Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
Vom Netzwerk:
Büroräumen und hackte auf meiner tragbaren Smith-Corona herum. Ich tippte zwei überfällige Berichte, machte die Ablage, schrieb Rechnungen und räumte den Schreibtisch auf. Um drei begann ich mit den unbezahlten Rechnungen, und um fünf nach halb vier stellte ich den letzten Scheck aus. Ich steckte ihn in den Rückumschlag und leckte den Kleberand derart unvorsichtig ab, dass ich mir fast in die Zunge geschnitten hätte. Als das erledigt war, ging ich in den vorderen Raum und stellte sämtliche unausgepackten Kisten in den Wandschrank. Es geht doch nichts über ein bisschen Motivation, um den Hintern hochzukriegen.
    Mein Abendessen bestand aus einem Sandwich mit Erdnussbutter und Essiggurken, begleitet von einem Pepsi light auf Eis. Ich aß in meinem winzigen Wohnzimmer, gemütlich aufs Sofa gekuschelt, das in der Fensternische steht. Statt Geschirr benutzte ich ein zusammengefaltetes Stück Küchenkrepp, das sich nach Beendigung der Mahlzeit prima zum Mundabwischen verwenden ließ. Da der Frühling nahte, war es noch nicht ganz dunkel. Die Luft war immer noch kühl, vor allem nach Sonnenuntergang. Durch das einen Spaltbreit geöffnete Fenster konnte ich von weiter weg einen Rasenmäher und gelegentliche Gesprächsfetzen von Passanten hören. Ich wohne einen Block vom Strand in einer Seitenstraße, die zusätzliche Parkplätze bietet, wenn es am Cabana Boulevard zu voll wird.
    Ich lümmelte mich bequem auf die Polster und legte die besockten Füße auf den Couchtisch, während ich mich an die Arbeit machte. Zuerst blätterte ich die Akte nur rasch durch, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Ein Detective namens Brad Crouse war Leiter der Ermittlungen in dem Fall. Die anderen Ermittlungsbeamten neben Stacey Oliphant waren Detective Keith Baldwin, Sergeant Oscar Wallen, Sergeant Melvin Galloway und Deputy Joe Mandel. Eine große Besetzung. Crouse hatte den größten Teil der Berichte verfasst und mehrere Durchschläge angefertigt, die Stacey offenbar aus der alten Mordakte kopiert hatte. Angesichts der vielen Durchstreichungen musste ich vermuten, dass Detective Crouse in seinem Schreibmaschinenkurs nicht der Beste gewesen war. Wenn ich das Ohr an die Seite hielt, könnte ich womöglich den missmutigen Widerhall seiner in die getippten Zeilen eingebetteten, lange verklungenen Flüche hören.
    Es ist seltsam, alte Akten durchzublättern – wie wenn man einen Krimi liest, dessen Ausgang man sich selbst verdirbt, indem man verfrüht auf die letzte Seite späht. Das letzte Dokument, ein Brief von einem Bodenexperten aus San Pedro, Kalifornien, stammte vom 28. September 1971 und führte aus, dass es unmöglich sei, die vom Sheriffbüro Santa Teresa County eingereichte Probe von Proben zu unterscheiden, die von ähnlichen Ablagerungen in anderen Gegenden Kaliforniens stammten. Hochachtungsvoll. Mit Bedauern. Ende der Fahnenstange für dich, Kumpel. Ich wandte mich wieder dem Anfang zu und begann erneut zu lesen. Diesmal machte ich mir Notizen.
    Laut dem ersten Beamten am Fundort war die Leiche des Mädchens über die Kante eines Erdwalls gerollt worden und etwa viereinhalb Meter weiter unten zum Stillstand gekommen, ungefähr fünfzehn Meter von der Landstraße entfernt. Con Dolan und Stacey Oliphant hatten sie an jenem Sonntag gegen fünf Uhr nachmittags gefunden – beziehungsweise gegen 17.00 Uhr, wenn man es offiziell formulieren will, wie es der Bericht tat. Sie lag auf der linken Seite auf einer zerknitterten Plane aus Segeltuch, die Hände vor dem Körper mit einem Stück weißem, plastikbezogenem Kabel gefesselt. Sie trug eine dunkelblaue Dacron-Bluse und eine weißgrundige Baumwollhose mit einem Muster aus dunkelblauen Margeriten mit einem roten Tupfen in der Mitte. Am rechten Fuß hatte sie eine lederne Sandale; die zweite fand man in einem Gebüsch in der Nähe. Spuren auf der Erde ließen vermuten, dass sie über das Gras am Straßenrand herübergezerrt worden war. Selbst vom oberen Ende des Abhangs konnten Dolan und Oliphant zahlreiche Stichwunden in ihrem Brustkorb erkennen. Außerdem war klar zu sehen, dass man ihr die Kehle durchgeschnitten hatte.
    Oliphant hatte sofort über Funk die Polizei in Lompoc gerufen. Da der Fundort in diesem Landkreis lag, wurden zwei Dienst habende Vertreter des Sheriffs dorthin beordert. Hilfssheriff Joe Mandel und Sergeant Melvin Galloway trafen zwanzig Minuten nach dem Anruf dort ein. Die Tote sowie die Umgebung des Fundorts wurden fotografiert. Dann wurde der Leichnam in

Weitere Kostenlose Bücher