Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
lachsfarbenen Bougainvilleen war erneut zu einem bunten Blütenmeer aus Krokussen, Hyazinthen und blühenden Pflaumenbäumen angeschwollen. Der Himmel zeigte sich in einem sanften Blau, und die Luft war mild und duftete. Veilchen tupften den Rasen. Ich hatte es satt, meine Tage abgeschottet im Stadtarchiv zu verbringen und Übertragungsurkunden oder Unterlagen über Steuerpfandrechte für Klienten zu suchen, die unterdessen garantiert fröhlich Tennis oder Golf spielten oder anderen Freizeitvergnügungen nachgingen.
Vermutlich litt ich an einer neuartigen, vielleicht sogar unheilbaren Form von Frühjahrsmüdigkeit, die sich darin äußerte, dass ich mich angeödet, unruhig und vom Rest der Menschheit wie abgeschnitten fühlte. Mein Name ist Kinsey Millhone. Ich bin Privatdetektivin und lebe in Santa Teresa, hundertfünfzig Kilometer nördlich von Los Angeles. Am fünften Mai, also in vier Wochen, würde ich siebenunddreißig Jahre alt werden, ein Ereignis, das vermutlich zu meinem allgemeinen Unbehagen beitrug. Ich führe ein aufs Nötigste beschränktes Leben, unbelastet von Kindern, Haustieren oder echten Zierpflanzen.
Am 15. Februar, erst vor zwei Monaten, hatte ich ein neues Büro bezogen, nachdem ich meine Verbindung zur Anwaltskanzlei Kingman und Ives gelöst hatte. Lonnie Kingman hatte ein Haus an der unteren State Street gekauft, und obwohl er angeboten hatte, mich mitzunehmen, hatte ich das Gefühl gehabt, dass es an der Zeit war, mich unabhängig zu machen.
Das war mein erster Fehler.
Mein zweiter Fehler war eine unselige Begegnung mit zwei Vermietern, die nicht ganz koscher gewesen waren, wodurch ich erneut auf der Straße stand.
Mein dritter Irrtum in Sachen Büro war derjenige, mit dem ich nun konfrontiert war. In meiner Ratlosigkeit hatte ich Räume in einem nichts sagenden Häuschen an der Caballeria Lane gemietet, wo ein paar identische Steinbungalows am Straßenrand aufgereiht standen wie die drei kleinen Schweinchen. Der Häuserblock – kurz, schmal und von Autos gesäumt – lag zwischen der Santa Teresa und der Arbor Street, einen Block nördlich der Via Madrina, also mitten im Stadtzentrum. Obwohl der Preis stimmte und die Lage hervorragend war – einen Katzensprung von dem Gerichtsgebäude, dem Polizeirevier und der Stadtbibliothek entfernt –, blieb das Büro selbst in betrüblicher Weise hinter meinem Ideal zurück.
Das Objekt bestand aus zwei Räumen. Den größeren hatte ich als mein eigentliches Büro vorgesehen; den kleineren nutzte ich als eine Kombination aus Bibliothek und Empfangsbereich. Dazu kam noch eine kombüsenartige Küche, in der ich einen kleinen Kühlschrank, meine Kaffeemaschine und den Trinkwasserspender stehen hatte. Außerdem gab es ein kleines, muffiges Kabuff mit einer trostlos aussehenden Toilette und einem Waschbecken. Dort drinnen roch es nach Moder, und ich vermutete, dass nachts, wenn alle Lichter aus waren, winzige Tierchen um die Fußleisten herumwuselten. Zum Ausgleich hatte mir der Hausbesitzer eine unbegrenzte Menge von Dosen mit Billigfarbe angeboten, und so hatte ich den größten Teil der Woche damit zugebracht, mehrere Schichten weiße Latexfarbe über das vorherige schreiende Pink zu streichen, einen Farbton, der mich an pulsierende innere Organe erinnert hatte. Außerdem hatte er eingewilligt, die Teppiche reinigen zu lassen – nicht, dass man danach einen Unterschied gemerkt hätte. Der beige Nylonteppichboden aus Hoch-Tief-Schlingenware war vom langen Gebrauch verfilzt und schien geradezu Verzweiflung auszudünsten. Ich hatte den Schreibtisch, den Drehstuhl, die Aktenschränke, das Sofa und das Sortiment an künstlichen Pflanzen wieder und wieder umgestellt, doch nichts konnte die umfassende Ausstrahlung von Trostlosigkeit vertreiben, die die Räume befallen hatte. Ich hatte genug Geld auf dem Sparbuch (fünfundzwanzigtausend Dollar, falls es jemanden was angeht), also hätte ich mich theoretisch nach einem wesentlich schickeren Büro umsehen können. Andererseits waren die Räume für dreihundertfünfzig im Monat bezahlbar und kamen einem meiner Lebensgrundsätze entgegen, nämlich niemals, niemals, niemals über meine Verhältnisse zu leben. Ich will nicht gezwungen sein, Aufträge anzunehmen, um meine laufenden Kosten decken zu können. Das Büro soll ja mir dienen, nicht umgekehrt.
Da die Bungalows rechts und links von mir leer standen, fühlte ich mich isoliert, was meine jüngst aufgekommene Ambivalenz angesichts meines Singledaseins
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