wusch. »Wissen Sie, was ich noch nicht gefunden habe? Toms Notizbuch. Hat er sich denn keine Notizen gemacht, wenn er in einem Fall ermittelte?«
    Erstaunt wandte sich Selma von der Arbeitsfläche ab, wo sie die Sandwiches belegte. »Aber natürlich. Es war ein kleines Ringbuch mit schwarzem Ledereinband, etwa so groß wie eine Karteikarte, vielleicht etwas größer, aber nicht viel. Es muß hier irgendwo liegen. Er hatte es immer bei sich.« Sie zerteilte die Sandwiches in zwei Hälften und legte sie auf eine am Rand mit Petersilie dekorierte Platte. Jedesmal, wenn ich Petersilie kaufe, verwandelt sich sich in unansehnlichen Matsch. »Sind Sie sicher, dass es nicht da ist?« wollte sie wissen.
    »Es ist mir noch nicht untergekommen. Ich habe seine

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