Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
vor mir auf den Tisch. Ich steckte mir den letzten Bissen meines Sandwichs in den Mund und wischte mir die Hände an einer Serviette ab, bevor ich nach den Papieren griff. Auf den ersten Blick sah ich, dass es Kopien einer Akte aus dem Sheriffbüro waren. Die Titelseite trug die Bezeichnung 187 PC, was darauf hindeutete, dass es sich um einen Mord handelte. Dahinter folgte die Fallnummer. Die Seiten wurden von Klammern zusammengehalten, insgesamt etwa fünfundsechzig oder siebzig Blätter, denen hinten ein paar Seiten handschriftliche Notizen beigeheftet waren. Ich kehrte zum Deckblatt zurück.
Opfer: unidentifizierte Fra efunden: Sonntag, 3. August 1969
Fundort: Grayson-Steinbruch, Highway l, Lompoc
Unter »ermittelnde Beamte« waren vier Namen aufgeführt, darunter auch der von Stacey Oliphant. Dolan beugte sich vor. »Wie Sie sehen, hat er ursprünglich zu den ermittelnden Beamten gehört. Stace und ich waren diejenigen, die die Leiche gefunden haben. Wir waren damals mit einem Jeep dort raufgefahren und hatten am Straßenrand geparkt, um auf Rotwildjagd zu gehen. Ich glaube, inzwischen ist die Zufahrt mit einem Tor abgesperrt, aber damals war das Grundstück offen. Sowie wir ausgestiegen waren, haben wir den Geruch wahrgenommen. Wir wussten beide, was es war – etwas, das schon seit Tagen tot war. Lang haben wir nicht gebraucht, um rauszufinden, was es genau war. Sie war wie ein Sack Müll einen kleinen Erdwall hinuntergeworfen worden. Und an diesem Fall hat er gearbeitet, als er krank geworden ist. Es hat ihm keine Ruhe gelassen, dass man nie herausgekriegt hat, wer sie war, geschweige denn, wer sie umgebracht hat.«
Durch meinen Kopf zogen vage Erinnerungsfetzen. »Ich kann mich daran erinnern. War sie nicht erstochen und dann abgeladen worden?«
»Genau.«
»Irgendwie seltsam, dass es nie gelungen ist, sie zu identifizieren.«
»Das fand er auch. Es ist einer dieser Fälle, die ihm nicht aus dem Sinn gegangen sind. Er war der Meinung, er müsse irgendetwas übersehen haben. Immer wieder hat er sich darüber hergemacht, aber er ist nicht viel weiter gekommen.«
»Und was meinen Sie – dass man die Sache noch mal anpacken sollte?«
»Wenn ich ihn dazu überreden kann. Ich glaube, es würde seine Stimmung enorm aufhellen.«
Ich blätterte die Kopien durch und verfolgte den Ablauf von Daten und Vorgängen. »Sieht aus, als wäre einfach alles mit drin.« »Schwarz-Weiß-Abzüge der Fotos vom Fundort eingeschlossen. Er hatte zwar noch ein paar andere Akten da, aber die hier ist mir ins Auge gestochen.« Er hielt inne, um sich den Mund abzuwischen, und schob dann seinen Teller beiseite. »Es würde ihn aufheitern, wieder in den Fall einzusteigen und zu versuchen, neue Erkenntnisse aufzutreiben. Er kann als Ermittlungsleiter fungieren, und wir machen die Kleinarbeit.«
Ich ertappte mich dabei, wie ich die Augen aufriss. »Sie und ich.«
»Sicher, warum nicht? Wir können Sie für Ihren Zeitaufwand bezahlen. Fürs Erste schlage ich einfach nur vor, dass wir drei uns zusammensetzen und uns unterhalten. Wenn ihm die Idee gefällt, machen wir weiter. Wenn nicht, wird mir schon was anderes einfallen.«
Ich tippte auf die Unterlagen. »Ich will mich ja nicht in Binsenweisheiten ergehen, aber das hier ist achtzehn Jahre alt.«
»Ich weiß, aber abgesehen von Staceys Interesse hat es in dem Fall seit 1970 oder so keinerlei Vorstöße mehr gegeben. Was, wenn wir ihn aufklären könnten? Stellen Sie sich nur vor, was das für ihn bedeuten würde. Es könnte alles verändern.« Zum ersten Mal zeichnete sich eine gewisse Lebhaftigkeit auf seiner Miene ab.
Ich tat so, als müsse ich nachdenken, doch es gab nicht viel zu überlegen. Ich hatte genug von der Büroarbeit. Die Aktenrecherchen und die Personenüberprüfungen standen mir bis obenhin. »Stacey hat nach wie vor Zugang zum Sheriffbüro?«
»Sicher. Eine Menge Leute dort haben eine enorm hohe Meinung von ihm. Wahrscheinlich können wir alles kriegen, was wir haben wollen – in einem vernünftigen Rahmen natürlich.« »Lassen Sie mich das hier mit nach Hause nehmen und lesen.«
Dolan lehnte sich zurück und bemühte sich, nicht allzu erfreut dreinzusehen. »Ich bin von sechs bis Mitternacht drüben im CC’s. Kommen Sie bis acht Uhr vorbei, dann können wir auf einen Sprung zum St. Terry’s fahren und Stacey auf den neuesten Stand bringen.«
Ich merkte, wie ich ebenfalls lächeln musste.
2
Den frühen Nachmittag verbrachte ich in meinen neuen
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