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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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sah mich an. »Hören Sie, ich kann Ihnen folgendes sagen, ohne damit jemandem zu nahe treten zu wollen: Selma hat andauernd versucht, sich in Toms Angelegenheiten einzumischen, sie hat ihn ständig wegen irgend etwas bedrängt, nur für den Fall, dass der arme Kerl mal vorübergehend einen eigenen Gedanken faßte. Diese Frau hat eine emotionale Radaranlage eingebaut und tastet ununterbrochen ihre Umgebung auf der Suche nach Dingen ab, die sie nichts angehen. Wenn Sie das weitersagen, bestreite ich es, also können Sie sich die Atemluft sparen.« »Ich habe nicht die Absicht, es weiterzusagen. Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen...«
    »Dann wissen Sie sicher auch folgendes zu schätzen«, sagte er. »Tom hat nie ein Wort gegen Selma gesagt, aber ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass es anstrengend ist, mit ihr zusammenzusein. Tom war ein anständiger Kerl, aber jetzt, wo er tot ist, bin ich erleichtert darüber, dass ich sie nicht mehr sehen muß. Meine Frau und ich hatten im Grunde nie Lust, mit Selma zusammenzusein. Wir haben uns eben getroffen, wenn wir es ihm zuliebe mußten. Falls das gehässig klingt, tut es mir leid, aber so ist es eben.
    Der beste Rat, den ich Ihnen geben kann, ist, den Mann in Frieden zu lassen. Er ist in seinem Grab noch nicht einmal ganz kalt geworden, und schon versucht sie, ihn wieder auszugraben.«
    »Könnte er sich über einen Fall den Kopf zerbrochen haben?«
    Mit einem kurzen, ungläubigen Lächeln darüber, dass ich nicht lockerließ, wandte er den Blick von mir ab. Ich sah ihm an, wie er an sich hielt und um Geduld rang, während er hoffte, mich loszuwerden. »Als er starb, hatte er zehn, fünfzehn Akten auf seinem Tisch liegen. Und nein, die können Sie nicht einsehen, also fragen Sie gar nicht erst.«
    »Aber nichts besonders Verstörendes?«
    »Ich sehe mich leider außerstande, Ihnen zu sagen, was Tom verstört hat und was nicht.«
    »Wer hat seine Arbeit übernommen?«
    »Ein paar Fälle habe ich übernommen. Vor kurzem hat ein neuer Kollege angefangen, und der erledigt den Rest. Diese Informationen sind allesamt nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Ich habe nicht vor, laufende Ermittlungen zu gefährden, nur um Seimas morbide Neugier zu befriedigen, also können Sie sich diese Idee abschminken.«
    »Glauben Sie, dass Tom private Probleme hatte, die er vor ihr geheimhalten wollte?«
    »Fragen Sie jemand anderen. Ich will nichts mehr über Tom sagen.«
    »Was ist denn schon dabei? Wenn Sie mir ein bißchen weiterhelfen würden, wäre ich schon wieder weg«, sagte ich.
    Anstelle einer Antwort stieg er ins Auto und schlug die Tür zu. Er drehte den Schlüssel im Zündschloß und drückte einen Knopf am Armaturenbrett. Das Seitenfenster fuhr mit leisem Surren herunter. Als er wieder sprach, wirkte sein Tonfall freundlicher. »He, das klingt jetzt vielleicht unhöflich, aber tun Sie sich selbst einen Gefallen und lassen Sie die Sache fallen, ja? Selma ist eine Narzißtin. Sie bildet sich ein, alles dreht sich um sie.«
    »Und das ist hier nicht der Fall?«
    Er drückte erneut auf den Knopf, und das Fenster glitt wieder nach oben. Ende der Debatte. Ende des Frage-und-Antwort-Spiels. Er legte den Rückwärtsgang ein, fuhr aus der Parklücke und rauschte mit einem leisen Quietschen davon, als er in den ersten Gang schaltete. Ich konnte ihm nur noch nachstarren. Zu spät merkte ich, wie mir eine brennende Hitze ins Gesicht stieg. Ich hob eine Hand an die Wange, als hätte man mich geohrfeigt.

7
    Ich stieg in meinen Wagen und fuhr zu Selma zurück, nach wie vor völlig ahnungslos. Ich konnte nicht sagen, ob Rafer etwas wußte oder ob er nur verärgert darüber war, dass Selma eine Privatdetektivin engagiert hatte.
    Seltsamerweise fand ich seine Schroffheit eher anregend als entmutigend. Tom war ohne große Vorwarnung gestorben, draußen auf der Landstraße, ohne noch die Möglichkeit zu haben, seine Angelegenheiten zu ordnen. Fürs erste ging ich davon aus, dass Seimas Vermutung zutraf. Ich ließ mein Auto vor dem Haus stehen und ging über den Rasen zur Veranda. Selma hatte einen Zettel an die Tür geklebt, auf dem stand, dass sie bis Mittag drüben in der Kirche sei. Ich versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war unverschlossen, und so brauchte ich den Schlüssel gar nicht, den sie mir am Abend zuvor gegeben hatte. Ich ging hinein und rief »Hallo« für den Fall, dass Brant im Haus war. Niemand erwiderte mein Rufen, obwohl drinnen einige Lichter brannten. Ich nahm

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